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Der Talenteschmieder. Peter Bosz setzt auf Jugend und Offensive.

© Roland Weihrauch/dpa

Bayer Leverkusen mit Ambitionen: Peter Bosz ist der Trainer fürs große Ganze

Bayer hat den Vertrag mit Peter Bosz verlängert, obwohl es nicht rund läuft – weil sie in Leverkusen überzeugt sind von seiner Spielphilosophie.

Peter Bosz hat die Pressekonferenz vor dem Rückrundenstart der Fußball-Bundesliga nicht allein bestritten. Simon Rolfes, der Sportdirektor von Bayer 04 Leverkusen, saß am Freitag fröhlich lächelnd neben dem niederländischen Trainer – aus einem besonderen Anlass.

Kurz vorher hatte der Verein bekannt gegeben, dass der Vertrag Boszs vorzeitig bis 2022 verlängert wurde. Und Rolfes legte die Gründe dar: „Wir haben bei Bayer 04 ambitionierte Ziele in allen drei Wettbewerben – in der Bundesliga, im DFB-Pokal und in der Europa League. Wir wollen attraktiven Offensivfußball spielen und Talente entwickeln. Dazu passt Peter Bosz sehr gut.“

Peter Bosz spricht bei Bayer Leverkusen von Titeln

Der Coach, der Ende 2018 als Nachfolger Heiko Herrlichs zu Bayer 04 kam, erklärte seinerseits: „Ich habe eine sehr gute Mannschaft zur Verfügung. Es ist noch Luft nach oben, doch daran wollen wir gemeinsam arbeiten. Das Ziel des Vereins und auch meines ist es, Titel zu gewinnen. Das ist in den kommenden Jahren möglich – sogar noch in dieser Rückrunde.“

In Leverkusen, von Verächtern des Klubs auch Vizekusen genannt, von Titeln zu sprechen, ist tatsächlich ehrgeizig. Zumal der 56 Jahre alte Bosz in seiner Karriere nur als Spieler, nicht aber als Trainer Meisterschaften gewonnen hat. Doch es geht hier vor allem um den Weg zum möglichen Erfolg. Der Offensivfußball Cruyff ’scher Prägung, den Bosz spielen lässt, entspricht voll und ganz dem Fußball-Ideal der Werkself, deshalb hatten die Bayer-Verantwortlichen den Niederländer auch schon 2017 holen wollen.

Doch er ging damals nach Dortmund. „Peters Spielidee passt zu uns, denn Bayer 04 steht schon seit vielen Jahren für aggressiven und dominanten Tempofußball und für große Spielfreude“, teilte Sportchef Rudi Völler am Freitag mit.

Fester Blick. Leverkusens Trainer Peter Bosz hat eine Vision.
Fester Blick. Leverkusens Trainer Peter Bosz hat eine Vision.

© Bernd Thissen/dpa

Berühmt wurde Bosz, als er 2017 mit einer sehr jungen und angriffslustigen Mannschaft von Ajax Amsterdam das Finale der Europa League erreichte – und gegen Manchester United 0:2 verlor. Unter seiner Anleitung entwickelten sich inzwischen international bekannte Talente wie Kasper Dolberg, Justin Kluivert oder Matthijs de Ligt. Bosz verließ Ajax damals trotz eines laufenden Vertrages in Richtung BVB.

Und es scheint, dass der Trainer nach seinem nur halbjährigen Engagement in Dortmund im ruhigeren, kleinen, aber mit einem guten Etat ausgestatteten Leverkusen nun ein Bundesliga-Biotop gefunden hat, in dem er sein Offensivkonzept hegen und pflegen kann.

Dass es in der Hinrunde in Leverkusen phasenweise holperte, defensive Aussetzer und schmerzhafte Niederlagen wie das 0:2 beim rheinischen Rivalen 1. FC Köln gab, dass Leverkusen nur Tabellensechster ist und nicht mehr in der Champions, sondern in der Europa League spielt, all das wird Bosz verziehen. Das große Ganze, glauben sie in Leverkusen, ist wichtiger als der Status quo. Und Bosz ist für die Klubchefs einer fürs große Ganze.

Leverkusen startet in Paderborn in die Rückrunde

Bosz selbst erklärte die Höhen und Tiefen, durch die seine Mannschaft in den vergangenen Monaten gegangen ist, unlängst im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Konstanz habe gefehlt. Um oben mitzuspielen, brauche man diese, erzählte er darin. „Aber Konstanz ist das Schwierigste im Fußball. Auch Bayern und Dortmund waren nicht konstant. Leipzig ist es am besten gelungen, deshalb stehen sie im Moment auch vorn. Doch den einen Grund für die fehlende Konstanz gibt es im Fußball nicht – dann wäre die Lösung ja auch einfach.“

In Leverkusen gibt man ihm Zeit, Lösungen zu finden. Der Trainer, der mit der Werkself am Sonntag (18 Uhr, live auf Sky) in Paderborn in die Rückrunde startet, weiß aber natürlich, dass er auch bei Bayer 04 nicht nur Ideen von Fußball, sondern auch gute Ergebnisse liefern muss. „In der Bundesliga wollen wir am Ende oben stehen und im Pokal und der Europa League so weit wie möglich kommen, bestenfalls sogar einen Wettbewerb gewinnen“, sagte er.

Sollte es tatsächlich mit einem Titel funktionieren, so wäre es der erste für Leverkusen seit dem DFB-Pokal-Sieg 1993. 1988 gewann Bayer 04 den Uefa-Pokal. Das ist alles.

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