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Simon Schempp wird dieses Mal nicht von Fans angefeuert werden.

© dpa

Biathlon-Weltcup soll ruhig ablaufen: Wie Oberhof einen weiteren Andrang verhindern will

Der Biathlon-Weltcup in Oberhof soll coronakompatibel sein: also ohne Zuschauer. Dafür sorgen muss auch die Polizei.

Es wirkte fast wie aus der Zeit gefallen. 10 000 Menschen pilgerten am vergangenen Wochenende nach Oberhof, um dort die thüringische Schneelandschaft zu erkunden. Ski und Rodel gut war dennoch nicht, schließlich sind größere Menschenansammlungen in diesen Tagen des allgemeinen Lockdowns verboten. Der jüngste Andrang der Wintertouristen sorgte folglich für Unruhe. So sagte Oberhofs Bürgermeister Thomas Schulz: „Wir sind am Limit“ – und blickte bereits voraus. Denn ab Freitag gastiert der Biathlon-Weltcup in seiner Gemeinde.

In der Vergangenheit verfolgten zusammen oft 60 000 Menschen die Rennen an den verschiedenen Wettkampftagen. Auf den Tribünen und an der Strecke herrschte Partystimmung, es wurde geschunkelt, gesungen und vor allem gefeiert. Das wird in diesem Jahr nicht der Fall sein, Zuschauer sind in Oberhof nicht zugelassen. Und dennoch bleibt ein Beigeschmack.

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Zunächst einmal bei der Politik, die den Weltcup trotz allem genehmigt hat: „Es ist ein unangenehmes Gefühl, einen Weltcup durchzuführen, während die Bürger mit derartigen Einschränkungen leben müssen“, sagte beispielsweise Thüringens Finanzminister Hartmut Schubert. Auch die Veranstalter und der Deutsche Skiverband (DSV) sind nicht glücklich, denn durch die fehlenden Zuschauer und den Mehraufwand bei der Umsetzung der coronabedingten Auflagen wird ein Minus im sechsstelligen Euro-Bereich erwartet.

Und trotzdem stand die Austragung der Rennen beim DSV nicht zur Debatte: „Sportlich und organisatorisch gibt es ein klares Ja zur Durchführung“, sagte Geschäftsführer Stefan Schwarzbach. Denn Oberhof 2021 ist in gewisser Weise auch Oberhof 2023. Dann nämlich finden die Biathlon-Weltmeisterschaften hier statt: „Wir brauchen die Infrastruktur für die WM und eine entsprechende Generalprobe unter Realbedingungen“, sagt Schwarzbach. Auch deswegen hat man sich beim Deutschen Skiverband nun dazu entschieden, den in der kommenden Woche eigentlich für Ruhpolding geplanten Weltcup ebenfalls in Oberhof stattfinden zu lassen. Damit sollen unnötige Reisen des Biathlon-Trosses vermieden werden.

Doch dafür waren zuletzt die Freizeitsportler im Thüringer Wald unterwegs. Um an den beiden kommenden Wochenenden eine Wiederholung zu verhindern, bat Oberhofs Bürgermeister Thomas Schulz Anfang der Woche den Thüringer Innenminister Georg Maier um Unterstützung. Kurz darauf einigten sich Bund und Länder auf weitere Verschärfungen und eine Verlängerung der Kontakt- und Hygieneregelungen. Das führte am Mittwoch zu einer kurzfristig angesetzten Telefonkonferenz zwischen den zuständigen Ministerien Thüringens, der Stadt Oberhof und der Polizei.

Zusätzliches Personal für die Sicherheit geplant

Der Pressesprecher des verantwortlichen Landratsamtes Schmalkalden-Meiningen teilte anschließend mit, dass „die Verkehrsströme in der Stadt Oberhof für die Zeit des Biathlon-Weltcups und des Rodel-Weltcups, beginnend ab 8. bis 17. Januar 2021, durch verstärkten Polizeieinsatz flexibel gesteuert“ werden. Das diene dazu, dass „die Sicherheit in der Rennsteig-Stadt auch während der Weltcup-Tage für alle Beteiligten vollumfänglich gewährleistet werden“ kann.

Wie das wiederum gelingen soll, wollte die Landespolizeiinspektion Suhl aus „einsatztaktischen Gründen“ im Detail vorab nicht bekannt geben. Es werde jedoch mit zusätzlichem Personal geplant, besonders an den Wochenendtagen sei dies der Fall. Und wer nicht in Oberhof wohnt, muss schon nachweisen können, warum er ausgerechnet jetzt hier hinwill. Polizei und Organisatoren stehen in engem Kontakt, an der Strecke gibt es ein im Vergleich zum vergangenen Jahr ein unverändertes Kontingent an Sicherheitspersonal, „weil der Aufbau des Veranstaltungsgeländes annähernd identisch ist“, sagte Ralf Ilgen, der Pressesprecher des Organisators auf Anfrage.

Die Sportler werden vom ganzen Drumherum nicht viel mitbekommen, sie sind schon froh, dass sie überhaupt starten können. „Auch wenn es schade ist, dass der Weltcup ohne Zuschauer stattfindet”, wie die Deutsche Franziska Preuß erzählte. Von den verstärkten Maßnahmen und Kontrollen außerhalb der Kaserne, in der sie untergebracht sind, und dem Veranstaltungsbereich bekomme sie nichts mit. Und dem strengen Hygienekonzept könne sie sogar noch etwas abgewinnen: „Die Maßnahmen kommen mir zugute, da mein Immunsystem nicht das Beste ist”, sagte sie.

Am Ende bleibt wie bei vielen Sportveranstaltungen in dieser Zeit die Frage nach dem Sinn. Ein Biathlon-Weltcup darf dabei aber sicherlich die gleiche Berechtigung wie ein Spiel in der Fußball-Bundesliga für sich reklamieren. Zuschauer sind weder hier noch da derzeit zugelassen. Und auf die nächste große Party hoffen sie in Oberhof dann im nächsten Winter, spätestens aber zur WM 2023. Auch wenn dafür noch so mancher finanzielle und organisatorische Kraftakt vonnöten sein wird.

Elias Fischer

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