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Bayer Leverkusen: Schön ausgeruht

Warum Leverkusen in der Bundesliga glänzt: Gerade 24 Jahre beträgt der Altersdurchschnitt bei Bruno Labbadias Mannschaft. Für ihre offensive Begabung wurde sie schon zu Beginn der Saison allgemein gelobt.

Bruno Labbadia weiß, dass er eine besondere Mannschaft trainiert: eine besonders junge. Gerade 24 Jahre beträgt der Altersdurchschnitt bei Bayer Leverkusen, und das verlangt eine spezielle Form der Führung. Labbadia, der neue Trainer des Fußball-Bundesligisten, hat sich in dieser Woche für die entspanntere Variante entschieden. Aus gegebenem Anlass. Es gibt derzeit wenig zu mäkeln an seiner Mannschaft. Für ihre offensive Begabung wurde sie schon zu Beginn der Saison allgemein gelobt, doch jetzt überzeugt sie auch durch defensive Stabilität. Das 2:0 bei Werder Bremen zu Beginn dieser Woche war der dritte Zu-Null-Sieg der Leverkusener hintereinander. „Gegen ein Stück Euphorie habe ich nichts einzuwenden“, sagt Labbadia. „Euphorie gehört zu unserem Spiel. Wir wollen im Blickpunkt stehen und freuen uns, wenn Gutes über uns berichtet wird.“

An guten Berichten mangelt es derzeit nicht. Bayer ist im Moment der erste Verfolger des Tabellenführers Hoffenheim. „Die ganze Mannschaft, das passt einfach“, sagt Sportdirektor Rudi Völler. Der Erfolg hat einige Ursachen. Zum einen hat sich Bayer Leverkusen sehr gut verstärkt. Die offensiven Auftritte des eleganten Brasilianers Renato Augusto sind eine Augenweide. Der forsche Patrick Helmes harmoniert im Sturm perfekt mit dem immer ackernden Stefan Kießling. Und in der Innenverteidigung spielt der vom FC Barcelona ausgeliehene Brasilianer Henrique einen sicheren Part. Erleichtert wird den Verteidigern die Arbeit durch Simon Rolfes, der als souveräner Stratege im defensiven Mittelfeld der Abwehr viel Arbeit abnimmt. „Anfang der Saison haben wir Punkte durch individuelle Fehler verloren“, sagt Labbadia. „Jetzt spielen wir konzentrierter.“

Paradoxerweise gründet der Aufschwung zu einem großen Teil auf dem Misserfolg des Vorjahres. Schon damals spielte Bayer unter Michael Skibbe phasenweise sehr schönen und erfolgreichen Fußball, verspielte am Ende der Saison aber die Teilnahme am Uefa- Pokal. Das war ein schwerer Schlag für Bayer, hat für Labbadias Mannschaft aber den Vorteil, dass sie sich nun ganz auf die Liga und ihr schnelles, kräftezehrendes Spiel konzentrieren kann. Wenn die Konkurrenten aus der Bundesliga international im Einsatz sind, erholen sich die Leverkusener. „Wir hatten einen Kraftvorteil gegenüber Bremen, das hat sich bemerkbar gemacht“, gab Rolfes nach dem Sieg im Weserstadion zu. Bremen war in der vorigen Woche noch in der Champions League im Einsatz. Und Völler sagt: „Fragen Sie in Stuttgart oder Bremen nach, warum die 2007 und 2004 Meister geworden sind. Es hatte auch damit zu tun, dass sie keine zusätzliche Belastung hatten. Außer den Bayern kann das keine deutsche Mannschaft ab.“

Heute empfängt Bayer nun Wolfsburg in der Bayarena (20 Uhr), eine Mannschaft mit ähnlichen Ambitionen. Labbadia lobt die taktische Disziplin und die Laufstärke der Wolfsburger. „Wir werden viel Bewegung reinbringen müssen“, sagt Bayers Trainer. Dass seine Mannschaft als Favorit ins Spiel geht, stört den Trainer nicht: „Ich werde lieber gejagt, als dass ich jagen muss.“

Christiane Mitatselis[Leverkusen]

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