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Schwerer Gang. Davie Selke (links) und seine Kollegen mussten sich nach dem Abpfiff einiges anhören.

© dpa

Bei Hertha BSC kippt die Stimmung: Massive Kritik aus der Fankurve

Wie geht es nach dem 1:2 gegen den BVB für Hertha weiter? Aus der Fankurve gibt es deutliche Kritik an Manager Preetz und Investor Windhorst.

Nach einem Spiel gehört der Gang in die Kurve für Fußball-Profis zu den ungeschriebenen Gesetzen. Je nach Gemengelage und Tabellensituation reicht das Pendel der Emotionen dabei von größtmöglicher Begeisterung bis hin zu ohrenbetäubenden Pfiffen – und manchmal sogar darüber hinaus. Am späten Samstagnachmittag etwa, im Anschluss an die 1:2-Niederlage von Hertha BSC gegen Borussia Dortmund, war zu beobachten, wie die Stimmung im Olympiastadion bei Teilen des Anhangs kippte – vor allem in der Ostkurve. Also dort, wo die treuesten, lautesten und wildesten Anhänger des Bundesligisten unter sich sind. „Absteiger, Absteiger“, hallte es aus dem Block, als sich die Mannschaft zu ihrer Dankesrunde aufmachte. Ein paar besonders Aufgewühlte warfen sogar Bierbecher und Saftpackungen auf die Laufbahn.

"Absteiger! Absteiger!"

Selbst arrivierte Profis zeigten sich vom Ausmaß der Empörung nach der fünften Niederlage in Folge überrascht. Niklas Stark und Davie Selke, die für gewöhnlich zu den kommunikativeren Zeitgenossen im Berliner Kader gehören, gaben unisono zu Protokoll: „Dazu sage ich nichts.“ Diese Aufgabe übernahm am Morgen danach mit dem Abstand einer Nacht der neue Chef des Ganzen, Trainer Jürgen Klinsmann. „Natürlich haben wir das zur Kenntnis genommen, aber so ist das im Fußball“, sagte der 55-Jährige, „du durchlebst immer Momentaufnahmen: Verlierst du, war alles schlecht – gewinnst du, ist alles bestens.“ Dann brachte Klinsmann noch einmal seine Sicht der Dinge unter das Reportervolk. „Wenn wir das Spiel gedreht hätten, wären die Emotionen sicherlich in die andere Richtung ausgeschlagen“, sagte er, „deshalb müssen wir das jetzt so schlucken.“

Wobei das mit dem Gemeinschaftsgedanken so eine Sache ist. Klinsmann zum Beispiel durfte sich bei seiner Premiere als Hertha-Trainer explizit von der Kritik aus der Kurve ausgenommen fühlen. Der Welt- und Europameister wurde äußerst freundlich empfangen und mit Applaus bedacht. Michael Preetz dürfte dagegen froh gewesen sein, dass er als Manager des Vereins nicht zu jenen Menschen gehört, die vom Stadionsprecher namentlich vorgestellt werden. Es hätte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Pfeifkonzert gegeben.

Massive Kritik gegen Preetz und Windhorst

Schon während der 94 Minuten hatte der Anhang seinen Unmut gegen Preetz mit diversen Plakaten zum Ausdruck gebracht. Nach dem 0:2 durch Thorgan Hazard etwa wurde in der Ostkurve ein Banner ausgerollt: „10 Jahre – 12 Trainer – ein Verantwortlicher“, stand darauf geschrieben. Wenig später folgte ein Seitenhieb gegen Investor Lars Windhorst, der sich kürzlich für 225 Millionen Euro 49,9 Prozent der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA gesichert und auch bei der Installation Klinsmanns als Cheftrainer seine Hände im Spiel hatte. Aufschrift: „Entscheidungsgewalt des Vereins vom Wind(horst) verweht!“

Preetz tritt diesem Vorwurf entschieden entgegen – ebenso der These, er habe durch Windhorsts Einstieg an Macht und Einfluss im Verein verloren. „Dortmunds Aki Watzke würde diese Frage nicht gestellt werden. Der Klub ist an der Börse, aber Watzke und Michael Zorc sind die unumstrittenen Bosse“, sagt Preetz. Zur ganzen Wahrheit gehört allerdings auch, dass der BVB nicht in aktuer Abstiegsgefahr steckt – im Gegensatz zu Hertha BSC.

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