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Willkommen. Borussias Sportdirektor Max Eberl stellt den neuen Trainer Marco Rose (rechts) vor.

© AFP

Borussia Mönchengladbach: Alles neu mit Marco Rose

Borussia Mönchengladbach stellt den neuen Trainer Marco Rose vor. Mit ihm leistet der Klub einen umfassenden Veränderungsprozess ein.

Max Eberl hat in seinem Büro, gut sichtbar für alle Besucher, ein Buch stehen, das ihm ein Spielerberater geschenkt hat. Gelesen hat er es noch nicht. Wann auch? Das Buch heißt „Anleitung zum Müßiggang“.

Weniger arbeiten müssen, ein bisschen mehr Zeit haben, um die Dinge in Ruhe anzugehen. Max Eberl, der Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach, kann sich das auch für sich selbst gut vorstellen. Nur sieht die Realität in einem Job wie seinem eher anders aus. Statt weniger gibt es immer mehr zu tun. „Der Berg wird größer“, sagt Eberl. Und das sieht er durchaus als Problem an. „Ich bin jemand, der gut fühlt, ein Gespür hat und mit Menschen umgeht. Ich muss aufpassen, dass ich das nicht verliere.“

Seitdem Eberl vor wenigen Wochen erste Andeutungen gemacht hat, dass dem Klub größere strukturelle Veränderungen bevorstehen, bekommt er die Diskussion nicht mehr eingefangen: Zieht er sich in den Vorstand zurück? Bekommt er einen zweiten Mann an die Seite? Oder hört er etwa ganz auf? All diese Fragen sind Eberl zuletzt gestellt worden. „Wir werden uns in Ruhe Gedanken machen", sagt er. "Aber in diesem Sommer wird auf keinen Fall etwas passieren. Vielleicht wird irgendwann jemand kommen, der uns unter die Arme greifen kann.“ Über Rouven Schröder, den Manager des Ligakonkurrenten Mainz 05, ist bereits spekuliert worden. Allerdings beruhte das nicht auf einer gezielten Information aus dem Verein, sondern eher auf der Kombinationsgabe einiger Journalisten, die wissen, dass Eberl und Schröder sich prächtig verstehen.

„Ich habe mich einfach verplappert“, hat Eberl am Mittwoch noch einmal zu den Spekulationen um die Neuaufstellung der sportlichen Führung gesagt, als im Borussia-Park der neue Trainer offiziell vorgestellt wurde. Am 1. Juli wird Marco Rose seinen Job als Nachfolger von Dieter Hecking antreten. „Mit dem Trainer haben wir den größten Transfer getätigt“, sagt Eberl. Diese Veränderung dürfte schon deshalb fürs Erste reichen – weil sie umfassende Konsequenzen nach sich ziehen wird.

Rose steht für Emotionalität, Gier, Aktivität

Rose, 42 Jahre alt, gebürtiger Leipziger, steht für einen anderen Fußball als den Ballbesitzfußball, den die Gladbacher in den vergangenen Jahren gespielt haben. „Meine Spielidee basiert auf Emotionalität, auf Gier, auf Aktivität“, sagt der neue Trainer, der in Mainz unter Jürgen Klopp gespielt hat und der als Doublesieger mit RB Salzburg an den Niederrhein kommt. „Es wird sicher ein bisschen Zeit brauchen, die Dinge zu entwickeln“, glaubt Rose.

Dass es auch neue Spieler braucht, liegt auf der Hand. Für seinen Fußball benötigt Rose Sprinter; die haben die Gladbacher nur bedingt. In seiner aktuellen Zusammensetzung mangelt es dem Kader sowohl an Schnelligkeit als auch an Jugend. Viele aktuelle oder ehemalige Leistungsträger – Lars Stindl, Raffael, Fabian Johnson, Ibrahima Traoré, Oskar Wendt und Yann Sommer – sind über 30, ein personeller Umbruch steht also ohnehin an. „Es hat sich eine Möglichkeit ergeben, dass ein neuer Trainer etwas verändern könnte“, sagt Sportdirektor Eberl. „Als Marco Rose auf dem Markt war, war es meine Aufgabe, mich mit ihm zu beschäftigen.“

Und das, obwohl Hecking mit dem Team zu jenem Zeitpunkt noch um die Qualifikation für die Champions League spielte und obwohl Eberl dessen Vertrag erst im Herbst um ein Jahr verlängert hatte. Die Ankündigung der Trennung kam daher unvermittelt – vor allem für Hecking. Auch Eberl sagt, dass ihn diese Entscheidung „emotional sehr berührt“ habe. Ende März, in der Länderspielpause, zog er sich für eine Woche in die Berge zurück, um einen klaren Kopf zu bekommen. Anschließend teilte er Rose mit, dass er ihn als Trainer haben möchte. „Es ist keine leichte Entscheidung, in Gespräche zu gehen, obwohl die Mannschaft mit Dieter Hecking ganz gut dasteht“, hat der neue Coach bei seiner Vorstellung gesagt.

Eberl handelt aus der Position der Stärke

Anders als bei seinen letzten Trainerverpflichtungen – Lucien Favre, André Schubert, Dieter Hecking – konnte Eberl diesmal aus einer Position der Stärke vorgehen, sich überlegen: Was will ich? Wen braucht der Verein? Und nicht: Wer ist eigentlich aktuell überhaupt verfügbar? Rose war in diesem Sommer einer der gefragtesten Trainer auf dem Markt. Neben den Gladbachern war definitiv auch der VfL Wolfsburg an ihm interessiert. „Marco kann jeden Job haben und könnte auch jeden Job machen“, hat Jürgen Klopp in diesem Frühjahr erzählt. „Er ist im Moment wirklich der Gehypteste von allen.“

Eberl ist auf ihn aufmerksam geworden, als Rose 2017 mit der Salzburger U 19 die Youth League gewann und sich gegen die noch finanzkräftigere Konkurrenz aus Manchester, Paris und Barcelona durchsetzte. „Ab da habe ich angefangen, ihn zu verfolgen“, sagt Borussias Sportdirektor. In den beiden Jahren bei den Profis gewann Rose zwei Meistertitel und einmal den Pokal, dazu schaffte er es mit den Salzburgern ins Halbfinale der Europa League. „Ich bin ein ganz normaler Typ, sehr bodenständig“, sagt Rose, „aber sehr ambitioniert.“

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