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Viele harte Duelle gab es in Spiel vier, hier Berlins Spencer Butterfield (l) gegen Münchens Jared Cunningham.

© Annegret Hilse/dpa

Basketball-Meisterschaft: Alba Berlin erzwingt Entscheidungsspiel in München

Alba Berlin kämpft einen großen Kampf gegen Bayern München und wird mit einem 72:68 belohnt. Am Samstag fällt die Entscheidung um die deutsche Meisterschaft.

Zwischenzeitlich schien es, als hätten die Spieler auf dem Parkett und die Zuschauer auf den Tribünen das Motto des Tages etwas zu wörtlich genommen. Vor dem vierten Spiel der Finalserie um die deutsche Meisterschaft zwischen Alba Berlin und Bayern München war allerorts von „Do or die“ gesprochen worden, gewinnen oder sterben also. Im US-Sport ist das eine gängige Formulierung, wenn eine Mannschaft mit dem Rücken zur Wand steht und unbedingt einen Sieg braucht. Wie die Basketballer von Alba. Die kämpften gegen die Münchner dann auch, als ginge es um Leben und Tod. Phasenweise gab es mehr strittige Kontakte als erfolgreiche Würfe, dauernd hechteten die Profis nach dem Ball auf den Boden und die ohnehin lauten Berliner Fans droschen so fanatisch auf ihre Klatschpappen ein, dass einem angst und bange werden konnte.

Anders als im ersten Heimspiel vor einer Woche, als die Berliner von der Atmosphäre gehemmt wirkten, reagierten sie am Mittwoch jedoch ausgezeichnet. Nach 40 unfassbar intensiven Minuten gewann Alba vor 11 722 Zuschauern in der Arena am Ostbahnhof 72:68 (12:14, 17:20, 22:19, 21:15). In der Finalserie steht es nun 2:2 nach Siegen und Alba wahrt die Chance auf die erste Meisterschaft seit zehn Jahren. Die Entscheidung um den Titel fällt damit definitiv am kommenden Samstag in München.

Im ersten Viertel waren keine sechs Minuten gespielt, da deutete sich schon an, in welche Richtung sich das Spiel entwickeln würde. Marius Grigonis schlug Stefan Jovic den Ball aus der Hand und wurde beim Versuch, sofort zum Korb zu ziehen, vom Münchner hart gestoppt. Die Pfeifen der Schiedsrichter blieben jedoch stumm. Was folgte, war eine wilde Sequenz, wie es sie bei Alba in dieser Saison selten zu sehen gab. Die zu diesem Zeitpunkt lasche Linie der Unparteiischen nutzend, schmissen sich beide Mannschaften in die Zweikämpfe, während der Vorsinger aus dem Alba-Block durch die Halle lief und die Zuschauer weiter animierte. Es war ein packendes Duell, das mit Basketball nur am Rande zu tun hatte und Alba eigentlich gar nicht liegt. Bei der extrem hohen Intensität gelang es keiner der beiden Teams, die eigene Offensive konzentriert durchzuziehen. Viele Fehler und unterirdische Wurfquoten – Alba traf 31 Prozent seiner Würfe, München sogar nur 20 – sorgten dafür, dass zum Ende des Viertels nur 26 Punkte auf der Anzeigetafel standen.

Das Finale wogte nun hin und her

Die Münchner gingen also mit einer knappen Führung in das zweite Viertel, anders als zuletzt ließen sich die Berliner davon aber nicht beeindrucken. Sie kämpften an den Brettern um jeden Rebound und gingen nach wenigen Minuten wieder in Führung. Vor allem Kapitän Niels Giffey war in dieser Phase mit neun Punkten sehr treffsicher. Die zwischenzeitliche Euphorie wich in den letzten Sekunden der ersten Halbzeit aber großer Besorgnis. Am Ende eines Alba-Angriffs blieb Marius Grigonis mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden liegen und musste, von zwei Betreuern gestützt, vorzeitig in die Kabine.

Doch im letzten Heimspiel und im Angesicht des drohenden Saisonendes sind Schmerzen und Probleme relativ. Schon einige Minuten vor seinen Kollegen war Grigonis nach der Halbzeitpause wieder auf dem Parkett. Der Litauer testete das angeschlagene Sprunggelenk und biss auf die Zähne. Play-offs tun halt weh. Das war auch Spencer Butterfield und Peyton Siva anzusehen, die mit einem Veilchen unter dem linken Auge beziehungsweise einem Tapeverband um den ausgekugelten kleinen Finger spielten.

Das Signal war klar, Alba würde nicht aufgeben und die Bayern waren von der Berliner Hartnäckigkeit durchaus beeindruckt. Zudem fand die Mannschaft von Trainer Aito Garcia Reneses langsam zurück zu ihrem guten Passspiel und drehte das Spiel mit einem 8:0-Lauf, an dem vor allem Joshiko Saibou mit einigen Punkten und wichtigen Rebounds großen Anteil hatte. München schlug jedoch zurück. Das Finale wogte nun hin und her. Wie in einem Boxkampf suchten beide Teams den Wirkungstreffer, den Lauf, der das Spiel entscheidet. Ins letzte Viertel ging es jedoch auch mit einem minimalen Vorsprung für die Gäste. Das Spiel lebte von seiner ungemeinen Spannung. Jede Aktion konnte nun entscheidend sein und es ging ein Raunen durch die Halle als Stefan Peno, Grigonis und MVP Luke Sikma jeweils einen Freiwurf vergaben. Alba konnte sich allerdings auf seinen Kapitän verlassen. Mit zwei Aktionen, die der Amerikaner als Big Plays bezeichnen würde, hielt der überragende Giffey (20 Punkte) seine Mannschaft im Spiel. In der letzten Minute hatte Alba dann die etwas besseren Nerven und blieb, ganz getreu dem Motto des Tages, noch einmal am Leben.

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