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Mario Gomez hofft, dass Dortmund drei, vier, fünf Spiele verliert.

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Bayern München: Neue Ziele hinter der Spitze

Ein erstes Eingeständnis aus München: Nach dem Unentschieden in Leverkusen peilen die Bayern in dieser Saison nur noch Platz zwei an.

Franz Beckenbauer war wütend, im Fernsehstudio des Senders Sky tobte er sich richtig aus. Haufenweise „Anfängerfehler“ und „dumme Abspielfehler“ wollte der Ehrenpräsident des FC Bayern München am Samstagabend in Leverkusen gesehen haben. Einen „Kindergarten“, nannte er das aktuelle Team des Rekordmeisters, eine „Mannschaft, die meilenweit entfernt ist von einer meisterwürdigen Leistung“. Er übertrieb. Die Bayern hatten sich beim 1:1 (1:1) in der ausverkauften Bayarena in Wahrheit ordentlich verkauft.

Sie spielten zwar nicht brillant, lieferten sich mit dem schnellen und spielfreudigen Gegner aber einen spannenden Schlagabtausch, der mit einem gerechten Unentschieden endete. Bayerns Mittelfeldspieler Thomas Müller sprach zurecht von einem offenen und leidenschaftlichen Spiel, das die Bayern mit mehr Glück auch hätten gewinnen können. Frustriert war Mario Gomez, der in der Schlussminute über das Leverkusener Tor geköpft hatte. Unglücklich war auch eine Szene in der zweiten Minute: Ein regulärer Treffer Bastian Schweinsteigers zählte wegen vermeintlicher Abseitsstellung nicht. Es war eine Fehlentscheidung.

Mehr als der Verlust zweier Punkte schmerzte die Münchner aber die Erkenntnis des Spieltages, die Sportdirektor Christian Nerlinger formulierte: „Wir sollten jetzt die Plätze zwei und drei anvisieren“, sagte er. Als Achter liegt der Rekordmeister in der Bundesliga-Tabelle schon 14 Punkte hinter dem fröhlich siegenden Tabellenführer aus Dortmund. „Die Tabelle sagt schon die Wahrheit aus“, gestand Bastian Schweinsteiger. Die Aussicht der Bayern, ihren Titel erfolgreich zu verteidigen, wird immer schlechter. „Wir müssen hoffen, dass der BVB mal ein, zwei, drei, vier, fünf Spiele verliert“, sagte Mario Gomez.

Der Vergleich mit den Dortmundern bereitet den Bayern immer mehr Pein. Während den Borussen momentan alles gelingt und viele Spieler über sich hinauswachsen, fehlt es den Münchnern an Leichtigkeit und Genialität. Schweinsteiger ist der einzige Spieler, der für die Gegner nicht auszurechnen ist. Bezeichnenderweise leitete der Nationalspieler in Leverkusen alle wirksamen Münchner Offensivaktionen ein: Die Führung durch Mario Gomez zehn Minuten vor der Pause bereitete er mit einem schönen Heber vor. Der Marktwert des von internationalen Spitzenvereinen umworbenen Nationalspielers dürfte nach dem Auftritt in Leverkusen noch weiter gestiegen sein.

Toni Kroos blieb hingegen im Mittelfeld erstaunlich harmlos, im Bayer-Trikot hatte er in der Vorsaison mehr zu bieten. Müller spielt auf seiner rechten Seite zwar ansprechend, aber lange nicht so unwiderstehlich wie im Sommer bei der Weltmeisterschaft in Südafrika. Viel erhofften sich die Bayern von der Rückkehr des Franzosen Franck Ribéry, der in Leverkusen nach einer Stunde eingewechselt wurde – und farblos blieb. „Wir haben gesehen, dass es sehr schwer ist, nach einer Verletzung zurückzukommen“, sagte Bayerns Trainer Louis van Gaal.

Beten und schimpfen. Die Münchner Spieler schmerzt der Verlust von zwei Punkten in Leverkusen. Foto: dapd
Beten und schimpfen. Die Münchner Spieler schmerzt der Verlust von zwei Punkten in Leverkusen. Foto: dapd

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Und dann waren da noch die Defizite in der Abwehr, die Beckenbauer so sehr erzürnten. Besonders ärgerte ihn ein Abspielfehler von Daniel van Buyten unmittelbar vor der Pause, der schließlich zum Elfmeter und zum Ausgleich durch Arturo Vidal führte. Nach dem Aussetzer des Belgiers kam der starke Sidney Sam an den Ball. Der ungeschickte Linksverteidiger Danijel Pranjic wusste ihn nur mit einem Foul auf der Strafraumlinie zu stoppen. Ungelenk war auch der Auftritt des lange verletzten Brasilianers Breno in der Innenverteidigung. Da vieles nicht so läuft, wie sie es sich wünschen, sollten es die Bayern vielleicht so sehen: Ihr Rückstand auf den Tabellendritten Leverkusen beträgt nur fünf Punkte. Den können sie noch locker aufholen.

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