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Marco Sturm verlässt den Deutschen Eishockey-Bund

© dpa/Arne Immanuel Bänsch

Bundestrainer Marco Sturm wechselt in die NHL: Schwerer Schlag für das deutsche Eishockey

Dass der äußerst erfolgreiche Marco Sturm dem DEB den Rücken kehrt, ist keine Überraschung. Doch der Wechsel weckt unschöne Erinnerungen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Claus Vetter

Marco Sturm arbeitet künftig in der National Hockey-League (NHL). Das ist eine Nachricht, die das deutsche Eishockey erst einmal verkraften muss, denn der mit 40 Jahren noch junge Bayer ist schon jetzt der erfolgreichste Bundestrainer aller Zeiten. Im Februar gewann Sturm mit Außenseiter Deutschland olympisches Silber in Pyeongchang – nur Sekunden hatten im Finale gegen Russland sogar zum Gewinn der Goldmedaille gefehlt.

Olympia 2018 war ein Erdrutsch für den Deutschen Eishockey-Bund (DEB). Unter Sturm spielte das Team zudem bei drei Weltmeisterschaftsturnieren reifer und klüger als in den Jahrzehnten zuvor. Sturm verkörperte nicht nur eine erfolgreiche Gegenwart für das deutsche Eishockey, sondern auch die Hoffnung auf eine erfolgreiche Zukunft.

Sturms Abgang in die beste Eishockey-Liga der Welt, die NHL, ist somit ein herber Verlust für den DEB: Dass Sturm zunächst nur Co-Trainer bei den Los Angeles Kings wird, muss nichts Negatives für den nun bald ehemaligen Bundestrainer heißen. In Nordamerika sagen sie dem deutschen NHL-Rekordspieler (1006 Einsätze als Profi) eine Zukunft als NHL-Cheftrainer voraus.

Keine große Überraschung – aber wohl eine große Schwächung

Sein Wechsel nach Nordamerika ist allerdings nach seinen Erfolgen als Bundestrainer und seiner großen Karriere als Spieler keine große Überraschung: Erfolg macht eben die NHL neugierig und gierig, schließlich sind aus dem erfolgreichen Olympiateam von Südkorea auch schon einige Spieler nach Übersee gegangen, das deutsche Eishockey hat international mit dem Erfolg an Ansehen gewonnen.

Doch ist unwahrscheinlich, dass der Abgang von Sturm mehr eine Chance als eine große Schwächung für das Nationalteam bedeutet. Nach dem Deutschland Cup, einem Vier-Nationen-Turnier in Krefeld, wird Sturm am Sonntag die Reise in die USA antreten. Der DEB wird bald einen Nachfolger und vor allem Menschen präsentieren müssen, die das Konzept von Sturm weiter verfolgen können. Im Mai ist die nächste WM.

Schlimmstenfalls könnte das erfolgreiche deutsche Eishockey-Jahr 2018 sehr traurig enden. Vor ein paar Jahren nämlich stand der DEB beim Abgang von Uwe Krupp schon einmal vor einer ähnlich brisanten Situation und purzelte mit der Fehlentscheidung Pat Cortina als Bundestrainer in einen Abgrund – bis dann Marco Sturm kam und das Nationalteam in eine neue Dimension führte. Er hatte neue Ideen für das deutsche Eishockey, hauchte den deutschen Spielern ungekanntes Selbstbewusstsein ein und hatte vor allem auch gute Kontakte zu den deutschen Spielern in der NHL. Wenn Sturm rief, dann kamen sie alle. Nun hinterlässt Marco Sturm als scheidender Bundestrainer ein ganz schweres Erbe.

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