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Auf die Details kommt es an. Marco Rose hat bei Borussia Mönchengladbach noch ein bisschen was zu tun.

© imago images / eu-images

Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga-Vorschau: Die inneren Werte zählen

Bei Borussia Mönchengladbach ruhen die Hoffnungen auf dem neuen Trainer Marco Rose. Ein Zauberer aber ist er nicht.

Am 16. August startet die Fußball-Bundesliga in die neue Saison. In unserer Serie testen wir die Vereine.
Heute Teil 14: Borussia Mönchengladbach.

Was hat sich verbessert?

Borussia Mönchengladbach hat die vergangene Saison als Tabellenfünfter abgeschlossen und die Qualifikation für die Champions League nur knapp verpasst. Man sollte also nicht zwingend davon ausgehen, dass es in der neuen Spielzeit tabellarisch besser wird. Aber bei den Gladbachern zählt diesmal nicht nur der Tabellenplatz: Es kommt auch auf die inneren Werte an. Die Borussia will ihren Anhang wieder begeistern – mit neuem, frischen Fußball. Noch rätseln die Futur-II-Experten, ob man dereinst von einer Revolution sprechen wird oder doch von einem evolutionären Prozess, der in diesem Sommer seinen Anfang genommen haben wird. Manager Max Eberl hat für kolportierte drei Millionen Euro Ablöse Marco Rose als neuen Trainer verpflichtet, einen Einser-Absolventen aus der international renommierten Jürgen-Klopp-Pressing-Akademie. Weniger Ballbesitz, dafür mehr Leidenschaft, mehr Kraft, mehr Tempo. Wobei Rose und Eberl immer wieder darauf verweisen, dass früher nicht alles schlecht war. Ballbesitz soll es auch weiterhin geben, in einer deutlich zielstrebigeren Form allerdings als bisher. „Unser Ziel ist es, in allen Facetten richtig gut zu sein“, sagt Rose. Alles in allem ist das ziemlich viel Neues für einen einzigen Sommer, weswegen Manger Eberl die Mannschaft aktuell auf einem Weg sieht, „der nicht frei ist von Hindernissen und Stolpersteinen“.

Wer sind die Neuen?

Spieler, die das mitbringen, was Marco Rose für seine Idee vom Fußball braucht und was im Kader der Borussen bisher eher in Spurenelementen vorhanden war: Tempo und Physis. Von seinem bisherigen Arbeitgeber Salzburg hat der neue Trainer Rechtsverteidiger Stefan Lainer, 26, mitgebracht. Der österreichische Nationalspieler kennt nicht nur Roses Ideen in- und auswendig, er gilt auch als echtes Mentalitätsmonster. Mit dem französischen U-21-Nationalspieler Marcus Thuram, Sohn des 98er-Weltmeisters Lilian Thuram, und Breel Embolo (vom FC Schalke) sind zwei Stürmer gekommen, die mit ihrer Wucht eine neue Komponente ins Offensivspiel bringen. Außerdem fahndet Manager Eberl noch nach einem Linksverteidiger. „Ich würde gern Geld ausgeben“, sagt er. Aber nicht so viel, wie aktuell auf dem durchdrehenden Transfermarkt verlangt wird.

Wer hat das Sagen?

Der Revolutionsführer (oder Evolutionär) Rose steht gerade naturgemäß ganz besonders im Fokus des Interesses. Leute, die ihn noch aus seiner Zeit als Spieler bei Mainz 05 kennen, haben ihn als fast schon misanthropisch in Erinnerung. In Gladbach aber hat sich Rose innerhalb kürzester Zeit den Ruf eines Menschenfängers erworben: Offen, ehrlich, eloquent – so kommt der 42-Jährige in seinen ersten Wochen als Trainer rüber. Letztlich fällt der positive Eindruck auch ein wenig auf Sportdirektor Eberl zurück, der im Frühjahr die nicht ganz einfache Entscheidung getroffen hat, die Zusammenarbeit mit Dieter Hecking trotz sportlichen Erfolgs zu beenden und mit Rose etwas Neues zu probieren. Eberl hat überhaupt eine nicht ganz einfache Transferperiode hinter sich: Anfangs wurde ihm noch angelastet, nicht genug Kohle für den Transfer von Thorgan Hazard zu Borussia Dortmund rausgeschlagen zu haben; inzwischen aber nimmt man mehr als anerkennend zur Kenntnis, dass er kaum mehr als die Hazard-Millionen benötigt hat, um die Transfers von Lainer, Thuram und Embolo zu finanzieren.

Was erwarten die Fans?

Die Fans sind ein wenig stolz, dass es ihrer Borussia gelungen ist, einen Trainer zu verpflichten, den Jürgen Klopp im Frühjahr als „den Gehyptesten von allen“ bezeichnet hat. Aber es geht ihnen weniger ums Namedropping, es geht darum, dass Rose für eine klare Linie steht, die sich über kurz oder lang im Spiel der Mannschaft wiederfinden lassen soll. Alles andere ergibt sich dann schon. Hoffen die Fans zumindest.

Was ist in dieser Saison möglich?

Max Eberl hat in der Sommerpause nicht nur einmal darauf hingewiesen, dass er einen neuen Trainer verpflichtet hat – und keinen Magier. Dass die Neujustierung der Spielidee mit nur kosmetisch verändertem Kader ein ambitioniertes Unterfangen ist, das haben auch die beiden jüngsten Auftritte der Mannschaft im Test gegen den FC Chelsea und im Pokalspiel beim SV Sandhausen gezeigt. In beiden Begegnungen ging den Gladbachern zeitweise die Kontrolle über das Mittelfeld und damit über das gesamte Spiel komplett verloren – als wäre die Datei „Ballbesitz“ von ihrer Festplatte entfernt worden. Gegen den aktuellen Europa-League-Sieger mag das noch verzeihlich sein; gegen den vormaligen Fünfzehnten der Zweiten Liga aber ist es schon eher bedenklich. Wie schnell sich Alt (Ballbesitz) und Neu (Pressing) zu einem harmonischen Gebilde finden, wird letztlich über den Erfolg der Mannschaft entscheiden. Zumindest intern ist man sich bewusst, dass es länger dauern kann, als die Fans glauben.

Und sonst?

Wenn schon neu, dann richtig: Nicht nur die sportliche Führung, auch die Fans haben sich Gedanken gemacht, wie der Borussia-Park aus seiner immer häufiger zu konstatierenden Lethargie gerissen werden kann. Das Ergebnis: Es braucht eine neue Einlaufhymne. „Die Elf vom Niederrhein“ wird künftig vor der Mannschaftsaufstellung gespielt, zum Einlaufen ertönt dann das eher rührselige „Die Seele brennt“. Der Punk soll ja künftig nach dem Abpfiff abgehen.

Bisher erschienen: 1. FC Union Berlin, Hertha BSC, SC Paderborn, 1. FC Köln, FC Augsburg, Schalke 04, SC Freiburg, 1. FSV Mainz 05, Fortuna Düsseldorf, TSG Hoffenheim, Werder Bremen, Eintracht Frankfurt und VfL Wolfsburg.

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