zum Hauptinhalt
Gewinnerlächeln. Die deutsche Matchwinnerin Giulia Gwinn.

© Imago/Heiko Becker

Bei der Fußball-WM in Frankreich: Deutsche Frauen mühen sich zum knappen Erfolg

Die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft schlägt nach schwacher erster Hälfte gegen China nach der Pause zu. Überzeugend war es aber nicht.

Den Druck hatte die Bundestrainerin vor dem Anpfiff selbst aufgebaut. Während Martina Voss-Tecklenburg in den Wochen vor der Fußball-Weltmeisterschaft immer wieder zuverlässig betont hatte, dass das Ziel der deutschen Mannschaft die Qualifikation für die Olympischen Spiele sei, verkündete sie am Tag des Auftaktspiels auf Facebook: „Auch mit einem jungen Team im Neuaufbau darf man Träume und ein Ziel haben: am 7. Juli in Lyon zu spielen.“ Dort findet das Finale statt. Dazu postete Voss-Tecklenburg ein Bild vom WM-Pokal.

Die Erwartungen sind also hoch für das deutsche Team: Der Titel soll es sein. Im Auftaktspiel gegen China am Samstagnachmittag zeigte sich allerdings, dass der Weg dorthin noch lang ist. Zwar gewann Deutschland mit 1:0 gegen die Chinesinnen, hatte dabei aber vor allem in der ersten Halbzeit mehr Probleme als erwartet. „Es gab Höhen und Tiefen in unserem Spiel, aber am Ende zählen nur die drei Punkte“, sagte die 19-jährige Siegtorschützin Giulia Gwinn.

Vor 15.283 Zuschauerin im Stadion von Rennes offenbarte die deutsche Nationalmannschaft große Abstimmungsprobleme in der Defensive. Der Favorit aus Europa konnte von Glück reden, dass die Chinesinnen ihre Chancen schludrig vergaben und nicht schon zur Halbzeit mit 2:0 führten. Dabei hatte Voss-Tecklenburg mit ihrer Startformation auf die Erkenntnisse aus dem letzten Testspiel vor der WM gegen Chile reagiert und als Rechtsverteidigerin Kathrin Hendrich aufgestellt, die eher defensiv ihre Stärken hat. Giulia Gwinn rückte dafür vor auf Rechtsaußen. Auf der linken Offensivseite begann Svenja Huth, Lea Schüller saß zunächst auf der Ersatzbank.

Deutschland begann stark und setzte das von Voss-Tecklenburg geforderte Angriffspressing eindrucksvoll um. Schon am gegnerischen Strafraum attackierten die deutschen Spielerinnen die Chinesinnen, die anfangs große Probleme hatten. Nach drei Minuten verfehlte Sara Däbritz mit einem schönen Distanzschuss das Führungstor nur knapp. Besonders stark war die linke Seite der Deutschen. Verteidigerin Carolin Simon und Svenja Huth konnten der chinesischen Rechtsverteidigerin Yuping Lin immer wieder entwischen. Huth, die nach der WM von Turbine Potsdam zum VfL Wolfsburg wechseln wird, versuchte oft, Stürmerin Alexandra Popp zu erreichen und schloss auch selber ab. Nach einer knappen halben Stunde zog Huth vom linken Flügel nach innen und verpasste mit ihrem starken rechten Fuß das Tor nur um Zentimeter.

Die Chinesinnen, 16. der Weltrangliste, hielten mit körperlicher Härte dagegen - und übertrieben es ein ums andere Mal. Schon nach wenigen Minuten sah Shanshan Wang die Gelbe Karte für ein heftiges Foul an der deutschen Spielmacherin Dzsenifer Marozsan. Trainerin Voss-Tecklenburg nannte die chinesische Zweikampfführung nach dem Spiel „grenzwertig“. „Wenige sind ohne Blessuren aus dem Spiel rausgegangen“, sagte sie. „Wir haben ganz schön auf die Socken bekommen, es war echt hart“, meinte auch Gwinn.

Ärgerliche Fehler

Nach der guten Anfangsphase sorgte das deutsche Team selbst dafür, dass die Chinesinnen zu Chancen kamen. Innenverteidigerin Sara Doorsoun leistete sich mehrere gruselige Fehlpässe im Aufbauspiel und wirkte zunehmend unsicher. "Ich bin ein perfektionistischer Typ. Die Fehler ärgern mich am meisten", sagte sie nach dem Spiel. Glücklicherweise konnte sie nach einer Viertelstunde einen dieser Fehlpässe durch ihre auffällige Schnelligkeit selber wiedergutmachen und vor der einschussbereiten Li Yang retten. Nachdem Simon mit einer Flanke die Latte getroffen hatte, verflachte das Spiel. Deutschland dominierte, aber schaffte es selten, wirklich gefährliche Chancen zu kreieren. Und China zeigte mehrmals, dass die deutsche Verteidigung verwundbar ist.

Eine Minute vor der Halbzeit hatte die Chinesin Li Yiang die Riesenchance, als sie alleine vor Schult auftauchte und den Ball an den rechten Innenpfosten schlenzte. In der Halbzeit muss Voss-Tecklenburg die richtigen Worte an ihr Team gerichtet haben. Zumindest traten ihre Spielerinnen deutlich sicherer auf und leisteten sich im Aufbauspiel nicht solche Patzer wie in der ersten Hälfte.

Dazu trug auch Lena Oberdorf bei. Die 17-Jährige kam zur Pause für Carolin Simon, spielte erst im defensiven Mittelfeld und stabilisierte später die Innenverteidigung. Vorne gelang es Deutschland aber lange nicht, die Chinesinnen zu bezwingen. So brauchte es einen Eckball für das Führungstor: Nach einem Klärungsversuch landete der Ball bei Giulia Gwinn, die von der Strafraumkante mit einem strammen Rechtsschuss zum 1:0 traf. Es war der erlösende Führungstreffer der deutschen Mannschaft, die einen Sieg gegen China fest eingeplant hatte.

Fast hätte Rui Zhang noch den Ausgleich erzielt, doch ihr Abschluss ging über das Tor. So dürfen sich die deutschen Spielerinnen über drei Punkte zum Auftakt freuen. Doch sie müssen sich zwingend steigern, wenn sie das ausgegebene Ziel ihrer Trainerin erfüllen wollen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false