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Klein und gut: Chicharito von Leverkusen trifft den Elfmeter zum 2:0 im Testspiel gegen Real Sociedad.

© dpa/fassbender

Bundesliga-Saisonvorschau (15): Bayer Leverkusen: Der heimliche Meisterschaftskandidat

Am Freitag startet die Fußball-Bundesliga in ihre 54. Saison. In unserer Serie testen wir Stärken, Schwächen und Vorlieben der Vereine. Folge 15: Bayer Leverkusen

Was hat sich verbessert?

Die Leverkusener müssen, anders als im vergangenen Jahr, nicht in die Play-offs um die Champions-League-Teilnahme. Denn sie sind bereits qualifiziert. So ist die Stimmung in Leverkusen viel gelöster als im Sommer 2015. Trainer Roger Schmidt präsentierte sich in der Vorbereitung durchgehend gut gelaunt. Das mag außerdem damit zusammenhängen, dass es der Klub geschafft hat, den Abwehrchef Ömer Toprak und den Flügelstürmer Karim Bellarabi im kleinen Leverkusen zu halten, obwohl der große Rivale Borussia Dortmund sie abwerben wollte. Und dass Bayer 04 mit Stürmer Kevin Volland (aus Hoffenheim) und Mittelfeldspieler Julian Baumgartlinger (aus Mainz) zwei Wunschspieler Schmidts verpflichtet hat, sodass der Trainer mit einem breiten Kader ins Rennen gehen kann. Schmidt sagt: „Es macht uns optimistisch, dass wir auf allen Positionen auf hohem Niveau wechseln und auch den Konkurrenzkampf ein bisschen verschärfen können.“ Schließlich will Leverkusen auch im Pokal und in der Champions League möglichst lange mitmischen.

Wer sind die Stars?

Es wimmelt nur so vor Stars in Leverkusen. Stürmer Chicharito, die kleine Erbse, die mit bürgerlichem Namen Javier Hernandez heißt, ist der berühmteste Fußballer Mexikos. Seinetwegen lassen sich immer wieder Journalisten und Kamerateams aus der Heimat in Leverkusen blicken. In Chile ist Mittelfeldkämpfer Charles Aranguiz, der im Juni mit seiner Nationalmannschaft zum zweiten Mal hintereinander die Copa America gewann, ein Superstar. Auch er erhält häufig spanischsprachigen Reporterbesuch aus Amerika. Hakan Calhanoglu ist wiederum einer der bekanntesten Spieler der Türkei. Und dann sind da noch Bellarabi, Volland, Kevin Kampl, Lars Bender und Admir Mehmedi. Schmidt will dafür sorgen, dass die vielen Stars gut gelaunt bleiben, obwohl sich in dem luxuriös besetzten Team jeder einmal auf der Bank wiederfinden kann.

Wer hat das Sagen?

Schmidt, der in sein drittes Jahr mit Leverkusen geht, hat in sportlichen Dingen das Sagen und sitzt sicherer denn je im Sattel. Der 49-Jährige darf sein schnelles und offensives Spielkonzept weiterentwickeln und erhält die volle Unterstützung von Sportchef Rudi Völler und Geschäftsführer Michael Schade. Schmidts Position wurde dadurch gestärkt, dass ihm mit seinem Team in der Vorsaison nach einer Schwächeperiode ein rasanter Endspurt gelang, der auf Rang drei endete; oder, wie sie es in Leverkusen gern sehen: auf Platz eins hinter dem FC Bayern und dem BVB. Mit diesem Resultat machte Schmidt die Bayer-Chefs sehr glücklich.

Was ist in dieser Saison möglich?

Da Bayer 04 Leverkusen aus historischen Gründen auch Vizekusen genannt wird, spricht niemand offen von der Meisterschaft. Das würde Pech bringen, denken sie. Offiziell wollen sie mindestens wieder Dritter werden. Insgeheim halten sich Schmidt und Co. aber für fähig, den Titel zu gewinnen. Denn sie wissen: Das Bayer-Team ist so gut besetzt, dass es in der Liga keinen Gegner fürchten muss. Freundlicherweise ernannte Hertha-Trainer Pal Dardai Leverkusen unlängst zu seinem Titelfavoriten. Schmidt hörte das zwar gern, konterte aber bescheiden: „Wir wissen, dass wir eine gute Mannschaft haben, wir bleiben aber demütig. Denn wir wissen auch, dass wir in einer harten Konkurrenzsituation sind.“

Und sonst?

Zwar setzte sich Chicharito, bevor er nach Leverkusen kam, weder bei Manchester United noch bei Real Madrid durch. In der mexikanischen Wahrnehmung gehört der 28-Jährige dennoch zu einem schillernden europäischen Spitzenklub – und nicht ins unglamouröse Leverkusen. Und so kommen in Mexiko ständig Gerüchte über einen möglichen Vereinswechsel des Stürmers auf, der bei Bayer 04 bis 2018 unter Vertrag steht. Chicharito selbst macht das Spiel mit. Ein Bekenntnis zu Leverkusen, wo er vor einem Jahr kurz vor Transferschluss anheuerte, legt er nicht ab – seine im Trainingslager in Zell am See formulierte Argumentation: „Jetzt, in diesem Moment, bin ich Leverkusen-Spieler. Aber in den vergangenen beiden Sommern wurde ich jeweils am letzten Tag transferiert. Man weiß nie, was passiert.“ Das heißt: Erst wenn sich nach dem 31. August das Transferfenster geschlossen haben wird, wird man sicher wissen, wo Chicharito spielt.

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