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Am Ende waren die Ränge gut gefüllt. Zuschauer im Steffi-Graf-Stadion.

© Tennisphoto.de/Imago

Update

Bilanz des WTA-Turniers von Berlin: Spektakel mit Lücken

Tennis in Berlin ist zurück. Die Veranstalter des Turniers beim LTTC Rot-Weiß sind zufrieden, auch wenn noch Luft nach oben ist. Jabeur gewinnt das Endspiel.

Barbara Rittner sieht noch Steigerungspotenzial für das Berliner Tennisturnier auf dem Gelände des LTTC Rot-Weiß: „Die Klimaanlage im Medienzelt muss besser werden“, sagte die Turnierdirektorin am Sonntag vor dem Einzelfinale zwischen der topgesetzten Ons Jabeur aus Tunesien und der Schweizer Olympiasiegerin Belinda Bencic. Jabeur gewann schließlich, sie führte 6:3 und 2:1 im zweiten Satz als die Schweizerin verletzt aufgeben musste.

Tatsächlich war es am Sonntag wie überall in Berlin heiß, Abkühlung fanden die Tennisfans am ehesten beim Gang zu den unterirdisch angelegten Toiletten.

Wir hatten die ganze Woche keinen Regen, vielleicht hätten es auch zehn Grad weniger sein können am Finalwochenende. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau“, sagte Rittner. Sie sei „sportlich sehr zufrieden“ mit der ersten richtigen Ausgabe der neuen Berliner Tennisveranstaltung. 2020 war das Turnier noch wegen der Coronapandemie abgesagt worden, 2021 durften ebenfalls coronabedingt nur wenige hundert Zuschauer dabei sein. Auch daraus speiste sich das allgemein wohlwollende Fazit der Turnierorganisatoren.

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„Die drei letzten Tage waren fast ausverkauft, wir hatten insgesamt rund 30.000 Zuschauer“, nannte Veranstalter Edwin Weindorfer konkrete Zahlen. Und setzte für die kommende Jahre gleich hohe Ziele: „Wir wollen 2023 an möglichst vielen Tagen ausverkauft sein und 2024 lässt sich dann die Zuschauerkapazität ja vielleicht sogar erhöhen“, sagte der Österreicher und brachte mit Blick auf Rot-Weiß Präsident Dietrich Wolter die ausfahrbare Tribüne aus einer anderen Ära des Berliner Tennisturniers ins Gespräch. Wolter schüttelte dabei schmunzelnd den Kopf, bei Rot-Weiß möchte man lieber nicht mehr zu groß planen.

Tatsächlich nämlich war der Blick auf die Tribünen vor allem zu Beginn der Turnierwoche eher ernüchternd. Der rund 4500 Plätze fassende Center Court war bis zum Freitag kaum einmal mehr als halbvoll und auch am Wochenende waren die Lücken auf den Tribünen unübersehbar. „Das Turnier muss sich in der Stadt erst wieder gesellschaftlich etablieren“, meinte Wolter und erinnerte auch an den Stellenwert, den Tennis momentan in ganz Deutschland hat. Zum Vergleich: Beim sogar noch besser besetzten Frauen-Event im April in Stuttgart, bei dem Iga Swiatek am Ende siegte, gab es bei vergleichbaren Platzkapazitäten ähnliche Probleme.

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Die Weltranglistenerste aus Polen hatte für Berlin erst zu- und nach ihrem Erfolg bei den French Open wegen einer Schulterverletzung abgesagt. „Der polnische Markt wäre für uns schon sehr wichtig gewesen“, sagte Weindorfer und wirkte dabei leicht angefasst wegen der fast schon zur Normalität gehörenden Absagen von Topspielern für Turniere. Er sei deswegen auch mit den Tennisorganisation der Frauen und der Männer – WTA und ATP – im Gespräch und benutzte dabei das Wort „Konsequenzen.“

Rittner will da nicht ganz so weit gehen, aber sie hätte in dieser Woche viele Gespräche mit Spielerinnen geführt und dabei eine wachsende Sensibilität für die Belange der Veranstalter gespürt. Trotzdem sei das Feld in Berlin immer noch Weltklasse und die Paarungen im Halbfinale und Finale hätte sie sich vorher gar nicht anders wünschen können. „Wenn jetzt noch Iga Swiatek, Naomi Osaka und Angelique Kerber gespielt hätten, wäre es perfekt gewesen“, sagte Rittner.

Dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen in Deutschland war das Turnier keine Sendeminute wert

Die Absage der deutschen Nummer eins hatte alle im Vorfeld des Turniers kalt erwischt, Weindorfer sprach am Sonntag immer noch von einer „Enttäuschung“, ohne den Namen Kerber zu nennen. Rittner hingegen bemühte sich durchaus erfolgreich, Verständnis für die Wimbledonsiegerin aufzubringen, die in der kommenden Woche beim Turnier in Bad Homburg ihren Titel verteidigt. So richtete sich am Ende der Blick auf den afrikanischen Markt. „Ganz Tunesien schaut heute zu, weil Ons Jabeur da so ein großer Star ist“, erklärte Weindorfer. Jabeur spielt für einen Kontinent, der bisher insbesondere im Frauenbereich keine wirkliche Rolle gespielt hat und die deshalb auch viele Fans in den arabischen Nachbarstaaten hat.

Dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen in Deutschland war „das größte wiederkehrende Sportereignis in Deutschland“ (Weindorfer) hingegen keine einzige Live-Sendeminute wert. Alle Spiele liefen beim für viele Menschen nicht wirklich geläufigen Sender ServusTV. Weindorfer machte aber klar, dass RBB, ARD oder ZDF jederzeit Spiele hätten zeigen dürfen. „Der Vertrag mit ServusTV hatte eine entsprechende Klausel“, sagte Weindorfer. Es habe seitens der Öffentlich-Rechtlichen aber kein Interesse an einer Live-Übertragung gegeben.

Vielleicht ändert sich das ja im nächsten Jahr, womöglich kommen dann auch noch ein paar mehr Zuschauer und eventuell spielen die deutschen Frauen dann wieder eine größere Rolle, auch wenn Barbara Rittner die Entwicklung der nächsten Generation gar nicht so negativ sieht. „Da wird mir oft zu übertrieben drüber geurteilt und zu sehr kritisiert“, sagte sie. Klar ist: Ein nationales Zugpferd hilft jedem Turnierveranstalter. Den Beweis dafür könnte eine dann vielleicht auf Rasen immer noch starke Angelique Kerber 2023 antreten.

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