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IOC-Präsident Thomas Bach kam bei seiner Charme-Offensive in Buenos Aires auch mit Wilton Littlechild zusammen, einem kanadischen Indianer.

© REUTERS

Bewerber für Winterspiele 2026: Das IOC denkt wieder zu kurz

Das IOC will für die Winterspiele 2026 unbedingt einen klassischen Wintersport-Ort. Die dringend nötigen Reformen gibt es damit nicht. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Johannes Nedo

Thomas Bach versucht immer, sich positiv darzustellen, besonders bei den IOC-Sessionen. Das führt dann auch zu so amüsanten Fotos wie jenem vom Dienstag in Buenos Aires. Da wurde der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) mit dem Sessionsbesucher Wilton Littlechild abgelichtet, einem kanadischen Indianer mit einem prachtvollen Federschmuck. Zu Bachs Image-Offensive in Argentinien gehörte aber vor allem die offizielle Verkündung der drei Ausrichter-Finalisten für die Olympischen Winterspiele 2026.

Dies sind Calgary in Kanada, Stockholm sowie Cortina d’Ampezzo/Mailand. Die drei Kandidaten eint vor allem eines: sie sind klassische Wintersport-Orte. An solchen Bewerbern haperte es dem IOC zuletzt. Vor allem deshalb wurden die Winterspiele 2018 nach Pyeongchang in Südkorea und 2022 an Peking vergeben.

Orte und Länder, in denen Wintersport alles andere als stark verwurzelt ist. Viele europäische Interessenten von Oslo bis München hatten zurückgezogen, weil die Bürger die Bewerbung abgelehnt hatten – aus Angst vor hohen Kosten oder kaum nachhaltiger Bauten. Das könnte übrigens auch in Calgary passieren, dort ist noch eine Volksbefragung geplant.

Olympia anpassen? Zu wenig!

Somit entlarvt sich Bach, wenn er sagt: „Früher haben wir von den Städten gefordert, dass sie unsere Bedingungen erfüllen. Heute fragen wir uns, wie wir die Olympischen Spiele an die Möglichkeiten der Städte und Regionen anpassen können.“ Damit greift das IOC viel zu kurz.

Olympia muss nicht angepasst werden. Die Spiele müssen radikal reformiert werden. Denn Olympia hat im Winter und im Sommer zweifellos das Potenzial, ein Ereignis zu sein, das die Menschen dieser Welt – vor allem die Jugend – in ihren Bann zieht.

Doch um das zu erreichen, hilft es nur bedingt, dass Bach und seine IOC-Kollegen nun betonen, bei den Olympia-Bewerbern sei besonders auf die schon bestehende Infrastruktur, den Kostenrahmen oder die sinnvolle Nutzung der Neubauten geschaut worden. Olympia muss komplett neu gedacht werden. Ob Bach das kann, darf bezweifelt werden. Wenn doch, würde er wirklich etwas für sein Image tun.

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