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Harte Arbeit für den Topstar. Nikola Mirotic (rechts) hat in der Serie gegen Bayern (l. Augustine Rubit) bisher nicht sonderlich viel Spaß.

© IMAGO/Passion2Press

Bayerns Basketballer wollen Geschichte schreiben: Im Rachen des Hais

Dass es zwischen Bayern und Barcelona zu Spiel fünf kommt, ist schon eine kleine Sensation. Nun wollen die Münchner als erstes deutsches Team ins Final Four.

Das Spiel gegen Würzburg am Sonntagabend war noch gar nicht vorbei, da waren die Basketballer von Bayern München mit dem Kopf schon ganz woanders. Genau genommen 1000 Kilometer südwestlich. „Jetzt fokussieren wir uns auf das Spiel gegen Barcelona“, sagte Trainer Andrea Trinchieri ausnahmsweise mal ziemlich nüchtern. Nach dem 2:2-Ausgleich in der Viertelfinalserie gegen den großen Euroleague-Favoriten hatte der Italiener für das entscheidende Spiel am Dienstag (20 Uhr, Magentasport) hingegen noch eine einprägsame Metapher parat gehabt: „Es ist ein Privileg, jetzt in den Rachen des Hais gehen zu dürfen.“

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Angst ist bei den Münchnern nicht zu spüren, allerdings sah der große FC Barcelona in Spiel vier auch eher nach einem Zwerg-Laternenhai (Kampfgewicht 150 Gramm) als nach einem furchterregenden Weißen aus. Gerade einmal 52 Punkte brachte der souveräne Sieger der Hauptrunde in München zustande, weniger waren es nie zuvor in 568 Euroleague-Auftritten der Katalanen. „Wenn dein Team in einem Do-or-die-Spiel so antwortet, ist der Himmel die Grenze“, sagte Trinchieri stolz. Nationalspieler Andreas Obst zog seinen Optimismus vor allem aus dem Verlauf der bisherigen Serie. „Wir haben schon gezeigt, dass wir in Barcelona gewinnen können“, sagte der Nationalspieler nach dem klaren Sieg gegen Würzburg bei „Magentasport“.

Die Münchner konzentrieren gerade alle Kräfte auf die Euroleague und ihre Chance auf ein Stück Geschichte. Noch nie hat eine deutsche Mannschaft das Final Four der Euroleague erreicht – den Bayern fehlt jetzt nur noch ein Sieg. 40 Minuten Basketball für den großen Traum. „Jetzt ist alles möglich“, sagte Forward Augustine Rubit.

Barcelona hat den vielleicht besten Kader Europas

Dass es überhaupt in ein entscheidendes Spiel fünf geht, ist bereits nah dran an einer Sensation. In der Euroleague-Hauptrunde hatte Barcelona nur acht Mal verloren und sich als Spitzenreiter das Duell gegen den Achten aus München gesichert. Auch in der spanischen Liga gehen die Katalanen aller Voraussicht nach von Platz eins in die Play-offs.

Mit Nikola Mirotic haben sie den größten und teuersten Star des europäischen Basketballs in ihren Reihen. Dazu kommt einer der besten Distanzwerfer (Kyle Kuric), der vielleicht dynamischste Spieler (Dante Exum), ein erstklassiger Point Guard (Nick Calathes) und eines der größten Talente (Rokas Jokubaitis).

Erreicht Barcelona Normalform, hat kaum eine Mannschaft auf diesem Kontinent eine Chance, doch davon waren die Katalanen zuletzt oft weit entfernt. Gerade die Schwankungen treiben Trainer Sarunas Jasikevicius regelmäßig in den Wahnsinn. An einem Tag spiele seine Mannschaft wunderbaren Basketball, dann sei sie plötzlich nicht mehr wiederzuerkennen. „Das ist schwer zu ertragen“, sagt die litauische Basketballlegende.

„Keine Chance zu haben, ist auch eine Chance“

Genau hier liegt Bayerns Chance. Im Vorjahr haben die Münchner bereits bewiesen, dass sie in den entscheidenden Momenten voll fokussiert sind. Damals kämpften sie sich im Viertelfinale gegen den Favoriten aus Mailand von einem 0:2 zurück und am Ende fehlten in Spiel fünf nur Zentimeter für das Erreichen des Final Fours. Diese Mentalität zeigt Bayern auch in dieser Saison, zumindest in der Euroleague. Für Trinchieri bleibt Barcelona dennoch der große Favorit. „Aber keine Chance zu haben, ist auch eine Chance“, sagte der Münchner Trainer.

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Die Marschroute für das Entscheidungsspiel ist klar. Bayern kann eigentlich nur über die Verteidigung gewinnen. In der Offensive fehlen mit den verletzten Darrun Hilliard und Corey Walden zwei der wichtigsten Scorer, doch auf der anderen Seite des Feldes sind Spieler wie Vladimir Lucic, Othello Hunter oder Nick Weiler-Babb für jeden Gegner unangenehm.

Gelingt es den Münchnern in der Anfangsphase erneut, den Gegner – und vor allem Mirotic – nicht in den Rhythmus kommen zu lassen sowie jeden Angriff zu erschweren, fängt Barcelona vielleicht an zu zweifeln. Zumal dann wahrscheinlich auch das Publikum im mit 7500 Zuschauern ausverkauften Palau Blaugrana unruhig wird. „Wir sollten dorthin fahren und den Barça-Spielern in die Augen schauen. Nicht auf die Schuhe“, sagte Trinchieri. (mit dpa)

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