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Mit ihm ging es aufwärts. Tayfun Korkut übernahm im Januar von Hannes Wolf.

© Marijan Murat/dpa

Bundesliga-Saisonvorschau (12): VfB Stuttgart: Was soll der Geiz?

Das Team des VfB Stuttgart ist intakt, und die Fans haben Lust auf mehr. Wenn da nur nicht die Sache mit den Rabatten wäre.

Am 24. August startet die Fußball-Bundesliga in die neue Saison. In unserer Serie testen wir die Vereine. Heute Teil 12: VfB Stuttgart.

Was hat sich verbessert?

Eigentlich schade, nichts zum Bruddeln für den legendär anspruchsvollen VfBler von der Haupttribüne. Aber es hat sich eben fast alles verbessert bei dem Klub, der in diesem Jahr sein 125. Jubiläum feiert. Der Verein geht mit so viel Zuversicht wie seit sehr langer Zeit nicht mehr in die neue Saison. In der vergangenen wurde die Mannschaft dank einer grandiosen Rückrunde Siebter. Nur die Bayern waren in der zweiten Saisonhälfte besser – und die wurden am letzten Spieltag in München mal locker 4:1 besiegt. Trainer Tayfun Korkut, der vom Anhang mit herzlich viel Abneigung im Januar empfangen worden war, hat aus einer talentierten Mannschaft eine stabile gemacht. Das führte dazu, dass das ohnehin riesige Zuschauerinteresse noch größer geworden ist. Das Testspiel gegen Atlético Madrid vor knapp zwei Wochen verfolgten in der Stuttgarter Arena fast 60 000 Besucher. Und jüngst wurden auf Ebay zwei Tickets für das erste Heimspiel für den Vereinsgründungsjahrespreis von 1893 Euro feilgeboten. Der erste Gegner in der Stuttgarter Arena hat es aber auch in sich. Zu Gast ist: Bayern München.

Wer sind die Neuen?

Sportvorstand Michael Reschke ist offenbar ein Mann der Tat. Er präsentierte die talentierten Verteidiger Marc-Oliver Kempf (SC Freiburg), Borna Sosa (Dinamo Zagreb) und Pablo Maffeo (Manchester City) schon, als gefühlt noch ein dicker Vorhang überm Transferfenster hing. Etwas später holten die Stuttgarter noch Daniel Didavi (VfL Wolfsburg) und Gonzalo Castro (Borussia Dortmund) sowie den jungen argentinischen Stürmer Nicolas Gonzales (Argentino Juniors). Laut transfermarkt.de haben die Schwaben für ihre Transfers insgesamt 35 Millionen Euro an Ablösesummen gezahlt. Das ist im Übrigen genau die kolportierte Summe, die der französische Weltmeister Benjamin Pavard erlösen könnte. Er soll spätestens nach dieser Spielzeit die Stuttgarter verlassen. Aussichtsreichster Bieter: Bayern München.

Wer hat das Sagen?

Der Mann der Tat hat sich auch zum Mann des Wortes aufgeschwungen: Michael Reschke traf in kurzer Zeit in Stuttgart viele Entscheidungen – und lag mit den meisten richtig. Allen voran mit der Verpflichtung von Trainer Tayfun Korkut. Jüngst sagte Reschke der „Bild“-Zeitung, dass er eine tiefe Identifikation mit dem VfB verspüre. „Ich kann mir nicht vorstellen, noch mal aus Stuttgart wegzugehen.“ Das Schöne dabei ist: Die Zuneigung beruht auf Gegenseitigkeit. Die Stuttgarter schätzen den 60-Jährigen sehr wegen seiner direkten Art und auch wegen seiner Vita. Bevor er bei den Stuttgartern arbeitete, war Reschke ja sehr erfolgreicher Kaderplaner bei: Bayern München.

Was erwarten die Fans?

Besagter VfB-Bruddler erwartet seit jeher, dass er was zum Fluchen hat, am Ende sein VfB aber trotzdem jeden Gegner aus dem Stadion schießt. Daher: Die VfB-Fans fordern Unmögliches. Zunächst einmal aber wären sie ein klein bisschen zufriedenzustellen, wenn der VfB den Bayern die nächste Abreibung verpasst.

Was ist in dieser Saison möglich?

Fragt man den früheren Stuttgarter Meistertrainer Christoph Daum, dann ist für die Schwaben die direkte Qualifikation für die Champions League drin. Klingt selbst für den VfB-Anhang hochgegriffen. Auf der anderen Seite: 1992 und 2007 hatte die Stuttgarter niemand auf der Rechnung – am Ende schnappten sie sich beide Male sogar den Titel.

Und sonst?

Erweist sich die Social-Media-Abteilung des Klubs auch bei den mitunter leicht aufbrausenden VfB-Bruddlern auskunftsfreudig. Jüngst äußerte etwa Josef S. sein Missfallen über die Ticket-Preise zur kommenden Saison via Facebook. Er schrieb: „Ihr Sackratten habt einfach den Mitgliederrabatt abgeschafft.“ Der VfB antwortete freundlich: „Wir pflegen mit unseren Mitgliedern und Fans eine Kommunikation, die auch bei unterschiedlichen Meinungen ohne Beleidigungen auskommt und würden uns das auch von Dir wünschen.“ Ob Josef S. dadurch beruhigt war? Wahrscheinlich nicht, denn der Verein erklärte die Abschaffung der Mitglieder-Ermäßigung auf Tageskarten damit, dass diese immer seltener in Anspruch genommen worden seien. Und das lässt sich keinem normalen Schwaben glaubhaft erklären. Der ist vielleicht nicht geizig, aber er schaut scho a bissle auf’s Geld.

Bisher erschienen: 1. FC NürnbergFortuna Düsseldorf, VfL Wolfsburg, SC Freiburg, FSV Mainz 05, Hannover 96, FC Augsburg, Werder Bremen. Hertha BSC, Borussia Mönchengladbach, Eintracht Frankfurt. Nächste Folge: RB Leipzig.

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