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Beim Volleys-Spiel waren erstmals wieder Cheerleaderinnen dabei.

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Cheerleaderinnen im Männer-Profisport: Und jetzt bitte ein Frauenteam, liebe BR Volleys!

Beim Spiel der Volleys traten in den Pausen erstmals wieder Cheerleaderinnen auf. Aber haben Frauen im Sport nicht mehr Sichtbarkeit verdient? Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Inga Hofmann

Es war etwas, dass man bei den BR Volleys schon lange nicht mehr gesehen hatte: In regelmäßigen Abständen blitzten beim Jubiläumsspiel gegen Friedrichshafen am Samstagabend goldglitzernde Pompons auf und Cheerleaderinnen bewegten sich im Rhythmus der Fangesänge. Während der technischen Auszeiten liefen Tänzerinnen des Berlin Dance Teams aufs Feld und performten, bis das Spiel fortgesetzt wurde.

Dass die Cheerleaderinnen sofort auffielen, lag daran, dass sie seit über einem Jahr keinen Auftritt mehr hatten. Seit vor einiger Zeit die Frage im Raum stand, inwiefern die Showeinlagen noch zeitgemäß sind, haben die Berliner Profivereine unterschiedliche Wege gefunden, wie sie mit dem Thema umgehen.

Bei den Füchse-Handballern etwa sind Cheerleaderinnen fester Bestandteil der Spiele, seit wieder Zuschauende zugelassen sind. Beim Basketball hingegen wurden die Auftritte in den Pausen bereits vor zwei Jahren abgeschafft. Alba Berlins Geschäftsführer Marco Baldi begründete das damit, dass „das Auftreten junger Frauen als attraktive Pausenfüller bei Sportevents nicht mehr in unsere Zeit passt“.

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Natürlich sollten Frauen im Sport nicht dazu dienen, nur das Publikum zu unterhalten, weil die Männer gerade verschnaufen müssen. Erst recht nicht, wenn die Gruppe nicht einmal bezahlt wird und die Auswahl der Tänzerinnen auf bestimmten Schönheitsidealen beruht, sodass Personen, die diese nicht erfüllen, von vornherein ausgeschlossen werden.

Gleichzeitig ist fragwürdig, inwieweit es der richtige Weg ist, über den Kopf der Tänzerinnen hinweg zu bestimmen. Zumal die Entscheidung bei den Alba Dancers damals auf großen Protest stieß. Es hätte sicherlich alternative Möglichkeiten gegeben, Sexismus nicht weiter zu befördern, ohne die Unterstützung gänzlich zu beenden.

Kein schmückendes Beiwerk

Vor allem in den USA – wo Cheerleading mehr mit Akrobatik als mit Anfeuerungsrufen zu tun hat – ist es außerdem ein Sport mit eigenen Wettbewerben, der volle Körperdisziplin erfordert und häufig komplexe Choreografien beinhaltet. Auch das IOC hat die Sportart längst als solche anerkannt. Das sollte gewürdigt werden; Cheerleaderinnen sind kein schmückendes Beiwerk.

Die Volleys haben sich vor einiger Zeit dazu entschieden, die Anzahl der Tanzauftritte zu reduzieren. Während sie lange fester Bestandteil der Spiele waren, werden sie Volleys-Geschäftsführer Kaweh Niroomand zufolge heute nur noch bei besonderen Anlässen eingeplant, wie beim zehnjährigen Jubiläum. Gleichzeitig muss ein Verein, dessen Profimannschaft und Führungsriege fast gänzlich aus Männern besteht, die Frage gefallen lassen, ob er Frauen nicht Raum für Repräsentation einräumen will, der über technische Auszeiten hinausgeht.

Wie wäre es denn mal mit einem eigenen Volleys-Frauenteam? Alba hat damals entschieden, die Cheerleading-Auftritte abzuschaffen, aber dafür die Basketballfrauen stärker zu fördern. Und wenn es so weit ist, dass die BR Volleys ein Frauenteam haben, dann könnten doch auch mal männliche Cheerleader oder gemischte Teams tanzen. Schließlich waren die ersten Cheerleader in den USA ebenfalls Männer.

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