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Und drauf. Diagonalangreifer Carroll spielt seit fünf Jahren für die Volleys.

© imago/Sebastian Wells

BR Volleys: Paul Carroll: Immer das Ganze im Blick

Im Pokalfinale gegen Bühl setzen die BR Volleys auf Paul Carroll, den Mann für die wichtigen Spiele. Seit fünf Jahren nimmt der Australier als Identifikationsfigur und Botschafter des Klubs eine besondere Stellung ein.

Von Johannes Nedo

Es wird einen neuen Rekord geben. Mehr als 11 200 Zuschauer werden an diesem Sonntag zum Volleyball-Pokalfinale nach Mannheim kommen, so viele wie bei keinem Endspiel zuvor. Und während so eine Kulisse viele Spieler einschüchtert, besonders weil sie dies im Volleyball einfach nicht gewöhnt sind, treibt Paul Carroll solch eine große Bühne nur noch zusätzlich an. Und sogar gegen noch mehr Druck hat der Außenangreifer der BR Volleys nichts einzuwenden. „Ich will den Ball, wenn es ganz knapp ist: in den entscheidenden Momenten am Ende des Satzes“, sagt der Australier. „Denn ich denke nicht daran, dass mein Schlag daneben gehen könnte. Ich will diese wichtigen Bälle unbedingt.“

An diesem Sonntag könnte es einige solcher Momente geben. Beim Pokalfinale der Berliner gegen den Bundesligakonkurrenten TV Bühl (16.45 Uhr/live auf Sport1) wird es also auch besonders auf Carroll ankommen.

Da passt es gut, dass der 29-Jährige bereits bewiesen hat, dass er in großen Spielen zu großen Leistungen fähig ist. Genau genommen hat er den Volleys-Manager Kaweh Niroomand vollends von sich überzeugt, als er den Berlinern in einem großen Spiel den Titel entriss. Es war das Pokalfinale 2011 in Halle (Westfalen). Carroll spielte damals noch für Unterhaching, und im Finale bezwang er mit seinen erfolgreichen Angriffsschlägen die Volleys fast im Alleingang. Danach verpflichtete ihn Niroomand.

Carroll erachtet das Leben eines Profisportlers nicht als selbstverständlich

Seit fünf Jahren steht Carroll nun schon bei den Berlinern unter Vertrag. In dieser Zeit hat er auch die Volleys zu einigen Titeln geführt: die drei Meisterschaften in den vergangenen vier Jahren sind untrennbar mit ihm verbunden. „Paul ist unser Mann für die großen Spiele“, sagt Niroomand. „Dann ist er am besten.“ Doch nicht nur als sportlicher Leistungsträger ist Carroll für die Volleys enorm wichtig. Auch als Identifikationsfigur und Botschafter des Klubs nimmt er eine besondere Stellung ein. Er ist eines der Gesichter des Vereins – und man muss nicht viel Zeit mit ihm verbringen, um zu verstehen warum.

Es ist ein sonniger Vormittag im Februar, als Carroll nach dem Athletiktraining entspannt im Café eines Fitnessstudios sitzt. Mit seinen weit geöffneten, strahlenden Augen schaut der 2,05 Meter große Australier seinem Gegenüber direkt ins Gesicht. Er lacht viel und ist sofort offen. Zudem zeigt Carroll, dass sein Horizont über den Sport hinausgeht. Er berichtet von seinem Interesse an der DDR und deren Stasi-Vergangenheit. Er erzählt, wie sehr er sich mit seiner amerikanischen Frau Erin in Charlottenburg heimisch fühlt. Er schwärmt von den Volleys und der Max-Schmeling-Halle. Andererseits schaut er auch schon auf die Zeit danach. Im März wird er Vater, da wird Finanzielles wichtiger. Und so könnte es sein, dass er bei einem guten Angebot im Sommer schwach wird.

Carroll ist jemand, der das Leben eines Profisportlers nicht als selbstverständlich erachtet. Er will mehr aus seiner Karriere herausholen. Sein Deutsch ist außerordentlich gut, obwohl er in Berlin nie einen Kurs besuchte. „Ich habe Sebastian Kühner, meinem Zimmerkollegen im Team, irgendwann gesagt: Rede nur noch Deutsch mit mir. Und das hat geklappt“, betont Carroll. Wenn er sich auf etwas einlässt, dann zieht er es voll durch. Das ist auch so bei seiner Zuneigung zu den Volleys. „Paul hat immer neue Ideen, was man im Verein verbessern könnte – auch bei Themen wie dem Marketing“, sagt Niroomand. „Und er hat keine Scheu, sie den Mitarbeitern in der Geschäftsstelle mitzuteilen.“ Dabei hat Carroll prägende Deutschland-Erfahrungen gemacht. „Ich habe gelernt, dass Deutsche mit konstruktiver Kritik zunächst schwer umgehen können“, erzählt er. Wenn er etwa Anmerkungen zum Facebook-Auftritt des Vereins mache, würden die Angesprochenen das oft zunächst persönlich nehmen. „Dabei will ich doch nur, dass wir alle besser werden.“

Ähnliches gilt im sportlichen Bereich. Seine deutschen Mitspieler hätten zunächst lernen müssen, dass er ihnen nur weiterhelfen will, wenn er deren Schwächen anspricht, sagt Carroll. Denn er hat immer das Gesamtbild im Blick. Er will, dass sich das ganze Team steigert. Nur so könne man gewinnen, betont er. Und Carroll will noch viel gewinnen in dieser Saison, zunächst mal den Pokal. Den haben die Berliner schließlich seit 16 Jahren nicht mehr geholt. Es geht also um viel am Sonntag – und genau solche Spiele liebt Carroll ja.

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