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Ronaldinho war die prägende Figur beim FC Barcelona.

© Alberto Estevez/dpa

Chelsea gegen FC Barcelona: Ronaldinho und sein Meisterwerk der Fußballkunst

Im Achtelfinale der Champions League empfängt Chelsea den FC Barcelona. Vor 13 Jahren verzauberte Ronaldinho die Fußballwelt in diesem Duell mit einem Tor wie beim Tipkick.

Was ist eigentlich mit Ronaldinho los? Seine Karriere hat er mit 37 Jahren nach einer Tingeltour über international nicht mal zweitklassige Klubs eher unwürdig beendet, in der indischen Hallenliga. Aber muss er jetzt auch noch öffentlich mit einem faschistischen Politiker sympathisieren? Mit einem, der die Todesstrafe gutheißt, Homosexualität durch Prügel auszutreiben gedenkt und für Brasilien das Modell einer Militärdiktatur favorisiert? Darüber gerät ein wenig in Vergessenheit, was für ein großartiger Fußballer dieser Ronaldo de Assis Moreira war, vielleicht der anmutigste in dieser der Stromlinienförmigkeit gewidmeten Moderne. Ronaldinho machte auf dem Platz Sachen, die andere höchstens auf der Playstation beherrschten. Daran darf schon mal erinnert werden, da an diesem Dienstag der FC Barcelona im Achtelfinale der Champions League beim FC Chelsea gastiert.

Es ist bald 13 Jahre her, da duellierten sich beide Mannschaften schon einmal in der Runde der letzte 16 an der Stamford Bridge. Barcelonas Spiel wird von den Künstlern Deco, Andres Iniesta und Xavi Hernandez inszeniert, auf der Bank sitzt der 17-jährige Lionel Messi, und über allen schwebt der gerade zum Weltfußballer gewählte Ronaldinho. Barça hat das Hinspiel 2:1 gewonnen, liegt aber in London schnell 0:3 zurück. Ronaldinho gelingt mit einem Elfmeter ein erstes Tor, und kurz vor der Pause legt er ein zweites nach, von dem sie heute noch schwärmen. In London wie in Barcelona.

"What a terrific goal!"

Alles beginnt mit einem lang geschlagenen Ball von Juliano Beletti. Chelseas Abwehrhüne John Terry klärt mit dem Kopf, direkt vor die Füße von Iniesta, der spielt weiter auf Ronaldinho. All das spielt sich gut 20 Meter vor dem Tor ab. Ronaldinho steht am Kreidehalbkreis, umzingelt von allerlei Gegnern. Von hinten stürmt Frank Lampard heran, vorne bauen sich Ricardo Carvalho, Eidur Gudjohnsen und Terry auf. Die folgenden Sekunden gehören zu den aufregendsten, die der Fußball in den vergangenen Jahren zu bieten hatte. Zärtlich schmiegt sich Ronaldinhos rechter Fuß an den Ball, er schiebt die Hüfte einmal nach links und einmal nach rechts und scheint Carvalho damit beinahe zu hypnotisieren. Allein der irritierte Blick des Londoner Portugiesen deutet darauf hin, dass gleich etwas Außergewöhnliches passieren wird. Ronaldinhos rechter Unterschenkel klappt zurück, ungefähr so, wie kleine Jungs das mit ihren Tischfußballfiguren beim Tipkick machen. Und zack!, schnappt der Fuß nach vorn, er trifft den Ball mit der Spitze und versenkt ihn halbhoch im linken Eck. Chelseas Torhüter Petr Cech bleibt nur die Rolle des fassungs- und chancenlosen Bewunderers.

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„What a terrific goal“, rief der Reporter der BBC in sein Mikrofon und schiebt im Stakkato „wonderful! wonderful!“, hinterher, „absolutely breath taking!“ Was hätte er auch sagen sollen zu diesem Atem beraubenden Meisterwerk der Fußballkunst. Für einen magischen Moment hat der brasilianische Spaßfußballer den Strand seiner Heimatstadt Porto Alegre in den Londoner Regen implantiert.

2:3, Barça darf wieder vom Viertelfinale träumen, doch eine Viertelstunde vor Schluss kommt Chelsea zurück, ausgerechnet durch ein Tor des Arbeitstiers Terry. Die Schlagzeilen aber gehören Ronaldinho und seinem Tipkicktor.

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