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Schon wieder einen Ball aus dem Stadion geschossen. Max Kepler hat sich zum gefürchteten Schlagmann entwickelt.

© Reuters

BIG FOUR - Die US-Sport-Kolumne: Die Major League Baseball setzt auf Max Kepler

Max Kepler ist in der MLB inzwischen ein Topspieler. Nun soll der Berliner seinen Sport in Deutschland und am besten gleich in ganz Europa populärer machen.

Ein Berliner mischt eine der großen US-Sportligen auf und keiner bekommt es so richtig mit. Das mag daran liegen, dass Maximilian Kepler-Rozycki (in Nordamerika der Einfachheit halber als Max Kepler bekannt) in der Major League Baseball (MLB) spielt und Baseball nun einmal eine Sportart ist, mit der Deutsche in der Regel nicht viel anfangen können. Dabei ist Kepler nicht nur ein Botschafter für Deutschland, sondern sogar für ganz Europa. Er ist der beste Spieler vom alten Kontinent in der MLB – und wird immer noch besser.

Am Donnerstag könnte er sein 100. Saisonspiel bestreiten, mit den Minnesota Twins empfängt er die Kansas City Royals. Schon jetzt, nach zwei Dritteln der Spielzeit, hat Kepler in den wichtigsten Kategorien neue Bestwerte aufgestellt, die auch teamintern spitze sind. Der 26-Jährige kommt beispielsweise auf 29 Homeruns und 73 Runs Batted In (RBI). So werden Schlagerfolge genannt, durch die ein Mitspieler einen Punkt erzielt. In Deutschland muss das immer noch erklärt werden, Baseball gilt hierzulande als kompliziertes und dazu auch noch eher langweiliges Spiel.

Geht es nach der MLB, soll Kepler das alles ändern. Nicht nur in seinem Heimatland, sondern gleich in ganz Europa. „Solche Helden wie Max Kepler zu haben, ist enorm wichtig für uns. Sie sind der Dünger, der uns dabei hilft, unsere Sportart wachsen zu lassen“, sagte Jim Small kürzlich dem US-Sportsender ESPN. Der Vizepräsident für MLB International war zuvor für den asiatischen Markt im Einsatz und hat Kepler vielleicht auch deswegen schon mit Yao Ming verglichen. Der Chinese weckte einst die Begeisterung für Basketball in seinem Land, heute ist die NBA im Riesenreich enorm populär.

Wie Yao Ming ist auch Max Kepler ein eher ruhiger Vertreter seiner Zunft. Als er vor ein paar Wochen trotz seiner herausragenden Leistungen in dieser Saison nicht zum Allstar gewählt wurde, blieben lautstarke Beschwerden aus. Der Berliner konzentriert sich stattdessen auf Baseball. „Ich versuche, mein Spiel jeden Tag zu verbessern und im Hier und Jetzt zu bleiben“, sagte er der Star Tribune aus Minneapolis kürzlich. Ähnliche Aussagen hat er auch in deutschen Medien oft von sich gegeben.

Mit den Minnesota Twins spielt er in dieser Saison groß auf

Dabei könnte er durchaus Ansprüche stellen. Er ist der erfolgreichste Offensivspieler in einem der besten Teams der MLB. Ligaweit haben in dieser Saison aktuell nur fünf Spieler mehr Homeruns erzielt als der Deutsche, dazu ist er auch noch defensiv die Zuverlässigkeit in Person. Als einer von nur acht Außenfeldspielern ist er bisher fehlerfrei durch die Saison gekommen – auch deswegen klopfen sie sich bei den Twins kräftig auf die Schultern. 35 Millionen Euro lässt sich Minnesota die Dienste von Kepler bis 2023 kosten. Damit ist er fast ein Schnäppchen und hat zudem genau die Erwartungen erfüllt, die einst in ihn gesetzt wurden, als er 2009 den seinerzeit höchstdotierten Vertrag für ein Talent aus Europa unterschrieb.

Dass es in dieser Saison so gut läuft für ihn, war in dieser Dimension nicht unbedingt zu erwarten. Zwar hat sich Kepler seit seinem MLB-Debüt 2015 kontinuierlich entwickelt, allerdings gab es auch Schwächen in seinem Spiel, die Zweifler auf den Plan riefen. So tat sich der Linkshänder zeitweise schwer damit, gegen linkshändige Werfer Schlagerfolge zu erzielen. 2019 ist das alles kein großes Thema mehr, was auch daran liegt, dass er es geschafft hat, sich tatsächlich auf sich zu fokussieren – etwas, das Kepler stets betont hatte, aber das nicht immer funktionierte.

Dazu hat ihm der neue Twins-Manager Rocco Baldelli vor der Saison eine andere Aufgabe übertragen. Kepler fungiert jetzt als erster Schlagmann im Team, eine Rolle, die er vorher nicht kannte und die für einen Spieler eher ungewöhnlich ist, der mehr über die Schlagkraft und weniger über die Geschwindigkeit zwischen den Bases kommt. „Ich mag es, das Spiel mit jemanden zu beginnen, der den gegnerischen Werfer sofort vor Probleme stellt“, erklärte Baldelli gegenüber ESPN. Zudem habe Kepler sein Potenzial noch nicht vollständig ausgeschöpft und könnte sich immer noch verbessern.

Für den Berliner scheint tatsächlich noch viel möglich in seiner Karriere. Eine derart große Popularität in Deutschland wie sie einst Dirk Nowitzki im Basketball erlangt hat, dürfte ihm allerdings nicht vergönnt sein. Ein bisschen mehr sollte aber schon noch gehen. Helfen könnte ihm dabei sein Team. Schafft er es mit Minnesota beispielsweise in die World Series, die Finalserie in der MLB, wird das auch in Deutschland ein paar mehr Menschen interessieren. Zumal dann, wenn Kepler in den Play-offs genauso aufspielt wie in der regulären Saison und sein Team womöglich zur Meisterschaft führen sollte.

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