zum Hauptinhalt
Der Spielentscheider. Max Kruse (links) glänzte gegen Hoffenheim als Vorbereiter und Vollstrecker. Den Mitspieler Christopher Lenz freut’s.

© Ralf Poller/Imago

Dank Stürmer Max Kruse: Der 1. FC Union fährt jetzt Porsche

Max Kruse kann es noch – wie gut, dass zeigte er beim 3:1-Sieg gegen Hoffenheim. Mit ihrem Starstürmer sind die Köpenicker auf der Überholspur unterwegs.

Das entscheidende Tor hätte Max Kruse am Montagabend eigentlich auch gleich selbst machen können. Weit in der Nachspielzeit lief er unbedrängt dem Hoffenheimer Tor entgegen – und musste den Ball nur noch an Oliver Baumann vorbeischießen.

Stattdessen legte der Offensivmann des 1. FC Union aber im letzten Moment noch einmal quer zum mitlaufenden Cedric Teuchert, der für seinen allerersten Bundesliga-Treffer den Ball nur noch in den leeren Kasten bugsieren musste. So machte Kruse ganz selbstlos den Deckel drauf auf den 3:1-Sieg der Köpenicker in Sinsheim.

Ob das frühere Sorgenkind Max Kruse inzwischen erwachsener geworden sei, fragte der Dazn-Reporter nach dem Spiel mit Hinweis auf diese selbstlose Aktion. Der 32-Jährige verneinte selbstverständlich. „Den hätte ich auch vor fünfzehn Jahren rübergespielt“, entgegnete er trocken.

Nicht zum ersten Mal seit seinem Wechsel zu Union widerlegte Kruse am Montag seinen Ruf als Alleingänger. Als er im Sommer nach Berlin kam, fragten sich einige Beobachter, ob dieser Poker spielende, Porsche fahrende Fußball-Promi überhaupt zu einem Fußballklub passt, in dem Bodenständigkeit und Teamgeist besonders hoch geschätzte Tugenden sein sollen. Kruse sei zwar ein toller Fußballer, dachte mancher, aber gleich zum Publikumsliebling würde er es in Köpenick doch wohl nicht bringen können. Oder?

Doch. In den letzten Jahren hat das Köpenicker Publikum schon viele ganz unterschiedliche Typen in sein Herz geschlossen, von Torsten Mattuschka und Michael Parensen zu Damir Kreilach und Rafal Gikiewicz. Entscheidend für die Union-Fans war bei all diesen ganz verschiedenen Persönlichkeiten nur die Tatsache, dass sie auf dem Platz sichtbar alles für den Verein gegeben haben.

Kruse ist körperlich noch nicht bei 100 Prozent, aber für Union schon jetzt besonders wertvoll

Genau das hat auch Max Kruse in dieser Saison schon öfter getan, zuletzt mit seiner Gala-Leistung gegen Hoffenheim. Obwohl er körperlich offensichtlich noch nicht ganz bei 100 Prozent ist, ackerte der ehemalige Nationalspieler am Montagabend bis zum Schlusspfiff durch und schoss den 1. FC Union mit einem verwandelten Elfmeter und zwei weiteren direkten Torvorlagen auf den siebten Platz in der Bundesliga-Tabelle – seiner bislang höchsten Platzierung seit dem Aufstieg 2019.

„Wenn du ein Tor schießt und zwei auflegst, dann musst du vom Trainer ein Kompliment bekommen“, sagte Trainer Urs Fischer nachher auf der Pressekonferenz. Übertreiben wollte es der Schweizer aber charakteristischerweise nicht. Kruse habe in Sinsheim nicht alleine den Unterschied gemacht, sagte er. „Er braucht auch seine Mitspieler, um in Situation zu kommen, wo er den Unterschied macht.“

Das stimmt natürlich. Kruses zwei Vorlagen wären nicht zustande gekommen, hätten ihn Marius Bülter und Marvin Friedrich nicht jeweils mit klugen Steilpässen angespielt. Auch der Elfmeterpfiff war nach einem perfekt herausgespielten Konter ertönt. Und in der ersten Halbzeit profitierte Kruse oft von der Leistung des Mittelstürmers Taiwo Awoniyi, der zwar nicht besonders ergiebig vor dem Tor war, aber die Hoffenheimer Abwehr durch seine Laufwege oft vor Probleme stellte.

[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können]

Auf dem Papier war es aber Kruse, der den Unterschied machte, und das ist, was in erster Linie zählt. Schon seit längerer Zeit stimmen die Leistungen und die allgemeine Entwicklung bei Union. Spielerisch wird die Mannschaft immer besser, hat dafür ihre alte Ekligkeit aber noch nicht abgelegt, wie sie gegen Hoffenheim erneut zeigte. „Wir versuchen unsere Spielweise ein bisschen zu ändern, aber es braucht Zeit“, sagte Kruse am Montag.

Mehr und mehr sieht Union in diesen Wochen wie ein etablierter Bundesligist aus. Doch um das tatsächlich auch zu werden, müssen die Ergebnisse stimmen, vor allem in einer Periode, in der man noch nicht gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig spielt. Gegen diese Mannschaften werden im Dezember und Januar wohl wenige Punkte zu holen sein. Umso wichtiger ist es, dass Fischers Mannschaft zum jetzigen Zeitpunkt ihre guten Leistungen in gute Ergebnisse verwandelt.

In den Wohnzimmern von Köpenick gab es für die Leistung von Kruse bestimmt ein anerkennendes Nicken.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false