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Fans werden in nächster Zeit nicht bei Union-Spielen zu sehen sein.

© Soeren Stache/dpa

Bundesligist stellt Pläne zurück: Union verschiebt den Antrag auf Präventivtests

Am 5. September wollte der 1. FC Union sein Hygiene-Konzept zum ersten Mal ausprobieren. Das wird nun nichts.

Im Kampf um seinen viel diskutierten Zuschauer-Plan hat der 1. FC Union einen ersten kleinen Rückschlag erlebt. Sein Hygiene-Konzept – das auf massenhafte Präventivtests statt Abstand und Maske basiert – wollte der Köpenicker Bundesligist eigentlich schon am 5. September zum ersten Mal ausprobieren. Von diesem Vorhaben ruderte der Verein aber am Sonntag zurück.

Stattdessen wird Union jetzt abwarten, und zwar bis mindestens Ende Oktober. Wie der Verein am Sonntag mitteilte, habe er nach Gesprächen mit dem Bezirk Treptow-Köpenick sowie dem Berliner Senat seinen "Antrag auf Austragung einer Veranstaltung mit dem Präventivtest als Hygienemaßnahme" neu auf den 25. Oktober 2020 datiert. Die Massentests sind damit erst einmal auf Eis gelegt.

Keine Überraschung

Allzu überraschend kam diese Kehrtwende nicht. Schon vergangene Woche, als er das Konzept seines Vereins zum ersten Mal detailliert vorstellte, warnte Unions Präsident Dirk Zingler, dass es vielleicht nicht so schnell wie gewünscht gehen würde: "Wir müssen immer damit rechnen, dass wir vier oder sechs Wochen zu früh dran sind."

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Gleichzeitig betonte er, dass Union für seine Stadionbesucher "nur überschüssige Testkapazitäten" in Anspruch nehmen würde. Dass diese vielleicht doch nicht so reichlich sind wie vielleicht erhofft, hatte sich zuletzt angedeutet. So hat der Charité-Virologe Christian Drosten am Samstag gewarnt, dass die Berliner Labore schon wegen der Testungen für Reiserückkehrer an Flughäfen aktuell an ihre Grenzen stoßen.

Labore an Kapazitätsgrenzen

Der "aktuellen Entwicklung" trage Union jetzt Rechnung, wie Zingler am Sonntag erklärte. "Die Labore und Gesundheitsämter sind an ihre derzeitigen Kapazitätsgrenzen gekommen", sagte der Präsident, der darauf hofft, dass eine erhöhte Nachfrage irgendwann zu einem erhöhten Angebot an Tests führt.

An den aktuellen Kapazitäten alleine lag es aber wohl nicht, dass Unions erster Antrag ohne Erfolg blieb. Wie der Verein selbst am Sonntag zugab, gelten laut der Berliner Infektionsschutzverordnung aktuell nur die sogenannten AHA-Regeln als gängige Hygieneregeln für Veranstaltungen. Dass ein Hygiene-Konzept jetzt schon genehmigt würde, das auf etwas völlig anderem basiert, war also wohl immer ziemlich unwahrscheinlich.

Gesellschaftliches Leben soll ermöglicht werden

Auf einen Sofort-Erfolg hat der Verein aber auch nicht unbedingt gehofft, als er letzte Woche mit dem ausgearbeiteten Konzept an die Öffentlichkeit ging. Es sollte ja auch darum gehen, das Test-Konzept überhaupt ernsthaft ins Gespräch zu bringen, damit es bei der nächsten Regelanpassung auch berücksichtigt wird. Die Infektionsschutzverordnung gilt nämlich erst einmal nur bis zum 24. Oktober, weshalb Union seinen Antrag nun auf den 25. umgestellt hat.

"Es ist für uns selbstverständlich, nicht tatenlos abzuwarten, sondern aktiv dazu beizutragen, das gesellschaftliche Leben auch im Bereich Veranstaltungen ohne Abstand wieder zu ermöglichen", sagte Zingler am Sonntag. Der Verein werde "alles daransetzen, dem Senat zu ermöglichen, den Präventivtest in den Katalog der Hygienemaßnahmen ab dem 25. Oktober aufzunehmen".

Bis dahin wird Union darauf zurückfallen, was Zingler letzte Woche den "Plan B" nannte. Am 5. September soll es nämlich trotzdem ein Testspiel vor Zuschauern geben. Diese sollen nur alle Abstand halten und Maske tragen. Und getestet werden sie nicht.

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