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Sport: Berühmt durch Skandale

Wie Leipzigs Olympia-Chef die Bewerbung im Westen preist

Neuss. Peter Zühlsdorff hat es gerne geordnet. Als er 20 Minuten zu spät zum Pressegespräch kommt, sagt er höflich: „Entschuldigen Sie bitte, auf der Autobahn war Stau.“ Dann kommt der 63-jährige Wirtschaftsmanager, der im November die Geschäftsführung der Leipziger Bewerbung für Olympia 2012 übernahm, sofort zur Sache. „In den letzten zweieinhalb Monaten ging es darum, Lecks im Boot zu stopfen und die Bewerbung aus den Untiefen der Politik herauszuführen – das ist uns gelungen.“ Als Zühlsdorff seine Arbeit begann, steckte die Bewerbung in Stasi- und Korruptionsskandalen. „Jetzt beginnt die geordnete Arbeit.“

Zühlsdorff will nicht über die Fehler der Vergangenheit reden. Außerdem hätten die Skandale auch ihre positive Seiten. „Der Bekanntheitsgrad der Leipziger Bewerbung in der Bevölkerung ist sehr groß“, sagt Zühlsdorff. Nun gehe es darum, Vertrauen zu schaffen und Emotionen zu wecken. Im Osten Deutschlands unterstützen die Menschen die Bewerbung ohnehin. Wie aber will Zühlsdorff die skeptischen Westdeutschen überzeugen, die Sachsen bei ihrem Versuch zu unterstützen, die Spiele nach Deutschland zu holen? Viele sind immer noch davon überzeugt, dass Hamburg oder Düsseldorf die besseren nationalen Bewerber gewesen wären, um mit Metropolen wie Paris, New York oder London zu konkurrieren.

An diesem Punkt windet sich Zühlsdorff. „Wir werden Multiplikatoren finden, die Begeisterung entfachen werden.“ Als er zweifelnde Blicke erntet, nennt er schnell ein paar Argumente für Leipzig. „Zwar versuchen mittlerweile alle, das Konzept der einfachen Spiele darzustellen, aber nur für die Leipziger ist es wirklich einfach: Sie müssen sich nur so natürlich geben wie sie sind.“ Zühlsdorff weiß, wie wichtig dieser Aspekt ist. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) legt bei der Vergabe der Spiele, die am 6. Juli 2005 in Singapur stattfindet, großen Wert auf die Akzeptanz in der Bevölkerung.

Doch erst einmal muss Leipzig die nächste Hürde nehmen. Am 18. Mai entscheidet das IOC in Lausanne darüber, welche der neun Kandidatenstädte die Vorauswahl überstehen. Neben den genannten Städten bewerben sich Madrid, Havanna, Rio de Janeiro, Moskau und Istanbul. IOC-Präsident Jacques Rogge hatte unlängst angedeutet, dass womöglich alle Städte in die nächste Runde kämen. Davon aber hält Zühlsdorff nichts. „Ich hoffe, es wird einen Schnitt geben. Sonst heißt es hier sofort wieder, das sei eine Lex Leipzig.“ Und falls es Leipzig erwischen sollte? „Ich will lieber untergehen, als gegen die Stimmung im Lande anzukämpfen.“

An ein frühes Aus glaubt der gebürtige Berliner nicht ernsthaft. Er beschäftigt sich schon mit dem nächsten Schritt, mit der Erstellung eines „Bid Books“. Falls Leipzig Kandidatenstadt wird, müssten bis zum 15. November 150 Fragen zur Durchführung der Spiele auf 600 Seiten beantwortet werden. „Das ist natürlich inhaltlich eine enorme Arbeit.“ Eine Aufgabe, die das 20-köpfige Leipziger Team nicht allein bewerkstelligen könnte. „Wir müssten das an ein Planungsbüro geben“, sagt Zühlsdorff und vergisst nicht zu ergänzen: Natürlich werde es dann eine öffentliche Ausschreibung geben.

Christiane Mitatselis

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