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Spezieller Jubel. Marcus Thuram ist einer der Garanten des Gladbacher Erfolgs.

© Imago/Moritz Müller

Borussia Mönchengladbach gegen den FC Bayern: Vier gewinnt im Sturm

Der FC Bayern München hat mit Robert Lewandowski einen Top-Torjäger. Spitzenreiter Borussia Mönchengladbach hingegen hat Thuram, Plea, Embolo und Herrmann.

Marcus Thuram führte auch diesmal wieder seine kleine Show mit der Eckfahne auf. So wie bei jedem Sieg seit der Premiere nach dem Erfolg im Derby gegen den 1. FC Köln. Thuram, der Stürmer von Borussia Mönchengladbach, stülpt dann sein Trikot oder das eines Kollegen über die Fahne und läuft damit einmal vor der Kurve auf und ab. Am vergangenen Sonntag, nach dem 4:2-Sieg gegen den SC Freiburg, ließ er sich den „Ugly Christmas Sweater“ aus der aktuellen Fanshop-Kollektion der Gladbacher reichen, an dem sogar noch das Preisschild hing.

Auf den ersten Blick wirkte es wie eine peinliche Werbeaktion, aber selbst die hätte das Publikum dem Franzosen verziehen. Marcus Thuram, 22 Jahre alt und vor der Saison für knapp zehn Millionen Euro vom französischen Erstligaabsteiger Guingamp verpflichtet, ist der Liebling der Gladbacher Fans. So wie sein Landsmann Alassane Plea. Oder Neuzugang Breel Embolo. Oder Urgestein Patrick Herrmann, der den Verein in der vergangenen Saison gleich zweimal verlassen wollte.

Wenn es an diesem Samstag (15.30 Uhr, live bei Sky) im Borussia-Park zum Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga zwischen dem Tabellenführer aus Mönchengladbach und dem Verfolger Bayern München kommt, dann ist das auch das Duell zweier herausragender Angriffsreihen. Gladbach und Bayern sind die Mannschaften, die sich ligaweit die meisten Torchancen erspielen.

Was für die Münchner Robert Lewandowski mit bisher 16 Saisontoren ist, das sind bei den Gladbachern Thuram, Plea, Embolo und Herrmann. „Mönchengladbach hat eine brutale Qualität in der Offensive“, hat Christian Streich, der Trainer des SC Freiburg, nach der Niederlage vor einer Woche gesagt. Die Qualität ist so brutal, dass Borussias Trainer Marco Rose gegen Freiburg Alassane Plea erst einmal auf der Bank lassen musste. Genauso wie Kapitän Lars Stindl. Und Raffael. „Die Qualität im Kader ist unheimlich hoch“, sagt Embolo. „Dadurch pushen wir uns gegenseitig auch in schwierigeren Phasen.“

Da tanzt das erfolgreiche Kollektiv. Der Gladbacher Thuram mit Eckfahne, daneben Bensebaini, Plea und Embolo.
Da tanzt das erfolgreiche Kollektiv. Der Gladbacher Thuram mit Eckfahne, daneben Bensebaini, Plea und Embolo.

© Imago/Horstmüller

Die Tore des Gladbacher Angriffs verteilen sich fast gleichmäßig auf die vier Stürmer. Thuram kommt auf sechs, Herrmann und Embolo auf je fünf und Plea auf vier. „Wir verstehen uns vorne alle super, gerade was die Laufwege angeht“, sagt Herrmann. 28-mal haben die Gladbacher in bisher 13 Bundesligaspielen getroffen, nur an vier Toren war keiner der vier als Schütze oder Vorbereiter beteiligt. Und so sticht immer mal wieder ein anderer heraus. Am vergangenen Wochenende war es Breel Embolo, der zwei Tore erzielte und eins vorbereitete; davor hat vor allem der junge Thuram auf sich aufmerksam gemacht.

Embolo und Thuram sind beide im Sommer zur Borussia gekommen. Sie stehen prototypisch für die Transferpolitik von Gladbachs Sportdirektor Max Eberl. Beide standen schon lange auf seinem Zettel. Bei Embolo musste sich Eberl 2015 noch dem Ligakonkurrenten Schalke geschlagen geben, der den Schweizer für 25 Millionen Euro vom FC Basel verpflichtete. Aber wie schon bei Max Kruse oder Matthias Ginter blieb Borussias Sportdirektor hartnäckig. In diesem Sommer bekam er Embolo für rund zehn Millionen Euro.

Den famosen Franzosen Thuram haben Gladbachs Scouts schon 2015 bei der U-19-Europameisterschaft in Griechenland zum ersten Mal beobachtet – und seinen Weg von da an kontinuierlich verfolgt. Als sich im Sommer auch andere Klubs für den damaligen U-21-Nationalspieler interessierten, hatten die Borussen den entscheidenden Vorsprung. „Ich glaube, dass wir da einen richtig guten Griff getan haben, charakterlich und fußballerisch“, sagt Borussias Trainer Marco Rose. „Da können wir uns schon glücklich schätzen.“

Thuram verfügt über eine erstaunliche Geschmeidigkeit

Mit einer Größe von 1,92 Meter und einem Gewicht von 88 Kilogramm ist Thuram ein ganz schöner Brocken, trotzdem ist er nicht nur unglaublich schnell, er verfügt auch über eine erstaunliche Geschmeidigkeit. „Thuram ist aktuell einer der am schwierigsten zu verteidigenden Spieler der Liga“, hat Bremens Trainer Florian Kohfeldt nach dem Spiel seiner Mannschaft gegen die Gladbacher gesagt. Von der Statur her scheint der Franzose prädestiniert für die Rolle des Stoßstürmers, immer wieder aber kommt er auch auf dem Flügel zum Einsatz, wo er seine Dribbelstärke gewinnbringend einsetzen kann.

Trainer Rose wird für das Spitzenspiel gegen die Bayern entscheiden müssen, ob er an seiner Offensivbesetzung aus dem vergangenen Spiel festhält, als Thuram, Embolo und Herrmann gegen Freiburg noch etliche weitere Chancen herausspielten. Ob er Alassane Plea aufbietet. Oder Kapitän Stindl, die beide vor einem Jahr gegen die Bayern getroffen haben. Hört sich ziemlich kompliziert an. Marco Rose sagt: „Das ist eine sehr, sehr schöne Situation.“

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