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Komplizierte Beziehung. Pep Guardiola ist nicht immer mit Toni Kroos zufrieden - umgekehrt gilt das genauso.

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Champions League: Bayern setzt gegen Manchester auf Toni Kroos

Weil Schweinsteiger und Thiago fehlen, wird es bei Bayern gegen Manchester United auf die Ideen von Toni Kroos ankommen. Die Frage ist, ob der Stratege sein Phlegma ablegen kann.

München - Pep Guardiola hat beachtliche Fähigkeiten. Das hat der Katalane in den gut neun Monaten beim FC Bayern München schon bewiesen. Dazu gehört auch, dass er es versteht, sein noch nicht perfektes Deutsch geschickt einzusetzen. Wenn er eine Frage ausweichend beantwortet, muss das nicht daran liegen, dass er sie nicht richtig verstanden hat. Er will sie vielleicht gar nicht richtig verstehen. Das mit dem Rhythmus, den der Meister durch die Radikalrotationen verlieren könne, zum Beispiel hörte er in diesen Tagen oft – und überhörte es regelmäßig. Vermutlich mag er dieses Thema nicht besonders, denn er erzählte dann fast immer von den unterschiedlichen Wettbewerben, und davon, dass seine Mannschaft genau wisse, „was wir machen müssen“ im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Manchester United an diesem Mittwoch (20.45 Uhr, live im ZDF).

Guardiolas Kapitän konnte sich der Frage nicht so elegant entziehen, aber Philipp Lahm hat ja fast immer druckreife Sätze parat. Es sei überhaupt kein Problem mit dem Rhythmus, behauptet er. „Denn jeder spielt Minimum einmal pro Woche.“ Toni Kroos ist auf jeden Fall im Rhythmus, sogar im Rhythmus der englischen Wochen. Er hat in Manchester gespielt und in Augsburg. Und Kroos wird wohl auch an diesem Mittwoch dabei sein. Guardiola bleibt wegen der Verletzung von Thiago und der Sperre von Bastian Schweinsteiger fast nichts anderes übrig, als ihn im Zentrum aufzustellen. „Ich habe nur noch zwei Mittelfeldspieler“, stellte der Trainer fest. Nur noch zwei jedenfalls, die im defensiven Mittelfeld agieren können. Neben Kroos ist dies Philipp Lahm, und obwohl Guardiola noch ein Geheimnis daraus machte, ob der Kapitän tatsächlich in der Mitte statt auf der rechten Abwehrseite spielt, hat er auch da keine Alternative. Auf zwei Positionen habe er bei der Aufstellung noch Zweifel, sagt Pep Guardiola. Die Schaltzentrale gehört vermutlich nicht dazu.

United-Trainer David Moyes lässt Kroos seit längerem beobachten

Für Kroos hat diese Partie noch eine kuriose Komponente, denn United-Trainer David Moyes lässt ihn seit längerem beobachten. Das Interesse des englischen Rekordmeister ist für ihn womöglich ein gutes Argument bei den Verhandlungen mit den Bayern um den im Sommer 2015 auslaufenden Vertrag. Die Verhandlungen sind nämlich ins Stocken geraten. Dass er alles daransetzt, dem englischen Rekordmeister die letzte Chance auf einen Titel in dieser Saison zu rauben, ist für Kroos selbstverständlich. „Ich habe nur im Kopf, dass wir uns für das Halbfinale qualifizieren.“

Es wird vor allem auf Kroos ankommen, auf seine strategischen Fähigkeiten und auf seine Pässe, die er so exzellent spielen kann – aber nicht immer spielt. Den 24-Jährigen bremst manchmal sein Hang zum Phlegma. Zwar kommt das mittlerweile viel seltener vor als früher, aber dummerweise eben oft in entscheidenden Spielen. Vor einer Woche im Hinspiel hatte ihn Guardiola ausgewechselt nach einem höchst mittelmäßigen Auftritt in Old Trafford. Anschließend diskutierten die beiden vor der Bayern-Bank intensiv. Aber es flog kein Handschuh wie Ende Januar in Stuttgart, als der Nationalspieler seinen Unmut sehr deutlich kundgetan hatte. Dieses Mal, so sagte er später, habe man nur „ein, zwei taktische Sachen besprochen. Es ist die Entscheidung des Trainers und ich finde das nicht schlimm, wenn man nach 70 Minuten runtergeht.“

Guardiola ist sicher, dass auch Kroos kapiert hat, worauf es ankommt. „Die Spieler wissen jetzt richtig, wie Manchester ist“, sagt der Bayern-Trainer. Beim 1:1 vor einer Woche war dies wohl noch nicht ganz der Fall. Gegen die tiefstehenden und gut organisierten Engländer fanden die Bayern viel zu selten eine Lücke. Nun scheint Guardiola eine Lösung gefunden zu haben für dieses Spiel, bei dem es, wie er sagt, „um Tod oder Leben“ gehe. „Ein Scheitern wäre ein großer Fehler.“ Er lässt keine Zweifel aufkommen, nicht an seiner Mannschaft, nicht an seiner Arbeit und erst recht nicht am vierten Halbfinaleinzug der Bayern in den vergangenen fünf Jahren. „Ich weiß nicht warum, aber ich bin optimistisch. Ich bin mir sicher, dass am Donnerstag noch alle leben werden.“

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