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Spielverderber. Neymars letzter Versuch gegen Belgien wäre wohl im Winkel gelandet – dann flog Thibaut Courtois.

© REUTERS

Belgiens Nummer 1: Thibaut Courtois: Groß und arrogant

Nicht jeder findet Belgiens Thibaut Courtois rundum sympathisch. Aber niemand zweifelt ernsthaft daran, dass er der beste Torwart dieser Weltmeisterschaft ist.

Man mag Thibaut Courtois, 26, für arrogant halten. Er selbst aber findet sich einfach nur gut – und das sagt er auch: „Ich hätte den Ball möglicherweise gehalten, weil ich etwas größer bin“, tönte Belgiens 1,99-Meter-Keeper nach dem goldenen Tor seines Teamkollegen Adnan Januzaj in der Vorrunde gegen Englands Goalie Jordan Pickford (1,85 Meter).

Courtois wusste: Solch großen Tönen musst du große Taten folgen lassen – erst recht als Torwart. Und so entschärfte er im Viertelfinal-Kracher gegen Brasilien (2:1) gleich mehrere Geschosse, die laut ZDF-Studiofachmann Oliver Kahn „so auch nicht jeder hält“. In der 37. Minute legte Courtois seine knappen zwei Meter in die Waagerechte, fuhr die krakenhaften Arme aus und machte einen fulminanten Versuch von Coutinho zunichte. Schließlich, in der Nachspielzeit, wischte er den finalen Rettungsschuss von Neymar jr. über den Querbalken. „Da war sie, die Überhand!“, bejubelte Kahn die spektakuläre Parade und ernannte Courtois offiziell zur Nummer 1 – der gesamten Weltmeisterschaft. „Ich denke, nach diesem Spiel kann man das sagen“, urteilte der „Titan“, der selbst nach der WM 2002 zum stärksten Torwart und sogar zum besten Spieler des Turniers gewählt wurde.

"Mein Herz wohnt in Madrid"

Auch die Belgier wissen, was sie an Monsieur Courtois vom FC Chelsea haben. „Wenn Thibaut im Tor steht, kannst du dich blind auf ihn verlassen“, lobt Nationalstürmer Romelu Lukaku von Manchester United. Dabei vollbringt Courtois nicht immer nur Glanztaten: 2012 sorgte der damalige Atlético-Keeper durch die Affäre mit einer gewissen Caroline Lijnen für Schlagzeilen. Besonders verhängnisvoll daran: Das Fotomodel war zu jener Zeit mit einem Nationalmannschafts-Kollegen von Courtois liiert – und zwar mit dem damaligen Wolfsburger Kevin De Bruyne, den der Torwart aus gemeinsamen Jahren im Nachwuchs des KRC Genk kennt. „Thibaut hat mir etwas geboten, was ich in meiner dreijährigen Beziehung mit Kevin nie bekommen habe“, enthüllte die schöne Caroline später in der belgischen Zeitschrift „Sport“. „Ich konnte mit ihm einfach über alles reden und er hat mir ein köstliches Essen zubereitet. Kevin hat das nie für mich getan.“

Dass De Bruyne und Courtois bei den „Roten Teufeln“ weiter nebeneinander existieren können, hat wohl mit dem immensen Respekt vor der Leistung des jeweils anderen zu tun. Courtois, der seine mächtigen Reflexe unter anderem dadurch schult, dass er sich bei lauter Musik Tischtennisbälle um die Ohren feuern lässt, steht inzwischen gar auf der Wunschliste von Real Madrid. Im spanischen Sportblatt „Marca“ verkündete er während der WM: „Meine persönliche Situation ist voll auf Madrid ausgelegt. Meine zwei Kinder leben dort mit ihrer Mutter. Ich telefoniere jeden Tag mit meiner Tochter via Facetime und sie sagt mir oft, dass sie mich vermisst. Mein Herz wohnt in Madrid.“

Doch ein zeitnaher Transfer des Mannes aus dem ostbelgischen Bree dürfte teuer werden: Courtois' Vertrag in Chelsea ist bis Mitte 2019 datiert. Die genaue Ablösesumme werden die „Blues“, die ihrerseits Dänemarks Tormann Kasper Schmeichel von Leicester City ins Auge gefasst haben, wohl erst nach der Weltmeisterschaft aufrufen.

Rolf Hessbrügge

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