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Luis Figo zieht die Bayern als letzte Mannschaft - gegen Manchester United.

© dpa

Champions-League-Auslosung: Das entscheidende letzte Kügelchen

Für den FC Bayern hätte die Auslosung des Viertelfinales der Champions League kaum besser laufen können. Denn die übrigen Favoriten und Geheimfavoriten werden sich in den weiteren Begegnungen gegenseitig ausschalten. Ein Kommentar.

Luis Figo hat die Bayern lange Zeit ignoriert bei seinem Ausflug nach Nyon. Ja, er hat sie eigentlich überhaupt nicht zur Kenntnis genommen am Freitag bei der Auslosung zum Viertelfinale der Champions League. Erst als es gar nicht mehr anders ging, hat der portugiesische Weltstar a. D. das Kügelchen herausgeklaubt, in dem sich das Los mit dem Münchner Signet versteckte. So lang und so gut, bis sich die gesamte Konkurrenz offenbart hatte. Wenn man so will, ist auch das eine Qualität. Nerven behalten und nicht zu früh ziehen, die anderen werden sich schon zeigen.

Und was die anderen da zeigten, fiel aus Münchner Sicht sehr kommod aus. Der FC Barcelona und Atletico Madrid, der ewige Topfavorit und der neue Geheimfavorit, werden sich in der Runde der letzten Acht gegenseitig zerfleischen. Real Madrid wird entweder die Dortmunder abservieren und den Bayern damit sehr früh den deutschen Alleinvertretungsanspruch auf internationaler Ebene bescheren. Oder Cristiano Ronaldo und seine fliegen wie im vergangenen Frühjahr raus gegen die Borussia, dann ist ein Kandidat für das Finale in Lissabon schon mal weg und mitnichten ein neuer geboren. Denn dass die Borussia über die lange Strecke noch mal so überzeugen kann wie 2013 und ein ernsthafter Titelaspirant ist, das glauben sie nicht mal in Dortmund.

Vielleicht scheitert Chelsea am Emporkömmling Paris St. Germain, dann freuen sich die Münchner für ihren Trainer Pep Guardiola, weil dann für dessen Erbfeind José Mourinho Schicht ist. Sollte aber Chelsea weiterkommen und in einer der nächsten Runden auf die Bayern treffen, dürfte reichlich Adrenalin vorhanden in München. Nicht nur wegen Mourinho, auch und vor allem wegen des verlorenen Finales dahoam 2012.

Die netteste Überraschung aber hatte sich Figo für das vorletzte Los aufgehoben, also das letzte, dem eine über das Protokoll hinausgehende Bedeutung zukam. Figo zog und im Kügelchen steckte... Manchester United! Ein großer Name mit großer Vergangenheit und nicht ganz so großer Gegenwart.

Da werden Erinnerungen wach. Natürlich an den Sekundentot 1999 im Finale von Barcelona mit zwei entscheidenden Gegentoren in der Nachspielzeit. Aber Ole Gunnar Solskjaer und Teddy Sheringham, die beiden spät treffenden Schlingel von Camp Nou, sie treten längst nicht mehr gegen den Ball und fallen damit aus für den Job als Bayern-Schreck.

Was das aktuelle Kräfteverhältnis betrifft, bietet sich als  Parameter das Viertelfinale von 2010 an. Damals, als die Bayern in Old Trafford nach einem 0:3 noch zurückkamen und Sir Alex Ferguson in einen seiner berüchtigten Tobsuchtsanfälle stürzten.

Andere Kräfteverhältnisse zwischen Bayern und ManU als 1999

Seitdem haben sich die Kräfteverhältnisse noch weiter verschoben. Die Bayern waren in der vergangenen Saison die beste Mannschaft der Welt und sind seitdem eher besser geworden. United steht in der Premier League auf Platz sieben, 18 Punkte hinter Mourinhos Chelsea. Der Sprung ins Viertelfinale gelang nach einem 0:2 im Hinspiel bei Olympiakos Piräus (!) nur dank eines 3:0-Kraftaktes im Rückspiel, und solche Kraftakte sind bekanntlich nicht beliebig wiederholbar. Erst recht nicht im Viertelfinale gegen die Bayern, da darf  United das Rückspiel nicht daheim in Old Trafford ausrichten, sondern muss nach München reisen.

Dank Luis Figo und des letzten Kügelchens, dem eine über das Protokoll hinausgehende Bedeutung zukam. 

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