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Fassungslos. Robert Lewandowski hatte viele Chancen, erzielte aber kein Tor.

© dpa

Champions League: Wenn Bayern nicht zurückschlägt, droht Langeweile

Real Madrid besiegt die Münchner und kann erneut die Champions League gewinnen. Das ist aus deutscher und europäischer Sicht enttäuschend. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Sven Goldmann

Ein furchtbarer Feind bedroht den europäischen Fußball. Die Langeweile. Immer wieder Real Madrid – muss das wirklich sein? Dass der teuerste und berühmteste und verrückteste Klub der Welt zum dritten Mal in Folge die Champions League gewinnt, und das sogar in einer Saison, in der so lange so wenig zusammengelaufen ist? Real ist früh aus dem nationalen Pokal geflogen und hat schon seit Monaten keine realistische Chance auf den Gewinn der spanischen Meisterschaft. Aber wenn europäische Festtage anstehen, funktioniert die Maschine Madrid immer noch perfekt. Mitte Mai wird in Kiew Europas führender Fußballklub ausgespielt, und der aussichtsreichste Anwärter auf den riesigen Henkelpott ist nicht Liverpool oder Rom oder Bayern. Es spricht wieder alles für Real.

Der Champions-League-Sieger der vergangenen beiden Jahre hat am Mittwoch in München keineswegs überragend gespielt, ja war über 90 Minuten nicht einmal die bessere Mannschaft. Aber gerade das spricht für Real. Die Qualität, auch weniger gute Spiele mit brutaler Effizienz für sich zu entscheiden. Die Münchner erspielten sich Torchancen in ungeahnter Fülle, die Spanier gerade drei. Und doch schossen sie zwei Tore und die Bayern nur eins.

Die Bayern haben keine schlagkräftige Offensive

Das Münchner Spiel litt abermals darunter, dass der Torjäger Robert Lewandowski in den ganz großen Spielen kaum zu sehen ist. Hinter ihm kommt nicht viel. Arjen Robben wurde mal wieder ein Opfer seiner Verletzungsanfälligkeit, Thomas Müller ist eher ein Einfädler. Wenn Franck Ribéry, der das Toreschießen nun wirklich nicht erfunden hat, der gefährlichste Angreifer ist, spricht das nicht für eine schlagkräftige Offensive.

Bayerns Trainer Jupp Heynckes hat spät am Abend erzählt, er könne sich nicht daran erinnern, dass Real Madrid mal so viele Torchancen zugelassen habe wie am Mittwoch in München. Das ist vordergründig ein Kompliment für seine Mannschaft, zugleich aber auch Ausdruck tiefer Verzweiflung. Wenn es nicht einmal an so einem Abend zu einem Sieg reicht, was soll dann in der kommenden Woche in Madrid sein? 

Real kann sich steigern, bei den Bayern wird das schwierig. Ihnen bleibt die Hoffnung auf ein kleines Wunder, wie es Juventus Turin im Viertelfinale beinahe gelungen wäre. Da hatte Real nach einem 3:0-Auswärtssieg im Hinspiel daheim schnell 0:3 zurückgelegen und sich nur durch einen späten und zweifelhaften Elfmeter vor einer Verlängerung gerettet. Aber solche Fehler im Betriebsablauf sind nicht typisch für die Maschine Madrid. Und ganz unwahrscheinlich ist es, dass diese Fehler zweimal innerhalb von ein paar Wochen vorkommen.

Es könnte langweilig werden in Europa.

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