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Star on Ice. Patrick Kane beim Training in der Arena am Ostbahnhof.

© Imago/Christian Thiel

Chicago in Berlin: Wenn Eisbären mit der NHL spielen

Mit den Chicago Blackhawks kommt ein NHL-Traditionsteam nach Berlin, die Vorfreude bei den Eisbären ist groß.

Der „Chelsea Dagger“ ist eine kleine Berühmtheit in Chicago. Und ein Moment der guten Laune. Nach jedem Tor der Blackhawks wird der Hit der Fratellis im United Center gespielt – seit der Saison 2008/2009 geht das schon so. Von der „Sports Illustrated“ wurde der Song gar zur besten Tormusik in der National Hockey League (NHL) gewählt. Der Ruhm hängt sicherlich auch damit zusammen, dass kein Team in der besten Eishockey-Liga der Welt im vergangenen Jahrzehnt erfolgreicher als die Blackhawks war – drei Meisterschaften konnte Chicago in diesem Zeitraum feiern: 2010, 2013 und 2015. Jetzt kommt das NHL-Traditionsteam nach Berlin, am Sonntagabend trifft die Mannschaft im Rahmen der Saisonvorbereitung auf die Eisbären (19.30 Uhr, Arena am Ostbahnhof). Nur ein paar Tage später geht es dann in Prag gegen die Philadelphia Flyers sogar um die ersten Punkte für Chicago.

Keiner bei den Blackhawks hat den „Chelsea Dagger“ häufiger ausgelöst als Patrick Kane. Der inzwischen 30-jährige US-Amerikaner hat seine gesamte NHL-Karriere bei den Blackhawks verbracht, in 1030 Spielen hat er 1061 Scorerpunkte verbucht, darunter 406 Tore. Zusammen mit Kapitän Jonathan Toews ist Kane der große Star des Teams, sie sind die prägenden Figuren in der jüngsten Erfolg-Ära. 

Allerdings haben die Blackhawks zuletzt ein paar Federn gelassen, zweimal in Folge haben sie die Play-offs verpasst. Und so mancher Experte befürchtet, dass es auch in der kommenden Spielzeit eng werden könnte für Chicago. Die Defensive sei zu schwach und das Personal im Sturm hätte abseits der ersten beiden Reihen nicht genug Qualität.

Das ist im Moment allerdings noch weit weg, am Freitag landeten insgesamt 27 Spieler aus der Windy City im regnerischen Berlin. Schon am Nachmittag stand die erste Trainingseinheit in der Arena am Ostbahnhof an. Eine richtig harte Trainingseinheit gab es aber nicht – sondern lockere Vier-gegen-vier-Spielchen. Ist nach dem langen Flug ja auch verständlich.

Bei den Eisbären ist die Vorfreude trotz der deprimierenden 1:4-Niederlage vom Donnerstag in Mannheim schon spürbar. Marcel Noebels sagte nach dem Spiel: „Eine NHL-Mannschaft in der Heimatstadt zu haben, ist eine Riesensache – nicht nur für die Spieler, sondern für den ganzen Verein und die Fans.“ Für einen Spieler bei den Berlinern ist das Duell mit Chicago sogar noch spezieller, der 17-jährige Lukas Reichel ist Fan der Blackhawks. In Mannheim erzielte er am Donnerstag sein erstes Profi-Tor, Fachleute trauen ihm zu, vielleicht selbst irgendwann einmal in der NHL zu spielen.

2009 verloren die Blackhawks 1:2 in Zürich

Zunächst kommt die NHL aber zu Reichel und seinen Kollegen nach Berlin. Die Blackhawks kennen das schon, 2009 reisten sie zum Test nach Zürich und verloren dort 1:2 bei den ZSC Lions. Auch andere Teams aus der Eishockey-Topliga taten sich in Europa schon mal schwer, im Vorjahr zum Beispiel die Edmonton Oilers mit Leon Draisaitl beim knappen 4:3-Verlängerungssieg bei den Kölner Haien. Auch die Eisbären haben schon NHL-Erfahrung, 2008 unterlagen sie kurz nach der Eröffnung ihrer Großarena den Tampa Bay Lightning mit 1:4. Damals stand beim Gegner Olaf Kölzig im Tor, der einst half, den ersten Meistertitel der Berliner in der DEL zu gewinnen. Beim diesjährigen Gegner fehlt ein Bezug zu den Eisbären. Der deutsche Nationalspieler Dominik Kahun musste die Blackhawks im Sommer verlassen und wurde nach Pittsburgh abgegeben.

Unabhängig von seinen Spielern, ist ein NHL-Team gegen eines aus Deutschland immer Favorit, auch wenn Chicago aktuell noch in der Findungsphase ist, während die Eisbären bereits fünf Saisonspiele hinter sich haben. Dazu kommt die Atmosphäre in einer Halle wie der Berlin, die viele NHL-Spieler so nicht kennen. Es dürfte laut werden am Sonntagabend in der Arena und sicherlich nicht unbedingt gemütlich für die Blackhawks. Zumal die große Eisfläche für die meisten Nordamerikaner eher ungewohnt ist. Wenn die Kanes, Toews oder auch ein Alex de Brincat allerdings aufdrehen und die Schwächen der Eisbären in Unterzahl so bestrafen wie das zuletzt München und Mannheim in der DEL taten, wird es schwer für die Berliner. Gut möglich, dass dann sogar der „Chelsea Dagger“ in der Berliner Arena gespielt wird. Schließlich soll sich der prominente Gegner ja auch wohlfühlen so fernab der Heimat.

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