zum Hauptinhalt
Jhon Cordoba ist ein Stürmer mit Herz.

© dpa

Cordoba, Duda, Andersson: Großer Ringtausch zwischen Hertha, Köln und Union

Der 1. FC Köln verkauft Jhon Cordoba an Hertha BSC und holt dafür wohl aus Berlin Ondrej Duda und von Union Sebastian Andersson.

Bei seinem mutmaßlich letzten Training in Berlin war Ondrej Duda nur noch eine Randfigur. Aber das lag vor allem am Inhalt der Einheit. Bruno Labbadia, der Trainer von Hertha BSC, ließ am Dienstag ausführlich Standardsituationen üben, und Duda war nun einmal für die Ausführung der Ecken verantwortlich.

Aller Wahrscheinlichkeit nach wird der Slowake, der vor vier Jahren für rund vier Millionen Euro nach Berlin gekommen ist, im Spiel keine Ecken mehr für Hertha treten. Duda, der schon in der Rückrunde der Vorsaison nach England ausgeliehen war, steht vor einem Wechsel zum Bundesligakonkurrenten 1. FC Köln. Im Gegenzug (und für ein paar Millionen obendrauf) erhält Hertha aus Köln einen Stürmer, der die Ecken, die Duda nicht mehr schlagen wird, künftig verwerten soll: Jhon Cordoba unterschrieb am Dienstag laut Vereinsmitteilung von Hertha „einen langfristigen Vertrag“. Zu den Ablösemodalitäten machte der Klub keine Angaben.

Cordobas Flugzeug landete am Morgen eine Viertelstunde vor der Zeit in Tegel. Für Hertha aber kommt der Kolumbianer ganz sicher nicht zu früh. Schon am vergangenen Wochenende hätte Trainer Labbadia ihn gut brauchen können, als er bei der Niederlage gegen Eintracht Braunschweig im DFB-Pokal wegen des Fehlens von Krzysztof Piatek im Angriff improvisieren musste.

Sieben Wochen Vorbereitung liegen hinter Hertha, vier Tage sind es noch bis zum Saisonstart am Samstag gegen Werder Bremen – aber noch immer ist Labbadias Kader nicht fertig. Das Interesse an einem kantigen Stürmer ist lange bekannt, ebenso, dass die Berliner noch einen Spieler für die Außenbahn und einen fürs zentrale Mittelfeld suchen.

Für Cordoba muss Hertha 15 Millionen Euro zahlen

So kompliziert wie in diesem Sommer war der Transfermarkt lange nicht. Alles hängt irgendwie mit allem zusammen. Das Geld, das die Kölner für den 27 Jahre alten Cordoba erhalten, investieren sie nun nicht nur in Ondrej Duda als neuen Spielmacher, sondern auch in einen neuen Stürmer. Cordobas frei gewordene Planstelle in der Offensive soll künftig Sebastian Andersson vom 1. FC Union einnehmen. Herthas Lokalrivale soll dem Vernehmen nach sechs Millionen Euro für den Schweden erhalten.

Für Cordoba muss Hertha 15 Millionen Euro zahlen, dafür gibt es, je nach Quelle, 6,5 bis neun von den Kölnern für Duda. Der Slowake hätte es angesichts der direkten Konkurrenz zu Matheus Cunha wohl auch in der neuen Saison schwer gehabt, einen Stammplatz zu bekommen. So bleibt von seinen vier Jahren in Berlin einzig die Saison 2018/19 nachhaltig in Erinnerung, in der Duda mit elf Treffern bester Torschütze und auch bester Scorer der Mannschaft war.

Mit Cordoba, der einen Vierjahresvertrag bekommen soll, erweitert Hertha das Portfolio um eine Komponente, die im Kader bisher fehlte. Der Kolumbianer, 1,88 Meter groß, 85 Kilogramm schwer, ist eine echte Kante, wuchtig, dazu schnell. Trainer Labbadia wird ein Faible für diese Art von Stürmer nachgesagt. Und dieses Urteil kommt, wenn man sich seine vorherigen Stationen genauer anschaut, nicht von ungefähr.

[Eine Stadt, zwei Bundesligisten: Alle Entwicklungen rund um den 1. FC Union und Hertha BSC finden Sie bei uns in jeweils eigenen Blogs]

In Wolfsburg standen Labbadia mit Wout Weghorst und Daniel Ginczek gleich zwei Brecher für den Angriff zur Verfügung; in Hamburg hat er auf den zuvor kriselnden Pierre-Michel Lassoga gesetzt und in seiner ersten Amtszeit mit Ruud van Nistelrooy zusammengearbeitet. „Größe ist bei einem Stürmer nicht zwingend notwendig. Wenn er Tore macht, ist es mir egal“, erwidert Herthas Trainer. „Wir suchen Durchsetzungsvermögen, mit Größe hat das nichts zu tun.“

Dass Cordoba über Durchsetzungsvermögen verfügt, hat er in den vergangenen beiden Jahren beim FC bewiesen. In der Zweitligasaison trug er 20 Tore zum Aufstieg bei, in der vergangenen Spielzeit war er mit 13 Treffern bester Torschütze der Kölner – und ließ damit sein unbefriedigendes erstes Jahr endgültig vergessen.

Im Sommer 2017 hatte Kölns damaliger Sportdirektor Jörg Schmadtke den Kolumbianer für 17 Millionen Euro als Ersatz für Anthony Modeste aus Mainz verpflichtet. Cordoba aber ist dieser Rolle nicht mal ansatzweise gerecht geworden, und das einzige echte Highlight aus seiner Premierensaison hat bei den Anhängern des FC auch eher ein sarkastisches Lachen ausgelöst als echte Freude.

Duda soll Köln bis zu neun Millionen Euro wert sein

Beim Europa-League-Spiel in London gegen den FC Arsenal, dem ersten Europapokalspiel der Kölner nach 25 Jahren, traf Cordoba aus fast 35 Metern zum zwischenzeitlichen 1:0. Na, super, dachten die FC-Fans. In der Liga versemmelt er alles, und hier erzielt er so ein Traumtor. Der Treffer gegen Arsenal sollte Cordobas letzter in dieser Spielzeit bleiben, die für die Kölner mit dem Abstieg endete.

So erinnert seine Karriere ein wenig an die seines kolumbianischen Landsmannes Adrian Ramos. Auch der stieg in seiner ersten, wenig erbaulichen Saison bei Hertha BSC ab; auch Ramos entwickelte sich erst in der Zweiten Liga zu einem wichtigen Faktor für das Offensivspiel der Berliner und blieb das auch nach dem Aufstieg eine Klasse höher.

Wie Ramos gilt auch Cordoba als eher zurückhaltend und eigenbrötlerisch. Obwohl er seit fünf Jahren in Deutschland lebt, scheut er immer noch weitgehend den Gebrauch der deutschen Sprache. Damit immerhin passt er schon mal perfekt in Herthas Kader.

Zur Startseite