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Torwart Benjamin Buric spielt eine überragende Saison.

© dpa

Bundesliga: Flensburgs Handballer überraschen alle

Die SG Flensburg-Handewitt dominiert bislang die Liga – und könnte sich im Spitzenspiel noch weiter absetzen.

Neulich haben sie hohen Besuch empfangen im hohen Norden. In der Handball-Arena Flensburgs war die Mannschaft aus dem dänischen Skjern zu Gast. Auf dem Papier war es ein normales Spiel in der Vorrunde der Champions League, eine Pflichtaufgabe für den Deutschen Meister – wenn da nicht ein alter Bekannter auf der anderen Seite aufgelaufen wäre. Thomas Mogensen, mittlerweile 35 Jahre alt, hat ein Jahrzehnt lang das Flensburger Spiel bestimmt, bevor er im Sommer in die Heimat zurückgekehrt ist. Jetzt wurde er in der Arena, die im Volksmund nur „Hölle Nord“ heißt, herzlich empfangen. Bei aller Verbundenheit erging es den Gästen im weiteren Verlauf allerdings so wie den meisten Teams, die in dieser Saison in der nördlichsten Stadt Deutschlands angetreten sind. Sie waren weitestgehend chancenlos.

„Bislang haben wir sehr viel richtig gemacht in dieser Saison“, sagt Flensburgs Trainer Mike Machulla. Das trifft vor allem auf die Handball-Bundesliga zu: Nach zwölf Spieltagen hat die SG Flensburg-Handewitt als einzige Mannschaft noch keinen einzigen Punkt abgegeben, mit 24:0 Punkten thront sie über allen anderen Verfolgern – und hat zuletzt sogar den vereinseigenen Startrekord eingestellt. Am Montagabend haben die Schleswig-Holsteiner nun die Chance, ihre Ausgangsposition im Kampf um den Meistertitel noch weiter zu verbessern. Dann kommt es zum Bundesliga-Spitzenspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen (18.30 Uhr, live bei Sky), den Titelträger der Jahre 2016 und 2017. Mit einem Heimsieg könnten die Gastgeber ihren Vorsprung auf die Mannheimer auf fünf Punkte ausbauen. Das wäre viel nach gut einem Drittel der Saison, zumal die Verfolger aus Magdeburg und Kiel ebenfalls schon vier Minuspunkte gesammelt haben. „Wenn wir die Löwen schlagen wollen, muss jeder einzelne über seinem normalen Niveau spielen“, sagt Machulla.

Flensburg gegen die Rhein-Neckar Löwen ist das Duell der Mannschaften, die den deutschen Handball in den vergangenen Jahren geprägt haben. Nach einem Jahrzehnt der Kieler Dominanz – zwischen 2005 und 2015 holte der THW zehn von elf möglichen Meistertiteln – machten die Löwen und Flensburg die Meisterschaften drei Mal in Folge unter sich aus. Besondere Brisanz erfährt das diesjährige Duell durch die Vorgeschichte aus der Spielzeit 2017/18: Im Frühjahr sahen die Löwen bereits wie der sichere Meister aus, ihr Vorsprung betrug phasenweise fünf Punkte. Bis sie auf den letzten Metern einbrachen und von den Flensburgern abgefangen wurden, die völlig unverhofft ihren zweiten nationalen Titel nach 2004 holten.

Umbruch bestens verkraftet

„Das ist jetzt drei Monate her, dafür können wir uns nichts mehr kaufen“, sagt Kreisläufer Simon Hald. „Aber seitdem haben wir uns nochmal verbessert – und das wollen wir beweisen.“ Halds Erkenntnis ist gleichermaßen richtig wie überraschend: Die Flensburger spielen in der Tat berauschenden Handball, trotz des großen Umbruchs, den sie im vergangenen Sommer vollzogen haben. Neben Spielmacher Thomas Mogensen, Kreisläufer Henrik Toft Hansen und Allzweckwaffe Kentin Mahé verloren sie einen weiteren Leistungsträger, der die gegnerischen Angreifer verlässlich in den Wahnsinn getrieben hatte: ihren 40 Jahre alten Torhüter Mattias Andersson. Gemessen an diesen Abgängen, die entweder ihre Karriere beendeten oder mittlerweile bei internationalen Topklubs untergekommen sind, ist es überraschend, mit welcher Souveränität und welchem Selbstverständnis die SG durch die Bundesliga rauscht.

Von den Neuzugängen wusste bisher vor allem Benjamin Buric zu überzeugen, Anderssons Nachfolger im Tor. Aber auch darüber hinaus kann Coach Machulla auf ein Team zurückgreifen, das über Jahre zusammengewachsen ist und über eine gute Mischung zwischen alten Haudegen wie Holger Glandorf oder Tobias Karlsson und jungen Hochbegabten wie Simon Jeppsson verfügt. Eine Prognose für das Spitzenspiel abzugeben, gestaltet sich bei einem Blick auf die Statistik trotzdem schwierig: In 37 direkten Duellen gewann 21 Mal die SG, 16 Mal setzten sich die Löwen durch. Ein Unentschieden gab es zwischen beiden Teams noch nie.

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