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Das geht ja gut los. André Schürrle, Bayers Neuzugang mit Starpotenzial, sah mit seinem Team bei der Pokal-Pleite in Dresden ziemlich bedröppelt aus.

© dpa

Bundesligisten im Test (17): Bayer Leverkusen ist Vize-was?

Bayer Leverkusen will sich endlich vom Ruf des Titelverlierers verabschieden. Dabei macht die Abwehr einen ebenso verwaisten Eindruck wie das Trikot.

Morgen startet die Fußball-Bundesliga in ihre neue Saison. In unserer Serie testen wir täglich Stärken, Schwächen und Marotten der Vereine. Heute: Bayer Leverkusen.

Was hat sich verbessert? Wenn sich die Defensive verschlechert hat, dann ist hier wohl die Offensive zu nennen. Vor allem Neuzugang André Schürrle aus Mainz bereichert das Spiel. Ansonsten ordert Bayer derzeit viele Kopfschmerztabletten: Mit Arturo Vidal (Juventus Turin) und Sami Hyypiä (Karriereende) verabschiedeten sich zwei tragende Säulen, und, ach ja, mit Jupp Heynckes (Bayern München) ging auch noch ein sehr guter Trainer. Für Heynckes kam aus Freiburg Robin Dutt, ein schwäbelnder Inder, der noch beweisen muss, das ihn auch Teams außerhalb Baden-Württembergs verstehen. Für Vidal will Leverkusen zunächst keinen Ersatz suchen, da mit Rolfes, Bender, Balitsch und Ballack genügend Profis für das defensive Mittelfeld bereit stehen. Dass die nicht alles abräumen können, zeigte die 3:4-Pleite im Pokal bei Dynamo Dresden. Dort bildete der 22-jährige Ömer Toprak, den Dutt aus Freiburg als Hyypiä-Ersatz mitbrachte, zusammen mit dem gleichaltrigen Stefan Reinartz einen schmelzanfälligen Kinderriegel in Innenverteidigung.

Wer sind die Stars? Michael Ballack war mal einer. Im September wird er allerdings 35. Und mit schwäbelnden Trainern scheint er einfach kein Glück zu haben. Auch bei Dutt bekommt der ehrgeizige Altstar keinen garantierten Stammplatz. Starpotenzial ohne Störpotenzial hat dagegen Jung-Nationalspieler Schürrle. Und auch Stürmer Eren Derdiyok agierte bisher dynamisch und torgefährlich. Von Ballack kann man das nicht mehr immer sagen.

Wer hat das Sagen im Verein? Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser ist der Chef, seine Untergeben sind die Finanzen. Rudi Völler kommandiert die sportlichen Angestellten, aber auch hier hat Holzhäuser mittlerweile das vorletzte Wort. Das letzte hat im Zweifel der Mutterkonzern.

Das geht ja gut los. André Schürrle, Bayers Neuzugang mit Starpotenzial, sah mit seinem Team bei der Pokal-Pleite in Dresden ziemlich bedröppelt aus.
Das geht ja gut los. André Schürrle, Bayers Neuzugang mit Starpotenzial, sah mit seinem Team bei der Pokal-Pleite in Dresden ziemlich bedröppelt aus.

© dpa

Wie steht es um die Finanzen? Blank. Noch tragen die Profis Hemden mit dem Schriftzug „Werkself“. Nach dem Absprung des inzwischen insolventen Trikotsponsors fahndet der Klub nach einem neuen Geldgeber. Laut Völler will der Klub einen seriösen Nachfolger und dafür auch länger suchen, Angeboten griechischer Rentenkassen wurde daher nicht nachgegangen. Da ein gewissener Konzern den Verein mit etwa 25 Millionen pro Jahr unterstützt, besteht auch erstmal keine Eile. Zumal Juventus Turin den früheren Vidal-Verein ja zuletzt mit etwa acht Millionen Euro sponserte.

Was erwarten die Fans? Ach, die sind bescheiden. Sie freuen sich, dass Leverkusen nach siebenjähriger Pause wieder in der Champions League antreten darf. Ansonsten hoffen sie, dass möglichst keiner das böse V-Wort benutzt.

Was ist in dieser Saison möglich? Dutt will dem Verein die Vizekusen-Mentalität austreiben – verdammt, da war das V-Wort. Deshalb spricht der neue Trainer seit Wochen davon, dass die Meisterschaft möglich sei. Doch mit geschmolzener Schokolade in der Abwehr und einem beleidigten Ballack davor oder daneben (auf der Bank) wird’s schwer. Und Torhüter René Adler wird wegen einer Knieoperation wohl erst Anfang Oktober fit sein wird. Ersatzmann David Yelldell hofft, am Sonntag im Mainz besser auszusehen als beim Pokaldesaster in Dresden.

Und sonst? Will man Witze folgender Art nicht mehr hören: Bayer Leverkusen hat Karl-Theodor zu Guttenberg im Management eingestellt. Denn der weiß, wie man Titel holt.

Morgen: Borussia Dortmund.

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