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Berlins Jeffrey Jendryk (Mitte) wird immer konstanter.

© picture alliance/dpa

BR Volleys im Play-off-Halbfinale: Jeffrey Jendryk muss nicht nur blocken, sondern auch lesen

Im Duell mit den Alpenvolleys kommt es bei den BR Volleys auch besonders auf den US-Mittelblocker Jeffrey Jendryk an.

Von Johannes Nedo

Nur ganz kurz habe er sich geärgert, sagt Jeffrey Jendryk. Kurz nach dem ersten Play-off-Halbfinalspiel und der Niederlage gegen die Alpenvolleys am vergangenen Mittwoch habe er gehadert, aber dieses Gefühl sei schnell gewichen. „Mittlerweile bin ich wieder super optimistisch. Ich fühle mich so selbstbewusst wie eh je“, betont der Mittelblocker der BR Volleys und ergänzt lachend: „Denn wenn wir unsere eigenen Fehler abstellen, wird das ein Kinderspiel.“

Der 23 Jahre alte US-Amerikaner gilt von seinem Naturell her als einer der stets lockeren, zuversichtlichen Profis in der Berliner Mannschaft. Doch sein Selbstvertrauen ist nicht gespielt, und das liegt auch daran, dass er sich derzeit in einer starken Form befindet. Beim knappen 1:3 gegen das deutsch-österreichische Team aus Innsbruck und Unterhaching erzielte er zwölf Punkte und wurde zum besten Berliner Spieler gekürt.

Deshalb wird es an diesem Samstag (17.30 Uhr) in der Max-Schmeling-Halle, wenn die Volleys das zweite Play-off-Halbfinalspiel bestreiten und in der Best-of-five-Serie zum 1:1 ausgleichen wollen, auch sehr auf ihn ankommen. Denn der 2,05 Meter große US-Nationalspieler soll nicht nur viele schnelle Punkte über die Mitte in die gegnerische Hälfte knallen, er soll auch den brasilianischen Zuspieler der Alpenvolleys, Danilo Gelinski, stoppen und dessen Pässe so antizipieren, dass er die Angriffe danach abblockt. „Es ist immer wieder eine besondere Herausforderung, den gegnerischen Zuspieler zu lesen“, sagt Jendryk. „Manchmal erkenne ich schon daran, wie er seine Hände formt, welche Pässe er spielt. Aber vor allem geht es darum, sich nicht schon zu früh zu bewegen, sondern ruhig zu bleiben und dann blitzschnell zu reagieren.“

Kein Durchkommen. Benjamin Patch (l) und Jeffrey Jendryk blocken den Ball ab.
Kein Durchkommen. Benjamin Patch (l) und Jeffrey Jendryk blocken den Ball ab.

© Rainer Jensen/dpa

Im Ruhebewahren wird Jendryk immer besser. Und das kommt ihm auch beim dritten Element zu Gute, für das er so wertvoll für die Berliner ist: beim Aufschlag. Jendryk haut dabei nicht mit voller Wucht drauf, sondern setzt zu fiesen Flatteraufschlägen an, mit denen zuletzt sowohl die Alpenvolleys als auch die Dürener im Play-off-Viertelfinale viele Probleme hatten. „Wenn ich mit meinen Aufschlägen in eine bestimmte Zone komme und sie mit einem guten Schwung versehe, sind sie sehr aggressiv“, sagt er. „Da muss ich gar keine ausgefallenen Sachen probieren.“ Manchmal aber, auch in einigen Aktionen im ersten Duell mit den Alpenvolleys, habe er aber zu viel gewollt, und das sei dann nach hinten losgegangen, betont Jendryk.

Daraus zieht er nun vor allem eine Lehre, auch für die gesamte Berliner Mannschaft: „Wenn wir uns auf das fokussieren, was wir am besten können, bezwingen wir die Alpenvolleys.“ In diesem Punkt kann Kaweh Niroomand ihm nur zustimmen. „Wir müssen nur unsere PS auf die Straße bringen“, sagt der Manager der Volleys. Dass Jendryk dies in den nächsten Spielen gegen den Tabellenzweiten der Hauptrunde gelingen wird, davon ist Niroomand überzeugt. „Man sieht fast jeden Tag, dass er vorankommt. Er wird immer konstanter und hat eine tolle Einstellung“, sagt der 66-Jährige.

BR Volleys sind Jendryks erste Profistation

Die Volleys sind für Jendryk die erste Profistation, bis zum vergangenen Jahr spielte er für die Loyola Universität in Chicago. „Als er im Herbst zu uns kam, war er nur athletisch gut“, sagt Niroomand. „Er macht sehr gute Fortschritte, und er hat riesiges Potenzial.“ Das kommt auch deshalb, weil Jendryk erst seit rund sieben Jahren Volleyball spielt. Erst im Alter von 16 Jahren wechselte er vom Basketball zum Volleyball. „Das hat mir einerseits geholfen, weil ich schnelle Füße habe, flott reagieren und explosiv springen kann“, sagt Jendryk. „Andererseits lerne ich noch so viel in meinem Sport. Bei mir gibt es noch viel Entwicklungsspielraum.“

Den wollen die Volleys weiter ausschöpfen. „Jeff wird auch in der nächsten Saison weiter für uns spielen“, sagt Niroomand. Auch Jendryk will das. Denn zusätzlich zu den sportlichen Perspektiven ist er von Berlin begeistert: „Ich liebe diese Stadt. Ich bin auch schon richtig eingetaucht in die Kultur und Geschichte Berlins.“ Bereits in der Saisonvorbereitung war er mit einer Liste der besten Sehenswürdigkeiten der Stadt zu Volleys-Kapitän Sebastian Kühner gegangen und hatte ihn gefragt, ob er ihm noch weitere Tipps geben könne. Und wenn ihn seine Eltern oder seine beiden Schwestern aus den USA in Berlin besuchten, habe er den Touristenführer gegeben, sagt Jendryk. „Ich habe schon viel gesehen, aber es ist noch einiges auf meiner Liste. Als nächstes möchte ich mal in das Liquidrom-Spa gehen.“

Bevor er jedoch vollends entspannen kann, stehen noch einige Play-off-Spiele an. Wie viele das in der Serie gegen die Alpenvolleys sind, weiß Jendryk genau: „Nur noch drei.“

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