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Großer Spaß nach großem Spiel: Hertha drehte ein 0:3 in Düsseldorf.

© dpa

Berliner drehen ein 0:3 bei Fortuna Düsseldorf: Ein gefühlter Sieg für Hertha BSC

Hertha BSC spielt ein hoffnungsloses Spiel gegen Düsseldorf, bis Trainer Alexander Nouri ein paar Wechsel vornimmt. Dann kommt die Wendung.

Die Stimmung bei den Fans von Fortuna Düsseldorf war ziemlich ausgelassen. Das Spiel machte gerade Pause, die Spieler waren in der Kabine, da fing die Düsseldorfer Kurve an zu singen. Sie feierten den Mann, den sie für das aus ihrer Sicht erfreuliche Zwischenergebnis verantwortlich machen. „Jürgen Klinsmann, Jürgen Klinsmann, du bist der beste Mann“, hallte es schallend laut durch die Arena.

Jürgen Klinsmann ist bei Hertha BSC längst Geschichte, und ein ähnliches Schicksal schien auch seinem Nachfolger Alexander Nouri zu drohen. Eine Woche nach dem 0:5 gegen den 1. FC Köln sah es für Hertha zur Pause erneut nach einem Debakel aus. Doch nach dem 0:3-Rückstand nahm die Partie eine irre Wende. Dank drei Toren binnen nur etwas mehr als zehn Minuten kamen die Berliner noch zu einem wichtigen 3:3-Unentschieden.

Dass Herthas Trainer Nouri seine Mannschaft würde verändern müssen, war ohnehin klar, da Niklas Stark und Santiago Ascacibar ihre Gelbsperren absitzen mussten. Doch dabei ließ er es nicht bewenden. Insgesamt nahm er sieben Veränderungen vor, unter anderem auf der Torhüterposition. Thomas Kraft stand in der Startelf, der eigentliche Stammtorhüter Rune Jarstein saß auf der Bank. Torwarttrainer Zsolt Petry habe dies empfohlen, sagte Nouri kurz vor dem Anpfiff bei Dazn.

Die spannende Frage lautete: Wie würde die Mannschaft auf das geheime Protokoll ihres ehemaligen Trainers Jürgen Klinsmann reagieren, der am Freitag verkündete, fortan auch nicht mehr als Experte für den Fernsehsender RTL zur Verfügung zu stehen? Die Antwort fiel zunächst ernüchternd aus.

Hertha blamierte sich in der Anfangsphase wieder einmal gehörig. Nach fünf Minuten hieß es 0:1, nach zehn stand es 0:2. Das Ganze erinnerte frappierend an den Auftritt vor einer Woche, als die Berliner gegen Köln ebenfalls früh in Rückstand gerieten. Und wie vor einer Woche, so hieß es auch am Freitagabend zur Pause 0:3, weil Hertha in der Nachspielzeit ein weiteres Tor kassierte.

Die Berliner haben an die Düsseldorfer Arena ohnehin nicht die besten Erinnerungen, seitdem sie hier vor acht Jahren in der Relegation an der Fortuna scheiterten. Auch das Spiel am Freitagabend hatte so etwas wie Relegationscharakter. Mit einem Sieg hätte sich Hertha wohl endgültig der größten Abstiegssorgen entledigt. Durch das Unentschieden halten die Berliner den Abstand auf die Abstiegszone aber zumindest konstant.

Hertha spielte lange ohne Ordnung, ohne Plan

Und nach dem Spielverlauf kam das 3:3 schon fast einem Sieg gleich – und war in dieser Form lange nicht zu erwarten. In der ersten Hälfte deckten die Düsseldorfer immer wieder die Schwächen der umformierten Berliner Viererkette auf, profitierten vom Widerwillen der beiden offensiven Außenbahnspieler Javairo Dilrosun und Dodi Lukebakio, sich an der Defensive zu beteiligen.

Vor dem 1:0 durch Kenan Karaman genügte ein Steilpass in die Schnittstelle der Viererkette, um Herthas Abwehr zu überrumpeln. Beim 2:0 durch Erik Thommy schaute Lukebakio nur zu, und Karamans zweiter Treffer zum 3:0 wurde durch die Passivität des Berliner Pärchens auf Links – in Gestalt von Jordan Torunarigha und Javairo Dilrosun – entscheidend begünstigt.

Auch Hertha hatte Chancen, doch die entsprangen weniger einem stringenten Plan als den Launen des Zufalls. So als Fortunas Torhüter Florian Kastenmaier auf dem nassen Rasen ausrutschte, Krzysztof Piatek den Ball aus spitzem Winkel nicht aufs Tor brachte. Oder beim 1:3 Hertha, als Thommy nach einer abgefälschten Flanke von Vladimir Darida erst über den Ball trat und ihn dann mit dem Arm ins Tor lenkte.

Trainer Nouri hatte zur zweiten Hälfte Dilrosun und Lukebakio vom Feld genommen. Doch bis zu Thommys Eigentor Mitte der zweiten Hälfte hatte Hertha auch in veränderter Besetzung ein erschreckendes Bild abgegeben – fahrig, ohne Ordnung, ohne Plan. Aber plötzlich wurde es noch einmal aufregend.

Hatten Herthas Fans das 1:3 noch eher geschäftsmäßig zur Kenntnis genommen, wurden sie nun richtig laut. Matheus Cunha, der in den Minuten zuvor mit sich, seinen Mitspielern und dem Schiedsrichter gehadert hatte, traf mit einem Flachschuss hart neben den Pfosten zum Anschluss. Das eigentlich längst entschiedene Spiel wurde doch noch einmal spannend.

Und es kam noch besser für die Berliner: Eine Viertelstunde vor Schluss brachte Kastenmaier Piatek im Strafraum zu Fall, den folgenden Elfmeter verwandelte der Pole zum 3:3. Es war das Signal für eine wilde Schlussphase, in der beide Teams auf den Sieg spielten und gute Chancen hatten.

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