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Wegweisend? Der Basketball will ohne Zuschauer spielen - wie seine Nachahmer aus Lego.

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Basketball setzt auf Geisterspiele: Absurd, aber legitim

Der Basketball will den Meister ohne Zuschauer in einem Turnier ausspielen. Das ist absurd, aber auch legitim in der Coronavirus-Krise. Ein Kommentar.

Nun will also auch der deutsche Basketball Geisterspiele spielen. Unbedingt und ohne Rücksicht auf Verluste bei den Zuschauereinahmen. Nach dem deutschen Profifußball hat die Basketball-Bundesliga (BBL) beschlossen, ihre Saison zu Ende zu bringen. In einem Turnier, an einem Ort, mit nur zehn von 17 Teams, ohne Zuschauer. Eine Fortsetzung der unterbrochenen Spielzeit ist das nicht, nur ein Ersatz. Das ist womöglich legitim in der Coronavirus-Krise, aber auch schräg.

Eine normale Saison wäre nach der Hauptrunde mit den Play-offs abgeschlossen worden in der BBL. Insofern ist der neue, angedachte Modus absurd. Das Eishockey hat seine Saison abgebrochen und niemanden zum Meister gekürt, Handball die Spielzeit auf der Strecke beendet und Kiel zum Meister ernannt und der Basketball ändert nun während eines Wettbewerbs die Durchführungsbestimmungen.

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Das Eishockey liegt wohl rein sportlich gesehen korrekt, aber unbefriedigend ist der Saisonausgang in der Deutschen Eishockey-Liga natürlich sehr – genauso wie in der Handball-Bundesliga mit einem Meister, der sich nicht so recht freuen konnte.  

Dass der Basketball also so ein quergedachtes und wohl gut realisierbares Projekt angeht, ist trotz aller Bedenken beim sportlichen Wert dieser Idee interessant und mutig – schließlich ist der Sport nach den Zuschauerzahlen gesehen sogar die Nummer drei unter den Sportarten (hinter dem Fußball und Eishockey, aber noch vor Handball) und wie alle Sportarten abseits der Fußball-Bundesliga in seiner Struktur von Zuschauereinnahmen abhängig.

Allerdings hat Basketball einen Vorteil: Material und Reisekosten sind kleinere Posten als bei den anderen Sportarten. Ob dann so ein Turnier wirklich nicht nur den (hoffentlich gesund bleibenden) Spielern Spaß macht, werden die Fans entscheiden – als Zuschauer beim Streamingdienst.

Und vielleicht steigt ja sogar noch ein TV-Sender groß ein, der Geschäftsführer der Frankfurt Skyliners orakelt voller Euphorie gar, dass die "ganze Welt" auf die deutsche Basketball-Liga blicken wird. Wenn die ganze Welt am Schirm zuschaut, dann hätten die Basketballer sogar einen Wurf von der Dreierlinie gelandet mitten in der Krise. Immerhin hat der Basketball nun ein Ziel vor Augen, auf das hinarbeiten kann. Also eine Perspektive – und das ist gut.

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