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Sie hat den Durchblick: Englands Angreiferin Ellen White erzielte bereits sechs Treffer bei der WM.

© Phil Noble/REUTERS

Bei der Frauen-WM in Frankreich: Jubel-Double Ellen White hat den Durchblick

Englands Ellen White hat gute Chancen auf die Auszeichnung zur WM-Toptorschützin. Auch Bundesliga-Stürmer Anthony Modeste kann sich darüber freuen.

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Wäre der Konjunktiv nicht der größte Feind aller Fußballträume, würde dieser Text erst am Sonntag veröffentlicht. Er würde die Frage aufwerfen, ob die Stürmerin Ellen White an diesem Tag wohl den Weltpokal holen könnte. Die Spielerin, die in diesem Sommer von Birmingham City zu Manchester City wechselt, hätte es schließlich verdient. Doch die Engländerinnen haben das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in Lyon knapp verpasst. Ein 1:2 im Halbfinale gegen die USA beendete den Titeltraum – trotz einer furiosen Ellen White. Und damit zur Realität.

White, 30, spielt am Samstag, 17 Uhr in Nizza gegen Schweden nur um den dritten Platz. Geblieben ist ihr vor allem noch ein letztes persönliches Ziel, sie will als beste WM-Torschützin den Goldenen Schuh holen. Sechsmal hat White in diesem Turnier bislang getroffen, genauso oft wie US-Star Alex Morgan. Die allerdings bekam fünf Tore beim 13:0 gegen Thailand serviert.

White traf in allen Spielen, in denen Nationalcoach Phil Neville sie einsetzte. Sie jubelte auch etwas auffälliger, in Anthony-Modeste-Manier nämlich. Mit Zeigefinger und Daumen bildete sie einen kleinen Kreis an beiden Händen, die drei anderen Finger streckte sie jeweils nach oben. Dann führte White beide Kreise zusammen und hielt sie sich wie eine Brille vors Gesicht, fertig war der Brillenjubel, Markenzeichen des Kölner Stürmers Modeste.

Der freut sich über die die Nachahmerin: „Meinen Torjubel hat jetzt die ganze Welt gesehen. Das ist schon cool, jemand anderem dabei zuzuschauen, wie sie meinen Jubelstil macht“, sagte Modeste dem Tagesspiegel. Auf Twitter schrieb er an Whites Adresse: „Und noch eine, du machst das gut!“

Jubel-Double: Ellen Whites Brillen-Jubel ist in der Bundesliga bereits länger durch Anthony Modeste bekannt.
Jubel-Double: Ellen Whites Brillen-Jubel ist in der Bundesliga bereits länger durch Anthony Modeste bekannt.

© Matthias Balk/dpa

Doch White brilliert nicht nur, sie ist auch die beste Stürmerin dieses Turniers. Sagt zumindest ihr Coach Phil Neville. Nur im zweiten Gruppenspiel gegen Argentinien gönnte dieser White eine Pause. „Ihr Arbeitspensum und ihre Einstellung gibt es kein zweites Mal, sie ist kaum zu stoppen“, schwärmt Neville, der ihr zusätzlich einen ausgeprägten Torriecher attestiert.

White brilliert mit schwachem Fuß

Für ihren Eifer spricht, dass sie vier ihrer sechs WM-Tore mit ihrem schwächeren linken Fuß erzielte. Wie viel Gefühl sie im rechten hat, bewies sie gegen die USA. Beim 1:1 hielt White die Innenseite so hin, dass der Ball die perfekte Flugkurve an den Innenpfosten und ins Tor nahm. Prompt folgte der Modeste-Jubel.

Und wäre der Konjunktiv an diesem Abend nicht gewesen, hätte sich White noch zwei weitere Tore anrechnen lassen dürfen. Doch beim vermeintlichen 2:2, flach und präzise abgeschlossen mit dem linken Fuß, stand sie hauchzart im Abseits. Die Modeste-Jubelbrille hatte sie vergeblich aufgesetzt. Als White ein letztes Mal gefährlich im Strafraum auftauchte und mit rechts einschießen wollte, stoppte sie US-Verteidigerin Sauerbrunn regelwidrig. Den „hundertprozentigen Elfmeter“ (White), den es nach dem Videobeweis gab, verschoss Steph Houghton. „Wir sind keine Einzelspielerinnen, wir sind ein Team. Es war großartig von Steph, dass sie die Verantwortung beim Elfmeter übernommen hat“, sagte White. Nun muss die Stürmerin eben ins kleine Finale. Ein paar Brillenmodelle dürfte sie dafür noch übrig haben.

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