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Ganz in weiß, mit einem neuen Pokal. Die Mannschaft des BFC Dynamo bejubelt ihren Erfolg im Berliner Landespokal-Finale.

© dpa

Berliner Landespokal: BFC Dynamo schlägt Berliner SC 2:1

Der BFC Dynamo verteidigt erstmals den Berliner Landespokal. Überragender Mann beim 2:1-Sieg gegen den Berliner SC war ein Mann, der sich nun verabschiedet.

Nach 87 Minuten und getaner Arbeit baute er sich noch einmal vor der Fankurve auf, hob die Hände und winkte dem applaudierenden Block zu, um auf Wiedersehen zu sagen. Für Rufat Dadashov war das Pokalfinale gegen den Berliner SC sein letzter Auftritt und dieser Abschied seine letzte Amtshandlung im Trikot des BFC Dynamo. Der Torschützenkönig der Regionalliga Nordost, mit 25 Treffern in ebenso vielen Spielen, wird im Sommer zum Drittligisten Preußen Münster wechseln. Am Pfingstmontag nahm ihn Trainer René Rydlewicz beim Stand von 2:0 vom Feld, um seinem scheidenden Goalgetter diesen gebührenden Moment zu schenken. Die beiden Treffer, die bis dahin gefallen waren, hatte Dadashov in der 16. und 62. Minute selbst erzielt. „Das ist wirklich Geschichte pur“, sagte der Matchwinner. Am Ende hieß es nach einem Elfmeter in der Nachspielzeit 2:1 für Dynamo, aber der Anschlusstreffer hatte nur noch statistischen Wert.

Noch mehr Kitschfaktor erlangte die Geschichte des Rufat Dadashov durch die Tatsache, dass er sechs Wochen lang mit einem Innenbandanriss im Knie hatte zugucken müssen und erst für das Endspiel wieder auf den Platz zurückgekehrt war. Am 8. April hatte sich der 26-Jährige im Regionalliga-Spiel gegen Halberstadt verletzt – selbstverständlich war er auch damals zweifacher Torschütze beim 4:2-Erfolg. Nun machte er genau da weiter, wo er vor seiner Verletzung aufgehört hatte. Er trat zwar nicht oft in Erscheinung während dieser 90 Minuten im Jahnsportpark, der bei hochsommerlichen Temperaturen eher an eine Sauna erinnerte. Doch er tauchte eben zweimal auf wie ein Phantom und nutzte seine einzigen Torchancen. „Dass es so klappt, ist einfach nur ein Traum“, sagt Dadashov.

Geträumt hatten sie auch beim Berliner SC. Zum ersten Mal überhaupt wurde der Sechstligist im Finale vorstellig. Vieles stand bei den Wilmersdorfern im Zeichen ihres im März verstorbenen Stürmers Damantang Camara, für den sie dieses Endspiel gewinnen wollten. Wie schon vor dem Halbfinale machten sich die Spieler mit T-Shirts warm, auf denen sie an ihren verunglückten Mitspieler erinnerten. Auch über dem Trainerstuhl von Wolfgang Sandhowe hing ein Trikot mit Camaras Nummer neun.

Mehr als der Anschlusstreffer durch Kapitän Louis Arnst, der Dynamo-Torhüter Bernhard Hendl in der Nachspielzeit vom Elfmeterpunkt verlud, war dem ansehnlich mitspielenden Außenseiter allerdings nicht vergönnt. Mit der allerletzten Aktion hätte Deniz Yesiltepe nach einem Eckball zwar fast noch den Ausgleich besorgt – sein Kopfball aber knallte an die Querlatte. BSC-Coach Sandhowe erfüllte dieser Abend vor 6428 Zuschauern trotzdem mit Stolz: „Mir hat das Spiel Spaß gemacht. Wir haben unserem Verein Ehre erwiesen.“ Den Pokal aber nahm Dynamo mit nach Hause. Zum sechsten Mal seit der Wiedervereinigung. Und zum ersten Mal zweimal hintereinander. Auch Rydlewicz, der den Pokalsieg eigentlich nicht nur auf zwei Schultern verteilt wissen wollte, wusste, bei wem er sich zu bedanken hatte: „Rufat hat nach seiner Verletzung hart dafür gearbeitet. Er wollte dieses Spiel unbedingt, obwohl er wusste, dass er den Verein verlässt. Das macht nicht jeder.“ Doch Dadashovs Besessenheit wurde belohnt. Mit zwei Treffern und dem Pokalsieg.

Steven Wiesner

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