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Die späten Sechziger. Carsten Keller in seiner aktiven Zeit.

© imago images / WEREK

Carsten Keller wird 80: Der Mann, der Hockey revolutionierte

1972 führte er das deutsche Hockey-Team zur legendären Goldmedaille von München. Der Berliner Carsten Keller hat diese Sportart geprägt.

München, 10. September 1972. Hockey-Finale der Männer, es läuft die 60. Spielminute. Nach einer von Carsten Keller verwandelten Strafecke fällt das entscheidende 1:0 für das deutsche Team gegen Pakistan durch Michael Krause. Es reicht zum Sieg des Außenseiters. Die Deutschen hatten das pakistanische Team zwar schon in der Vorrunde 2:1 geschlagen, aber damit hat die Hockeywelt nicht gerechnet. Seit 1928 hat außer Indien und Pakistan kein anderes Land Gold im Hockey bei Olympischen Spielen gewonnen. Der Berliner Keller hat das Team als Kapitän zu diesem historischen Triumph geführt - was der Gegner weniger gut findet.

Nach dem Spiel gibt es sogar Morddrohungen von pakistanischen Fans gegen den Torschützen Krause, Zuschauer bedrängen den Schiedsrichter. Pakistans Spieler stecken die Silbermedaillen bei der Siegerehrung in ihre Badelatschen - das Team wird nach dem Endspiel vom internationalen Verband gesperrt. Das alles aber tut der guten Stimmung bei Carsten Keller keinen Abbruch.

Der Mann mit den damals breiten Siebzigerjahre Kotletten gilt als der Anführer bei dieser großen Revolution im Welthockey.

Medaillen gibt es im Hause Keller zur Genüge

Dabei lag der Erfolg natürlich nahe. Schon Kellers Vater Erwin gewann bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 Silber. Carsten Keller nahm 1960 schon an Olympischen Spielen teil und wurde Siebter. Acht Jahre später wurde er mit der deutschen Mannschaft Vierter bei den Spielen in Mexiko. Über die Hockeyfamilie Keller ist schon viel geschrieben und diskutiert worden, schließlich hat sie so viel erreicht, wie kaum andere Familie in irgendeiner anderen Sportart. Irgendwann soll ein pakistanischer Kommentator im Radio mal, Jahre nach Carsten Kellers Zeit, bei einer Übertragung mit dem deutschen Team gestöhnt haben: „Schon wieder ein Keller.“

Medaillen gibt es im Hause Keller zur Genüge: Sohn Andreas gewann Gold in Barcelona 1992 sowie Silber in Los Angeles 1984 und in Seoul 1988. Tochter Natascha gewann die Goldmedaille bei den Sommerspielen 2004. Sohn Florian holte Gold bei den Spielen 2008 in Peking. „Ich habe sieben Enkel, die spielen alle Hockey und sind talentiert. Da wird die Tradition fortgesetzt“, hat Carsten Keller einmal im Tagesspiegel gesagt. Aber: „Wir sind eine ganz bescheidene Familie. Wir gehen damit nicht nach außen, auch wenn wir Stolz empfinden.“

Carsten Keller selbst trat nach dem Finale von München zurück, mit 32 Jahren. Danach war er lange als Trainer bei seinem Stammverein Berliner HC tätig und noch heute spielt er Tennis bei Rot-Weiß und das will er auch nach seinem 80. Geburtstag am Sonntag weitermachen. Er versuche, einfach gesund zu leben. Auf den Olympiasieg von 1972 wird er noch heute angesprochen. Das sei wie eine Erzählung, die nicht aufhöre. Das sei doch schön. Aber mit dem Erfolg hausieren gehe er nicht.

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