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Lettischer Überflieger. Dainis Kristopans ist bei den Füchsen immer für ein Tor gut.

© dpa

Dainis Kristopans ist keine reine Maschine: Länge und Größe bei den Füchsen Berlin

Berlins Neuzugang Dainis Kristopans ist bei den Füchsen schnell zum Mann für die wichtigen Impulse geworden.

Der Treffer war nicht besonders schön, im Gegenteil. Vielmehr erinnerte er daran, wie schon im jüngsten Handball-Nachwuchsbereich einfache Tore erzielt werden können. Der Längste der gesamten Mannschaft, der die anderen mitunter um einen Kopf überragt, stellt sich hinter den Block, holt Anlauf, bekommt den Ball in die Hand gedrückt, macht drei Schritte, schraubt seinen Körper in die Luft und wirft über die gegnerischen Arme hinweg ins Tor. Ein Lehrbuch-Treffer von sehr überschaubarer Virtuosität. Am Dienstagabend aber dafür von enormer Wichtigkeit. Dainis Kristopans, den die Füchse Berlin kürzlich in einer Nacht- und Nebelaktion für ein halbes Jahr vom klammen Champions-League-Sieger Vardar Skopje ausgeliehen haben, traf kurz vor Schluss nach altbewährtem Muster im Bundesliga-Punktspiel seiner Mannschaft beim Bergischen HC zum 26:26-Ausgleich. Anlauf, drei Schritte, hoch und rein das Ding!

Nach zwischenzeitlichem Fünf-Tore-Rückstand fühlte sich der später Ausgleich des 2,15 Meter großen Letten am Ende wie der moralische Sieg an. Auch im zweiten Spiel unter Interimstrainer Michael Roth wendeten die Füchse in letzter Minute noch eine Niederlage ab – nicht zuletzt dank Kristopans. Für den Kampf um die Champions-League-Plätze könnte der Punktgewinn vom Dienstag noch viel wert sein. Wie viel genau wird sich bereits an diesem Sonntag zeigen, wenn die Füchse zum Bundesliga-Spitzenspiel den Tabellenzweiten SG Flensburg-Handewitt empfangen (16 Uhr, Max-Schmeling-Halle und live bei Sky).

Kristopan ist ein kluger, spielstarker, trickreicher Handballer

Kristopans hat relativ schnell bewiesen, dass er seinem Arbeitgeber auf Zeit wichtige Impulse geben kann, dass er genau der richtige Mann für die aktuelle Situation sein kann, in der es neben ihm selbst nur noch Marko Kopljar für die Position im halbrechten Rückraum gibt. Der Linkshänder, der ausschließlich in der Bundesliga und nicht im Europapokal eingesetzt werden darf, stand bereits zwei Mal in der Mannschaft des Spieltags und bestätigte den Ruf, der ihm vorausgeeilt war: dass er nämlich keine reine Maschine ist, die nur von ihrer enormen Physis lebt, sondern ein kluger, spielstarker, trickreicher Handballer mit ausgeprägtem Auge für die Nebenleute und sehr beweglichen Füßen in der Abwehr. „Dainis macht das bisher richtig gut“, sagt Füchse-Sportvorstand Stefan Kretzschmar.

Dabei sind die Umstände seines Engagements in Berlin alles andere als einfach für den 29-Jährigen: zuerst die finanziellen Probleme seines Ex-Klubs Skopje, von dem viele ehemalige Teamkollegen und Freunde betroffen sind – und dann der schnelle Wechsel in die Bundesliga. „Normalerweise hat man mit der Mannschaft eine gemeinsame Vorbereitung“, sagt Kristopans, danach kenne man jeden im Verein und wisse, an wen man sich im Zweifelsfall wenden kann. „Jetzt ist die halbe Saison vorbei und ich bin ganz neu dazugekommen. Das ist schwierig.“

Zwei bis drei Gegenspieler hängen am Arm von Kristopan

Obendrein hatten die Füchse und Kristopans zuletzt mit einem Problem zu kämpfen, das in dieser Form womöglich niemand hatte kommen sehen: den Umgang der Unparteiischen mit dem 2,15-Meter-Mann, der von den Berliner Gegnern teilweise überhart angegangen wurde. „Ich finde das sehr beunruhigend, dass für ihn offenbar andere Regeln gelten“, kritisierte Kretzschmar die Schiedsrichter-Leistungen. Teilweise hingen zwei bis drei Leute am Arm respektive Trikot Kristopans, um ihn überhaupt irgendwie stoppen zu können. Nach Empfinden der Füchse-Verantwortlichen blieben allerdings zahlreiche Pfiffe aus, die eigentlich keinen Interpretationsraum lassen. „Warum wird bei ihm mit einem anderen Maß gepfiffen?“, fragte Kretzschmar.

Womöglich ist die Kritik mittlerweile bei den Unparteiischen und beim Deutschen Handball-Bund angekommen. Kristopans jedenfalls, so viel ist sicher, wird sich auch am Sonntag gegen Flensburg wieder voll reinhauen – und gegen ein paar Kristopans-Tore hätten sie bei den Füchsen garantiert auch nichts einzuwenden. Ob sie jetzt schön sind oder einfach nur zweckmäßig.

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