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April, April, April, April. Vor einem Jahr erzielte Robert Lewandowski beim 4:1-Sieg des BVB gegen Madrid im Halbfinal-Hinspiel alle vier Dortmunder Tore.

© Imago

Borussia Dortmund gegen Real Madrid: Wer ersetzt heute Robert Lewandowski?

Im Vorjahr schaffte Borussia Dortmund in der Champions League die Sensation und schaltete Real Madrid aus. Diesmal sind die Chancen eher gering - auch weil Topstürmer Robert Lewandowski am Mittwochabend zuschauen muss.

Für Borussia Dortmund steht das größte Spiel des Jahres unmittelbar bevor, der Blick beim BVB geht in diesen Tagen aber auch ein wenig in die Vergangenheit. Vor etwas mehr als einem Jahr, am 24. April 2013, wurde Robert Lewandowski zur historischen Figur. Der Stürmer erzielte beim 4:1-Sieg im Hinspiel des Champions-League-Halbfinals gegen Real vier Tore und sorgte damit für ein Novum. Das hatten weder Cristiano Ronaldo, Lionel Messi, Zlatan Ibrahimovic noch Wayne Rooney geschafft, spätestens seitdem ist der Pole in Europa ein Superstar. In dieser Saison bekommt es Dortmund am heutigen Mittwoch (20.45 Uhr, live im Ticker bei Tagesspiegel.de) eine Runde früher mit dem spanischen Rekordmeister zu tun – und muss auf die Hilfe von Lewandowski verzichten. Der Weltklassestürmer ist beim heutigen Viertelfinal-Hinspiel in Madrid gesperrt.

Im Achtelfinal-Rückspiel gegen Zenit St. Petersburg hatte Robert Lewandowski für ein vermeintlich absichtliches Handspiel die Gelbe Karte gesehen und wird deshalb gegen Real fehlen. Die strittige Szene wurde nach dem Spiel zwischen Trainer Jürgen Klopp und dem Fernsehexperten Oliver Kahn hitzig diskutiert, die beiden Alphatiere des deutschen Fußballs gerieten regelrecht aneinander. Viel wichtiger als die Debatte um das Wie, Weshalb und Warum der Gelben Karte ist, wie die Borussia mit dem Unvermeidlichen umgeht: Wie soll es der krasse Außenseiter bewältigen, seinen besten Spieler bei einem Verein zu ersetzen, der nach den Erfahrungen der vergangenen Saison alles daran setzen wird, ihn aus dem Wettbewerb zu eliminieren?

Dortmund fühlt sich in Madrid als krasser Außenseiter

Ab der kommenden Saison wird Robert Lewandowski in München spielen, bis dahin – so hat er fest versprochen – wird er für den BVB alles geben. Bislang hat er Wort gehalten, doch in Madrid ist er außen vor. Darüber, wie die Dortmunder mit diesem Manko umgehen, darf spekuliert werden. Zumindest ist klar, dass Dortmund Real anders als in der vergangenen Saison nicht auf Augenhöhe begegnen wird. Im Gegenteil, mit sechs Ausfällen in der Stammformation fühlt sich der BVB in der spanischen Hauptstadt als krasser Außenseiter. Ein Umstand, der die Aufgabe mental sogar ein wenig einfacher machen dürfte. „In der Champions League haben wir die Pflicht schon erfüllt“, sagt Kapitän Sebastian Kehl. „Jetzt kommt die Kür. Da können wir noch ein bisschen was oben draufpacken.“

Mit welchem Personal die Dortmunder das Wunder in Abwesenheit ihres besten Spielers bewerkstelligen wollen, ist allerdings noch unklar. Drei Optionen sind denkbar: Die erste ist allerdings recht unrealistisch, denn sie würde beinhalten, dass Trainer Jürgen Klopp Julian Schieber in vorderste Position beordern würde. Eigentlich wäre das nahe liegend, denn der Stürmer wurde vor zwei Jahren für viel Geld genau für die Situation verpflichtet, als Ersatzkraft einzuspringen, wenn Lewandowski unpässlich ist. Die Realität hat längst ergeben, dass der Schwabe mit dieser Bürde überfordert ist. Plan B würde heißen, Marco Reus als Ersatz aufzubieten, Plan C bringt Pierre-Emerick Aubameyang ins Spiel.

Reus, Aubameyang oder Schieber - wer ersetzt Lewandowski?

Beide Varianten haben Vorteile, Reus ist ein spielstarker Mann, der auch noch torgefährlich ist, wie seine drei Treffer beim 3:2-Sieg in Stuttgart am vergangenen Wochenende beweisen. Aubameyang gehört zu den schnellsten Sprintern seines Gewerbes, Konter über ihn könnten Gold wert sein bei der zu erwartenden Abwehrschlacht. Das alles sind wichtige Überlegungen, aber es geht bei den taktischen Erwägungen um mehr: Bei der wohl besten Flügelzange der Welt, über die Real mit Cristiano Ronaldo und Gareth Bale verfügt, erscheint es für den BVB in erster Linie wichtig, die beiden Außenbahnen zu sichern. Dafür sind die Außenverteidiger Durm und Piszczek zuständig, doch die benötigen Unterstützung. Kevin Großkreutz ist für diesen Spezialauftrag prädestiniert, Reus und Aubameyang eher nicht.

Klopp und seine Helfer werden also einiges an Improvisationsvermögen aufbieten müssen, um diese knifflige Situation zu lösen. Aber das ist für die Dortmunder Architekten in dieser Saison ja nichts Neues. Zumindest wähnen sie sich beim BVB moralisch obenauf, nachdem sie am Samstag in Stuttgart einen 0:2-Rückstand umgebogen und am Ende noch gewonnen haben. Diese Aufholjagd, so mutmaßt Kapitän Kehl, wird selbst eine Fußball-Weltmacht wie Real Madrid nicht gänzlich unbeeindruckt lassen: „Sie haben gespürt“, sagt der Routinier, „wie gefährlich wir sein können.“

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