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Auf Balkonien. Novak Djokovic hat es in Adelaide noch verhältnismäßig gut getroffen.

© Edwards/AFP

Corona-Quarantäne für Tennisprofis: Australian Open im Hotelzimmer

Für die Australian Open gelten strenge Corona-Regeln – doch die sind nicht für alle gleich. Die Spieler versuchen, das Beste aus der Situation zu machen.

In den sozialen Netzwerken gibt es derzeit auffällig viele Beiträge von Tennisprofis, die ihrem Beruf im Hotelzimmer nachgehen. Die Schweizerin Belinda Bencic beispielsweise schlägt Bälle gegen ihr großes Panoramafenster, andere, wie Pablo Cuevas aus Uruguay oder die Kasachin Julia Putinzewa, sind da vorsichtiger und haben sich eine Matratze an die Wand gestellt.

Aber nicht nur mit Racket und Ball wird geübt. So sprintet die Britin Heather Watson beispielsweise von Ecke zu Ecke durch ihre Suite und Denis Shapovalov versucht sich in Sidesteps. Dafür hat der Kanadier ein paar Hütchen auf dem Flur bereitgestellt und trippelt drumherum.

Und dann ist da noch der Neuseeländer Artem Sitak, der komplett darauf verzichtet, Bälle zu schlagen. Drei Stunden lang sitzt er ohne Pause erst auf dem Heimtrainer, dehnt und lockert sich oder benutzt einen Fitball. Der australischen Zeitung „The Age“ erzählte er: „Die meisten Spieler sind glücklich, dass sie tun können, was sie tun müssen, um zu spielen. Wir wussten vorher, welche Risiken uns erwarten, wenn wir hierherkommen.“

72 von 390 Tennisprofis, die ab 8. Februar bei den Australian Open antreten wollen, befinden sich derzeit in vollständiger Isolation. Weil sie Kontakt zu einem mit dem Coronavirus infizierten Passagier bei der Anreise nach Melbourne hatten, dürfen sie ihr Hotelzimmer 14 Tage lang nicht verlassen.

Anders als der Rest der Spieler, der immerhin für fünf Stunden auf die Anlage im Melbourne Park darf, um dort zu trainieren. Und ganz anders als die Topspieler um Novak Djokovic, Rafael Nadal oder Serena Williams, die ihre Einreisequarantäne in Adelaide verbringen dürfen und sich dort womöglich mit weniger strengen Einschränkungen konfrontiert sehen.

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In den vergangenen Tagen war deswegen von einer Zwei-Klassengesellschaft im Tennis die Rede. Sicher ist, dass die Voraussetzungen für die Spieler sehr unterschiedlich sind. Wer sich jetzt 14 Tage lang nur im Hotelzimmer auf ein Grand-Slam-Turnier vorbereiten muss, dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach kaum Chancen haben, in eine wettbewerbsfähige Form zu kommen.

Davon betroffen ist auch die Deutsche Angelique Kerber, die sich in einem aus Abu Dhabi kommenden Flugzeug mit einer infizierten Person befand und ihren 33. Geburtstag am Montag deshalb allein verbringen musste.

Novak Djokovic, womöglich vom schlechten Gewissen einer Vorzugsbehandlung geplagt, forderte die australischen Organisatoren in einem Brief auf, die Regeln für die Tennisprofis zu lockern. Doch damit stieß der Serbe bei den Behörden auf strikte Ablehnung. „Allen wurden die Regelungen im Vorfeld erklärt.

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Und diese Regeln werden wir auch nicht ändern, denn sie sind von den Gesundheitsbehörden so beschlossen worden“, sagte Daniel Andrews, der Premierminister des australischen Bundesstaates Victoria und fügte hinzu: „Natürlich können die Spieler Forderungen stellen, aber die Antwort bleibt die gleiche: Es gibt keine Ausnahmen, weil das Virus auch keine Ausnahmen macht.“

In Australien ist die Zahl der Infizierten im Moment niedrig, auch weil die Auflagen sehr streng sind. Dass unter diesen Voraussetzungen überhaupt ein Tennisturnier stattfinden soll, grenzt an ein Wunder. Ursprünglich hätte es in dieser Woche beginnen sollen, der Start wurde aber auf Anfang Februar verschoben. Auch damit die Profis genug Zeit haben, die Quarantäne hinter sich zu bringen.

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Dass die Vorsichtsmaßnahmen durchaus gerechtfertigt sind, zeigt sich allerdings auch daran, dass unter den Passagieren nach Melbourne auch ein Tennisprofi gewesen sein soll, der nach der Ankunft positiv auf Covid-19 getestet worden ist. Da insgesamt rund 1000 Spieler und Betreuer ins Land kommen, wollen die Organisatoren unbedingt vermeiden, für eine weitere Welle in ihrem Bundesstaat verantwortlich gemacht zu werden.

So sehr die Australier ihr Tennisturnier auch lieben, in der Pandemie hört der Spaß auf. Erst recht, wenn Sportstars wie Novak Djokovic darauf drängen, seinesgleichen besser zu behandeln als den Rest der Bevölkerung.

Angelique Kerber traf den momentan angebrachten Ton wohl deutlich besser, in dem sie bei Twitter schrieb: „Lasst uns abwarten und schauen.“

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