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Jahr für Jahr das gleiche Bild. Bayern jubelt, die Kokurrenz dreht geschlagen ab.

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Bayern München dominiert weiter die Bundesliga: Langweilig ist nur die Schwäche der Konkurrenz

Nach dem Sieg in Leipzig steht der FC Bayern vor der nächsten Meisterschaft. Das kann man öde finden oder auch differenzierter betrachten. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Jörg Leopold

Wie langweilig ist die Fußball-Bundesliga? Angesichts des 1:0-Sieges von Bayern München im Topspiel am Samstagabend bei RB Leipzig scheint die Antwort klar: Langweiliger geht es gar nicht, zum neunten Mal in Folge wird die Meisterschale am Saisonende nach München wandern. Und das Ganze steht dann auch noch sieben Spieltage vor Schluss mehr oder weniger fest. Alles wie gehabt also?

Kann man so sehen. Man kann allerdings auch anerkennen, wie es der FC Bayern immer wieder schafft, auf den Punkt da zu sein, selbst wenn die Voraussetzungen nicht die besten sind. Zur Erinnerung: Trainer Hansi Flick musste in Leipzig auf Robert Lewandowski verzichten, den Weltfußballer. Dazu standen fünf Spieler noch am Mittwoch bei der peinlichen 1:2-Niederlage der Nationalelf gegen Nordmazedonien auf dem Platz.

Alles vergessen, die Bayern finden immer einen Weg. Gegen Leipzig überzeugten sie mit gnadenloser Effizienz und grundsolider Abwehrarbeit. Vor allem aber waren sie mental voll auf der Höhe und bewiesen einmal mehr, dass sie sich von ihren nationalen Konkurrenten vor allem dadurch unterscheiden, dass sie ein Spiel nicht nur unbedingt gewinnen wollen, sondern es auch tun.

Natürlich, die Bayern verfügen über herausragende finanzielle Mittel. Kaum ein anderer Spieler in der Bundesliga würde bei den Münchnern aktuell einen Stammplatz für sich beanspruchen können. Sie sind im Zweifel auf jeder Position besser besetzt.

Und wenn doch einer ins Bayern-Profi passt, dann holen sie ihn nach München. So wie zur kommenden Saison Leipzigs Dayot Upamecano. Es ist allerdings davon auszugehen, dass der Abwehrspieler erst bei den Bayern sein volles Potenzial ausschöpfen wird.

Die Konkurrenz hatte in der Vergangenheit durchaus Chancen, die Bayern vom Thron zu stoßen

Es ist auch nicht so, dass die Konkurrenz in den vergangenen Jahren keine Chance auf den Titel gehabt hätte. In der Vorsaison lagen die Bayern nach 13 Spieltagen auf Tabellenplatz sieben mit sieben Punkten Rückstand auf die Spitze. Auch als die Spielzeit 2019/20 nach der Corona-Pause fortgesetzt waren es nur vier Punkte Vorsprung und Dortmund empfing den FC Bayern noch zu Hause. Das Ergebnis ist bekannt, genau wie jenes vor zwei Jahren, als der BVB am 28. Spieltag sogar als Tabellenführer nach München reiste, dort dann aber 0:5 verlor.

Auch in dieser Saison haben die Bayern nicht immer überzeugt. Sie ließen gegen Bremen oder Bielefeld zuhause Punkte liegen, Leipzig reagierte darauf mit einem 0:0 im Heimspiel gegen Köln oder einem 2:3 bei Mainz 05. Den FC Bayern dafür zu kritisieren, dass er die Bundesliga dominiert, geht an der Realität vorbei.

In den vergangenen neun Jahren war die Mannschaft auch deshalb oft so überlegen, weil die Konkurrenz einfach nicht stark genug war und nicht einmal selbst daran glaubt, die Bayern vom Thron stoßen zu können. Dass Leipzigs Geschäftsführer Oliver Mintzlaff nach dem 0:1 am Samstag am Sky-Mikrofon erklärte, das Ziel seines Klubs sei nicht die Meisterschaft gewesen, sondern das Erreichen der Champions League, sagt eigentlich schon alles.

Davon abgesehen definiert sich eine Liga nicht allein über ihren Kampf um die Meisterschaft. Und gerade hinter den Bayern und Leipzig tut sich in dieser Saison eine Menge Unerwartetes. Wer hätte zum Beispiel ernsthaft gedacht, dass Wolfsburg und Frankfurt die Champions League erreichen (und Dortmund sie vielleicht verpasst)?

Oder dass der 1. FC Union vor dem zweiten Derby 14 Punkte vor Hertha liegt? Umgekehrt war zwar allgemein erwartet worden, dass der FC Schalke 04 Probleme bekommen könnte. Dass er aber derart chancenlos in die Zweite Liga taumelt, hätte man dann vielleicht doch nicht unbedingt gedacht.

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Von sportlicher Langeweile in der Bundesliga zu sprechen, ist deshalb übertrieben. Dass sich immer mehr Fans dennoch abwenden hat andere Gründe – und die sind im Fußballbetrieb selbst zu suchen. Klar, die Nähe im Stadion fehlt. Aber trotz Krise macht das Profibusiness so weiter wie bisher oder versucht es zumindest.

Es scheint nur noch ums Geld zu gehen und wie sich mit dem Fußball noch mehr davon verdienen lässt. Das ist es, was viele Anhänger weitaus mehr stört. Und nicht, dass der Meistertitel mal wieder nach München geht. Den hat sich der FC Bayern nämlich auch in dieser Saison wieder verdient – durch Leistung auf dem Platz.

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