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Vor dem Abgang. Max Meyer, der 22 Jahre alte U-21-Europameister von 2017, möchte beim FC Schalke nicht verlängern. Im Sommer könnte der den Klub ablösefrei verlassen. Samstag kommt erst einmal Hertha BSC zu Besuch.

© dpa

Bundesliga: Max Meyer - Auf Schalke? Auf Abschied!

Dem Traditionsverein aus dem Revier droht in Max Meyer der nächste ablösefreie Abgang eines Talents. Der ist ein zentraler Faktor für den Erfolg.

Der Schalke-Kosmos könnte so schön und rund sein – wie ein Fußball. Eigentlich ist die Mannschaft des 32 Jahre alten Trainers Domenico Tedesco nach dem souverän herausgespielten Auswärtssieg gegen Bayer 04 Leverkusen (2:0) auf Tabellenplatz drei der Fußball-Bundesliga hochgerutscht. Zufriedenheit könnte sich breit machen, denn die kurze sportliche Talfahrt, die der traditionsgeschwängerte Ruhrgebietsklub nach dem Jahreswechsel durchlebt hat, gilt allen Beteiligten im Klub als beendet. „Wir sind durch ein paar schlechte Spiele in der Tabelle abgerutscht, sind jetzt aber wieder topfit“, sagt etwa der Stürmer Guido Burgstaller.

Die Schalker haben die Qualifikation für die Champions League wieder im Visier – wenn da nicht schon wieder Personaldiskussionen die gute Stimmung trüben würden. Nach Leon Goretzka, der den Klub nach Saisonende ablösefrei in Richtung München verlassen wird, droht nun auch noch Eigengewächs Max Meyer ebenfalls ohne eine Transferentschädigung für den Klub gehen zu wollen. Genaugenommen wäre Meyer bereits das dritte Eigengewächs nach Joel Matip (2016 zum FC Liverpool) und Sead Kolasinac (2017 zum FC Arsenal), das die Schalker innerhalb weniger Jahre ohne Ablöse verlässt.

Bereits im vergangenen Frühjahr hatte Meyer ein Angebot der Schalker abgelehnt. Meyers neuerliche Frist (Mitte Februar), in der er sich entscheiden sollte, hatte der U-21-Europameister verstreichen lassen. Der Grund scheint offenkundig zu sein: Der FC Liverpool, der FC Arsenal und auch der FC Barcelona sollen den 22-Jährigen seit dem Sommer mehrfach beobachtet und ernsthaftes Interesse an Meyer für die kommende Saison zeigen, wie englische Medien berichten. Dass diese Klubs sich vorstellen können, Meyer zu verpflichten, liegt auch am Sinneswandel des jungen Mannes, der vor gar nicht allzu langer Zeit einen Punkt in seiner Karriere erreicht zu haben schien, an dem seine Entwicklung auch eine andere, weniger erfreuliche Richtung hätte einschlagen können.

Früher zog er sich zurück, wenn es nicht gut lief

Der gelernte offensive Mittelfeldakteur spielte weder unter Trainer André Breitenreiter noch bei dessen Nachfolger Markus Weinzierl eine gewichtige Rolle und fand sich häufiger auf der Ersatzbank wieder, als es ihm lieb war und es seinem Selbstverständnis entspricht. Meyers Reaktion auf diese Trainerurteile war zudem eher kontraproduktiv. Anstatt sich im Training aufzudrängen und sich unentbehrlich zu machen, zog er sich lieber zurück, schmollte und beklagte seine Situation. Erst der aktuelle Trainer Domenico Tedesco erfand Meyer neu und positionierte ihn ins zentrale defensive Mittelfeld. Den Anfang machte Meyer beim Auswärtsspiel Mitte Oktober bei Hertha BSC – Schalkes Gegner an diesem Samstag. Seitdem ist der neue Sechser nicht mehr von dieser Position wegzudenken. Seine Ballsicherheit, seine Technik, seine Ruhe sowie seine schnelle Auffassungsgabe für die Spielsituation haben ihn zu einer der wichtigsten Schaltfiguren für das Schalker Team gemacht. Damit ist der 1,73 Meter große Techniker ein zentraler Faktor für die überraschend gute Saison, die die Schalker bislang gezeigt haben.

Wenn ihn nun Klubs aus England und Spanien äußerst interessant finden, liegt das auch an der glücklichen Fügung für Meyer, dass eben keine Ablöse für ihn fällig wäre und die Klubs ein geringes finanzielles Risiko eingehen müssten. Schafft er den Schritt in das neue Team, umso besser. Schafft er diesen nicht, kann der Jungprofi immer noch an einen anderen Verein ausgeliehen und seine weitere Entwicklung abgewartet werden.

Und die nächste Schalker Personalie mit Gesprächsstoff steht bereits bevor. Thilo Kehrer ebenfalls aus dem eigenen Nachwuchs, besitzt zwar noch einen Vertrag bis 2019, hat aber offenbar Gespräche über eine Verlängerung abgelehnt hat. Für Schalkes Manager Christian Heidel könnte der nächste Tiefschlag folgen, wenn er in einem Jahr den nächsten talentierten Profi ablösefrei ziehen lassen muss. „Das belastet uns nicht. Wir sind schon so lange im Fußball dabei, da kommen und gehen die Spieler. Das ist ganz normal“, sagt Verteidiger Bastian Oczipka fast schon lapidar. Argumente für einen Verbleib in Gelsenkirchen könnten sich Meyer und Kehrer allerdings selbst liefern. Mit einem Sieg am Samstag gegen die Berliner wäre Schalke dem Erreichen der Champions League einen großen Schritt näher gekommen – vorausgesetzt, dass sportliche Ziele für die Jungprofis überhaupt relevant sind.

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