zum Hauptinhalt
Kasse leer. Der 1. FC Union und die anderen Fußballklubs stehen vor der „schwierigsten Phase unseres ganzen Berufslebens“, wie Christian Seifert sagte.

© Paul Zinken/dpa

Bundesliga pausiert mindestens bis 2. April: Für den Profifußball „geht es ums Überleben“

Die DFL sieht die Bundesligisten in ernster Gefahr und plädiert für Geisterspiele. Die Pause könnte dennoch länger dauern als bisher beschlossen.

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) ist eine Vereinigung der Extreme. Am einen Ende befinden sich Großklubs wie Bayern München oder Borussia Dortmund, am anderen Vereine wie Erzgebirge Aue oder der SV Sandhausen. Natürlich bestehen zwischen diesen beiden Polen unterschiedliche Interessen, auch oder gerade jetzt in einer Zeit, in der der Fußball wegen der Coronavirus-Krise komplett ruht und die DFL zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung eingeladen hatte. „Vor der Sitzung hat es diverse Sichtweisen gegeben“, sagte Christian Seifert, der Geschäftsführer der DFL. „Ich gehe davon aus, dass es jetzt nur noch eine gibt.“

Es war eine frohe Nachricht, die Seifert nach der Versammlung verkünden konnte. Sehr kollegial, sehr konstruktiv sei die Veranstaltung abgelaufen. In der Krise stehen alle 36 Profiklubs zusammen. Aber Seifert machte alles andere als ein frohes Gesicht, als er vor die Presse trat. Die Lage ist ernst. Auch für den deutschen Profifußball, der in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten ausschließlich auf der Sonnenseite gestanden hat. „Es geht ums Überleben“, sagte Seifert.

Für viele Menschen geht es gerade buchstäblich ums Überleben. Da erscheinen die finanziellen Sorgen eines bisher erfolgsverwöhnten Wirtschaftszweigs schnell als nebensächlich. Einem klugen Kopf wie Seifert ist das natürlich bewusst. Deshalb erwähnte er bei seinen Ausführungen gleich mehrmals, dass es momentan nur darum gehe, „dieses Virus irgendwie einzudämmen. Das hat die Priorität A, B und C.“

56.000 Arbeitsplätze gefährdet

Aber auch der Profifußball besteht nicht nur aus Millionären in kurzen Hosen. Laut Seifert beschäftigt er 56.000 Menschen, deren Arbeitsplätze nun auf dem Spiel stünden. „Um die geht’s gerade. Um die kämpfen wir“, sagte Seifert. „Nicht darum, weiter Millionengehälter bezahlen zu können.“ Über mögliche staatliche Hilfen für den Fußball sei bei der Mitgliederversammlung trotzdem nicht gesprochen worden.

Angesichts der dramatischen Entwicklung der Pandemie und der sich ständig verändernden Rahmenbedingungen hat die DFL davon abgesehen, einen konkreten Termin für eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs zu benennen. Sicher abgesagt ist bisher nur der nächste, der 27. Spieltag am kommenden Wochenende. Das heißt, laut Seifert, allerdings nicht, dass die Bundesliga am ersten Aprilwochenende ihren Betrieb wieder aufnimmt. „Wir müssen von Tag zu Tag denken“, sagte der DFL-Chef. In der letzten Märzwoche soll neu beraten werden.

Ziel der 36 Profiklubs ist es, die laufende Saison, sofern es rechtlich möglich und gesundheitlich vertretbar sei, regulär zu Ende zu spielen, sagte Seifert. Das heißt aller Wahrscheinlichkeit nach, dass es Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit wird geben müssen, auch wenn „Unsere Kurve“, die Interessengemeinschaft der Fans, am Morgen vor einer schnellen Wiederaufnahme des Spielbetriebs gewarnt hatte. Für sie seien Geisterspiele „keine Alternative“.

Das weitere Vorgehen hängt auch von der Uefa ab

Das sieht Seifert anders. „Jemand, der sagt, Geisterspiele kommen nicht infrage, der muss sich keine Gedanken mehr machen, ob wir künftig mit 18 oder 20 Profiklubs spielen“, sagte er. „Dann wird es keine 20 Profiklubs mehr geben.“ Spiele ohne Zuschauer seien „in nächster Zeit die einzige Überlebenschance“. Zwar fehlen den Vereinen die Zuschauereinnahmen; einen weitaus größeren Teil ihrer Budgets machen jedoch die Fernseheinnahmen aus. Und die gibt es nur, wenn das Fernsehen auch Spiele zeigen kann.

DFL-Chef Christian Seifert geht nicht von einer schnellen Fortsetzung der Bundesliga aus.
DFL-Chef Christian Seifert geht nicht von einer schnellen Fortsetzung der Bundesliga aus.

© Foto: Arne Dedert/dpa

Das weitere Vorgehen der DFL hängt auch davon ab, wie der europäische Verband Uefa an diesem Dienstag in Sachen Europameisterschaft entscheidet. Eigentlich soll die EM am 12. Juni beginnen. Dass es tatsächlich so kommt, gilt aber inzwischen als ausgeschlossen. Seifert wollte sich dazu nicht konkret äußern, er gehe aber davon aus, dass die nationalen Ligen nach der Uefa-Konferenz am Dienstag „mehr Flexibilität haben werden“ und auch im Mai und Juni noch spielen könnten – dass die EM also verschoben wird.

Jeder der 36 Vereine soll die DFL nun darüber informieren, wie lange er ohne Spielbetrieb noch überleben kann. „Das geht eine Weile gut, aber nicht sehr lange“, sagte Seifert. „Der Tag X ist hoffentlich so nah, dass ihn alle 36 Klubs erreichen werden.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false