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Nicht von Pappe: Das Zuschauerkonzept der DFL ist aus Sicht der Fans noch ausbaufähig.

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Bundesliga-Pläne zur Rückkehr von Zuschauern: Fans und Klubs sind nur im gegenseitigen Misstrauen vereint

Die Deutsche Fußball-Liga plant mit einem Zuschauerkonzept, das vielen Fans nicht gefällt. Dabei haben beide Seiten im Grunde das gleiche Ziel. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Jörg Leopold

Die Zuschauer sollen zurück ins Fußball-Stadion. Wie das gehen soll, hat die Liga am Dienstag beschlossen. Problem: Viele Fans haben derzeit gar keine Lust zu kommen, zumindest die, die für sich selbst reklamieren, wirkliche Fans zu sein. Kleine Ticketkontingente, keine Gäste-Anhänger, ausschließlich Sitzplätze und kein Alkohol – damit können sich viele in der Szene nicht anfreunden, nicht einmal als vorübergehende Maßnahme.

Offiziell heißt es: „Bei aller Sehnsucht, die ich selber als regelmäßiger Stadiongänger habe, wir leben in einer Pandemie. Und die Vernunft sollte immer den Gesundheitsschutz nach vorne stellen“, sagte das Vorstandsmitglied Jost Peter vom Fan-Bündnis „Unsere Kurve“ am Dienstagmorgen im Inforadio vom rbb.

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Das ist die eine Seite, eine andere ist die unklare Rechtslage beim Kauf der Tickets im Internet. Viele Fans fürchten, dass ihre dabei gesammelten Daten später dazu dienen könnten, sie gezielter zu überwachen und fordern klare Regeln.

Wieder einmal zeigt sich, dass sich die Klubs und ihre treuesten Anhänger nicht so richtig verstehen, auch weil zwar viel geredet, aber zu selten zugehört wird. Hinter allem lauert das Misstrauen. Treiben die Vereine das Zuschauerkonzept nur deswegen voran, damit sie am Ende ein paar Millionen Euro weniger Verlust machen? Und haben die aktiven Fans womöglich etwas zu verbergen, weil sie sich so vehement gegen personalisierte Tickets positionieren?

„Der Fußball wird sich verrückt verändern“, hat Uli Hoeneß gerade in einem Interview der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gesagt. Es scheint so, dass sich die Klubs und ihre Kundschaft dabei immer nur die Veränderung wünschen, die ihnen selbst am besten in den Kram passt. Gehaltsobergrenzen? Wunschdenken, erklären Profis und einige ihrer Bosse. Wiederzulassung von Zuschauern in den Stadien? Alle oder keiner, sagen die Fans.

Beide Seiten überhöhen zuweilen ihre Bedeutung

Beide Seiten überhöhen dabei zuweilen ihre Bedeutung. Der Spitzenfußball kann inzwischen auch ohne Fans, will es aber eigentlich nicht. Und die Fans betonen gern, das Liveerlebnis im Stadion nicht um jeden Preis mitnehmen zu müssen, auch wenn sie lieber wieder dabei wären.

Hinter allem steckt die Hoffnung auf einen Plan, wie es nach der Krise weitergeht. Es ist eine Art Normalität, zu der alle Beteiligten so gern zurückfinden würden. Dafür müssen sie sich allerdings bewegen, die Macher genauso wie die, durch deren Begeisterung das Spiel erst groß geworden ist.

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