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Auch weiter im Blickpunkt. ARD und ZDF übertragen die Biathlon-WM trotz des Doping-Skandals

© dpa

Biathlon-WM: ARD und ZDF: Übertragen und genau hinsehen

Die Biathlon-WM wird durch das Doping ruiniert, nicht durch das Fernsehen. Gut also, dass vorerst weiter übertragen wird. Ein Kommentar.

ARD und ZDF haben die Übertragungsrechte. Und die Zuschauer haben ein Recht darauf, dass die öffentlich-rechtlichen Sender ihnen die anstehende Biathlon-WM mit bestem Bild und Ton servieren. Bis zum Schlusstag, dem 17. März. Biathlon, dieser so spannende Sport, ist die klare Nummer eins der Wintersportarten. Selten schalten weniger als fünf Millionen Zuschauer ein, wenn die Athleten zur Skijagd antreten. Biathlon ist wie vom TV erfunden: Eine Kombination aus Langlauf und Schießen, aus Athletik und Konzentration. Nicht nur die Dramen am Schießstand werden perfekt ins Bild gesetzt – und dann können auch Deutsche unter den Siegern sein. Der überstrapazierte Begriff vom „Gänsehautmoment“, hier passt er perfekt.

Auch deshalb, weil er eine doppelte Bedeutung hat. Werden die Wettbewerbe in Schweden ohne oder mit Doping gewonnen? Die gerade beendete Nordische Ski-WM werfe einen „Doping-Schatten über die Biathlon-WM“, schreibt die ARD auf ihrer Homepage. Deshalb haben beide öffentlich-rechtlichen Sender ihre Reporterteams aufgestellt und aufgestockt.

Und beide, ARD wie ZDF, hoffen, dass sie während der Fernsehfeiertage in Östersund nicht vor die Frage gestellt werden: Müssen wir nicht aus den Übertragungen aussteigen? Weil aus der Biathlon-WM ein Wettbewerb ums beste Doping geworden ist. Die Sportchefs wollen sich nicht im Vorhinein festlegen, wann der Zeitpunkt zum Kamera-Aus gekommen ist.

Müssen sie auch nicht. Erst einmal gilt beim Biathlon für jeden Teilnehmer die Unschuldsvermutung. Zweitens funktioniert auch in diesem Spitzensport die Schizophrenie, dass bei der WM der Doping-Verdacht mitlaufen darf. Geiler Sport, geiles Fernsehen, glaubt wirklich noch irgendeiner, dass die Spritzenkräfte nur am Streckenrand stehen oder vor dem Bildschirm sitzen?

Biathlon wird durch Doping-Biathlon ruiniert, nicht durchs Fernsehen, das Biathlon überträgt. Wie damals 2007, als ARD und ZDF in der laufenden Tour de France aus der TV-Berichterstattung ausstiegen. Eine Sportart hatte sich diskreditiert, da konnten und durften die öffentlich-rechtlichen Sender nicht mit Rundfunkgebühren die TV-Naben schmieren. Wenn der Betrug systemisch wird, muss das Rundfunksystem reagieren. Vorher heißt der Auftrag: Übertragen und zugleich ganz genau hinschauen. Jubelbilder und Journalismus gehören zusammen wie Skifahren und Schießen.

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