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Applaus! Bastian Schweinsteiger.

© dpa/Powell

Champions League: Schweinsteiger United

Bastian Schweinsteiger ist in bei Manchester United zwar nur Teilzeitarbeiter - aber etwas Besseres als der englische Traditionsklub konnte ihm nicht passieren. Ein Kommentar.

Was haben sie ihn bejubelt den Schweinsteiger Bastian. Am Mittwoch in Old Trafford. Bei jeder Ballberührung. Ihren großen Regisseur aus Deutschland, der ja nicht mal auf dem Platz stehen muss, um Regie zu führen. Und die Welle der nordenglischen Begeisterung schwappt bis in Schweinsteigers Heimat: Da ist inzwischen von „Schweinsteigers ManU“ die Rede oder gar schon von „Schweinsteiger United“.

Gegen den VfL Wolfsburg erlebte der Bastian zwar den Anpfiff auf dem Platz, den Abpfiff allerdings daneben. Kennt er ja schon, als Teilzeitarbeiter von Manchester. Für 72 Minuten hat es diesmal gereicht, dann war angeblich ein taktischer Wechsel von Trainer Louis van Gaal vonnöten und dann sagte der knarzige Holländer auch noch: „Heute hat er nicht so gut gespielt.“ Zu viel Druck wohl für Schweinsteiger, weil es gegen eine deutsche Mannschaft ging. „Deshalb habe ich ihn ausgewechselt.“ Von der Bank aus konnte er die letzten Minuten des knackigen – äh – 2:1-Erfolges des englischen Übertraditionsklubs gegen den VFL aus Wolfsburg genießen.

14 Monate nach dem Weltmeistertriumph der Deutschen hat Bastian Schweinsteiger natürlich noch nicht Luft für 90 Minuten. Physisch gesehen. Psychisch aber ist er ein Kraftprotz. Der Deutsche sei der Leader im Kleiderraum, hat der van Gaal gesagt. Oder so ähnlich. Soll heißen, der Schweinsteiger gibt in der Kabine die Richtung an. Und prinzipiell ist van Gaal auch ganz zufrieden mit dem inzwischen 31 alten Mann aus Bayern.

Und der Schweinsteiger? Ist natürlich auch zufrieden. Denn etwas Besseres als Manchester United konnte ihm nicht passieren. Bei Bayern München hätte ihn Trainer Pep Guardiola in dieser Saison gnadenlos demontiert. Nationaltrainer Joachim Löw tut sich da angesichts der schweinsteigerschen Verdiente (noch) schwer seinen einstigen Führungsspieler zu degradieren (und lässt ihn Kapitän sein). Aber auch beim Nationalteam dürften die üblichen Prozesse des Fußballprofigeschäftes irgendwann an Dynamik gewinnen.

Kennt jeder, diese Abstiege alternder Regisseure (selbst Beckenbauer hat das einst beim HSV erlebt). Aber der Schweinsteiger ist wohl zu gewieft, und weiß zu verhindern, dass im Herbst seiner Karriere ein Zweiter Michael Ballack aus ihm wird. Schweinsteiger hat es geschafft, sich selbst von den Bayern wegloben zu dürfen, auf Weltniveau: Bei der US-Reise seines neuen Klubs hat er ja schon festgestellt, dass Manchester United zum Beispiel in Amerika eine größere Marke als die Bayern ist. Und vielleicht ist das in Europa auch irgendwann mal wieder der Fall (sportlich gesehen, nicht von der Anzahl verkaufter Fantrikots): Doch Bastian Schweinsteiger wird dann wohl nicht mehr in Manchester spielen. Aber er wird sagen können: Ich habe auch mal bei Manchester United gespielt!

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