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Arne Maier hat mit der U21 den EM-Titel gewonnen. und will mit Deutschland bei Olympia erfolgreich sein.

© imago images/Matthias Koch

Berliner Profis verpassen Teile der Vorbereitung: Olympia-Abstellungen bringen für Union und Hertha auch Probleme

Die Berliner Bundesligisten erklärten sich bereit, jeweils zwei deutsche Spieler abzustellen. Die Vereine blicken Olympia mit gemischten Gefühlen entgegen.

Bei den Olympischen Spielen 2016 standen die deutschen Fußballer dicht vor dem großen Coup. Die Mannschaft von Trainer Horst Hrubesch schaffte es in Rio de Janeiro ins Endspiel, verlor im Elfmeterschießen gegen Gastgeber Brasilien und holte die Silbermedaille. Der Erfolg gelang, obwohl es vor dem Start viele Absagen gegeben hatte.

Was sportlich in Japan passiert, wird sich zeigen. Bezogen auf den zweiten Teil erinnern die Ereignisse aber an jene vor fünf Jahren. Wieder gab es vor der Bekanntgabe des deutschen Kaders – in dem drei Spieler stehen dürfen, die vor 1997 geboren wurden – an diesem Montag zahlreiche Akteure, die nicht dürfen oder wollen.

Besonders verärgert war Trainer Stefan Kuntz über eine Entscheidung des FC Bayern. Die Münchner weigerten sich, Torhüter Ron-Thorben Hoffmann für das Turnier abzustellen, das am 21. Juli beginnt. Der 22-Jährige absolvierte in der vergangenen Saison 25 Spiele in der Dritten Liga. Er wäre gern Teil des Teams gewesen. Eine Abstellungspflicht – wie von Hrubesch vor den Spielen in Rio gefordert – gibt es nicht. Darüber hinaus ziehen mehrere Spieler die Saisonvorbereitung bei ihrem Klub vor, beispielsweise U-21-Europameister Jonathan Burkardt vom FSV Mainz 05 oder Davie Selke von Hertha BSC.

„Schade, dass der Stellenwert bei einigen Spielern und Vereinen in Deutschland nicht so hoch ist, obwohl wir mit der Silbermedaille 2016 in Brasilien einen tollen Erfolg feiern konnten, auf den am Ende viele stolz waren“, sagte Joti Chatzialexiou, Sportlicher Leiter Nationalmannschaften beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), im „Kicker“.

Zwei Seiten der Medaille

In diesem Zusammenhang erwähnte Chatzialexiou explizit positive Beispiele. Neben dem FC Augsburg erklärten sich beide Berliner Bundesligisten schon vor einiger Zeit bereit, jeweils zwei deutsche Spieler abzustellen. Vom 1. FC Union sollen es – trotz der Mehrbelastung durch die Conference League – Cedric Teuchert und Max Kruse werden, bei Hertha Arne Maier und Jordan Torunarigha.

Dazu kommen bei Hertha noch Matheus Cunha, der sich bereits länger in Brasilien befindet, und Lucas Tousart für Frankreich. Tousart reiste am Sonntag aus dem Trainingslager in Neuruppin ab. Maier und Torunarigha sind bis zum 11. Juli bei den Berlinern im Training, die deutsche Mannschaft macht sich am 13. Juli auf den Weg nach Japan.

„Wenn Spieler die Möglichkeit haben, bei Olympia dabei zu sein, wollen wir den Verbänden und den Spielern entgegenkommen, ohne dabei unsere eigenen Interessen zu vernachlässigen“, sagt Sportdirektor Arne Friedrich: „Wir haben sehr gute Lösungen gefunden.“ Gleichzeitig ist Friedrich froh, dass Santiago Ascacibar nach jetzigem Stand nicht für Argentinien vorgesehen ist.

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Pal Dardai sieht die Sache aus zwei Blickwinkeln. Einerseits sei es eine große Sache für die Spieler: „Ich drücke für alle die Daumen.“ Der Trainer sagt aber auch: „Für mich ist das nicht optimal.“ Die Profis werden große Teile der Vorbereitung verpassen und „es gibt keine gemieteten Stammplätze“, sagt Dardai. Wer nicht da ist, kann sich nicht empfehlen.

Keine einfache Nominierung

Arne Maier spielt das zweite Turnier des Sommers, er hat mit der U21 den EM-Titel gewonnen. Vergangene Saison war er an Arminia Bielefeld ausgeliehen. „Ich plane mit ihm“, sagt Dardai: „Aber es wäre besser gewesen, wenn er die komplette Vorbereitung bei uns wäre.“

Unions Neuzugang Andreas Voglsammer betrachtet die Nominierung seiner Kollegen aus zwei Perspektiven.
Unions Neuzugang Andreas Voglsammer betrachtet die Nominierung seiner Kollegen aus zwei Perspektiven.

© imago images/Matthias Koch

Unions Neuzugang Andreas Voglsammer betrachtet die Nominierung seiner Teamkollegen Kruse und Teuchert ebenfalls aus zwei Perspektiven: „Natürlich ist es eine Riesenerfahrung für die beiden. Es freut mich auch für sie, dass sie die Möglichkeit haben, für Deutschland eventuell etwas zu reißen.“ Dann kommt die Einschränkung: „Trotzdem wäre es mit Sicherheit auch gut, wenn wir sie von Anfang an dabei hätten. Weil sie schon eine enorme Qualität mitbringen.“

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Während sich die Nominierung hierzulande nicht einfach gestaltet, werden beispielsweise im spanischen Kader sechs Spieler stehen, die derzeit bei der EM aktiv sind. Aber dass Schwierigkeiten im Vorfeld ein gutes Abschneiden nicht ausschließen müssen, hat sich für das deutsche Team 2016 gezeigt. Nun bekommt die Mannschaft sofort die Chance zur Finalrevanche: Am 22. Juli ist Brasilien der erste Gegner.

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