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Wohlauf. Trotz eines positiven Coronavirus-Befundes teilte Jannik Kohlbacher mit, dass er sich kerngesund fühle.

© dpa

Coronavirus trifft Handball: Sämtliche Nationalspieler stehen unter Quarantäne

Nun hat es auch die Handballnationalmannschaft erwischt. Wegen eines positiven Falls muss die ganze Mannschaft in Quarantäne.

Am Mittwochmorgen hat der Deutsche Handballbund (DHB) eine Mitteilung verschickt, wie sie dieser Tage hundertfach herumgeht: von Institutionen, Vereinen und eben auch von Verbänden. „Sportliche Prioritäten müssen im Moment hintenanstehen, es geht um unser aller Gesundheit“, wird Präsident Andreas Michelmann zitiert. Deshalb sei das Team der DHB-Geschäftsstelle größtenteils ins Homeoffice gezogen und dort per Telefon und Mail erreichbar. „Der DHB funktioniert und ist für die Handball-Familie da“, heißt es weiter.

Wenige Stunden zuvor hatte am späten Dienstagabend eine Nachricht die Runde gemacht, die das wichtigste Team des weltweit mitgliederstärksten Handballverbands betrifft: die Nationalmannschaft. Wegen eines positiven Coronavirus-Falles soll die Auswahl des frisch installierten Bundestrainers Alfred Gislason für 14 Tage unter Quarantäne gestellt werden. Betroffenen ist Jannik Kohlbacher. Der Kreisläufer der Rhein-Neckar Löwen bestätigte die Meldung. Er fühle sich vollständig gesund.

Kohlbacher, 24, war in der vergangenen Woche einer von knapp 20 Spielern, die sich für einen Lehrgang vier Tage lang in Aschersleben zusammengefunden hatten, um für das Testspiel gegen die Niederlande zu trainieren, das am Freitagabend in Magdeburg hätte stattfinden sollen. Zuvor war bereits der dänische Nationalspieler Mads Mensah, ebenfalls Angestellter der Löwen, positiv auf das Virus getestet worden. Auch weitere Akteure innerhalb der Mannschaft sollen sich mit dem Virus infiziert haben, teilten die Mannheimer mit.

DHB hält sich an Empfehlungen des RKI

Der Impuls für die Abschottung der deutschen Nationalspieler ging offenbar von Kurt Steuer aus, dem langjährigen Mannschaftsarzt des Nationalteams, der bereits unter Bundestrainer Heiner Brand treu und zuverlässig seine Pflichten erfüllt hat. Die Empfehlung für eine zweiwöchige häusliche Quarantäne umfasst den gesamten Trainer- und Betreuerstab. „Sämtliche Kontaktpersonen werden sich an die Empfehlungen des leitenden Arztes und insbesondere des Robert-Koch-Instituts halten“, heißt es in einer Mitteilung des Verbands. Jeder Teilnehmer des Lehrgangs sei sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst und werde sich an die von den Behörden vorgeschlagenen Maßnahmen halten.

Für Bundestrainer Gislason macht das die Sache nicht eben leichter. Nachdem schon sein Einstand an alter Wirkungsstätte in Magdeburg ausgefallen ist, wird er bis auf Weiteres ausschließlich telefonischen Kontakt zu seinen Auswahlspielern haben dürfen. die Vorbereitung auf die Olympia-Qualifikation liegt jedenfalls auf Eis. „Im Moment gibt es ja wirklich wichtigere Dinge“, sagt DHB-Vizepräsident Bob Hanning.

Hanning geht im Übrigen davon aus, dass das geplante Quali-Turnier für die Spiele von Tokio womöglich komplett ausfallen könnte. „Jeder, der glaubt, dass dieser Wettkampf in diesem Jahr in Berlin über die Bühne geht, darf das gerne hoffen“, sagt er, „aber es wird von Tag zu Tag unrealistischer.“ Selbiges gelte für die laufende Saison auf Vereinsebene, betont Hanning, der im Hauptberuf die Geschäfte beim Bundesligisten Füchse Berlin leitet. „Deshalb sind wir jetzt auf die Solidarität und Hilfe unserer Partner und Fans angewiesen“, sagt Hanning. Zudem sollen die Füchse-Profis auf Gehalt verzichten. Über die konkreten Pläne soll in den nächsten Tagen diskutiert werden.

Immerhin einer beobachtet die Gemengelage mit der Gelassenheit, die man Isländern gemeinhin nachsagt: Bundestrainer Gislason. „Alfred ist den Umständen entsprechend entspannt“, sagt Hanning, „er hat schon so viel erlebt und weiß natürlich auch: es ist nur Sport.“ Und der ist aktuell tatsächlich auf allen Ebenen zweitrangig. Allerhöchstens.

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