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Auf dem Sprung. Albas Jonas Mattisseck (Mitte) ist erst 19 Jahre alt und steht nun vor seinem Debüt in der Basketball-Nationalmannschaft.

© dpa

Basketball: Alba-Talent Jonas Mattisseck: Spielen und pauken

Auf Jonas Mattisseck prasselt derzeit viel ein: Abiprüfungen, Bundesliga, Nationalmannschaftsdebüt. Am Sonntag spielt der 19-Jährige mit Alba Berlin in Bonn.

Eigentlich hätte sich die Länderspielpause perfekt geeignet. Zwei Wochen ohne Spiele für Alba Berlin, keine weiten Auswärtsreisen, vielleicht ein oder zwei freie Tage mehr. Für Jonas Mattisseck wäre es die Gelegenheit gewesen, um sich intensiv auf seine Abiturprüfungen im April vorzubereiten. Doch daraus wird nun nichts. Am vergangenen Donnerstag wurde der 19 Jahre alte Aufbauspieler von Bundestrainer Henrik Rödl erstmals in die deutsche Basketball-Nationalmannschaft berufen. "Ich stehe in sehr engem Kontakt mit Henrik und er hat mir schon nach unserem Spiel am Dienstag gegen Belgrad gesagt, dass es sehr gut aussieht und ich mich darauf vorbereiten soll, dass es vielleicht klappt mit der Nominierung", erzählt Mattisseck.

Statt stundenlang am heimischen Schreibtisch in Lichtenrade zu sitzen, wird er mit der Nationalmannschaft die letzten zwei Spiele in der WM-Qualifikation absolvieren. Das deutsche Team hat die Teilnahme an der Weltmeisterschaft im August und September in China bereits sicher, auch deshalb gibt Rödl einem hochveranlagten, aber noch sehr unerfahrenen Talent wie Mattisseck gegen Israel (21. Februar in Tel Aviv) und Griechenland (24. Februar in Bamberg) so früh eine Chance. Gerade mal 24 Einsätze für die erste Mannschaft von Alba stehen für den Berliner, der noch nicht mal einen Profivertrag hat, bisher zu Buche. "Man erwartet natürlich nicht, dass es so schnell geht", sagt Mattisseck.

Mattisseck pendelt zwischen Alba und der dritten Liga

Von seinem Gymnasium, dem Schul- und Leistungssportzentrum in Höhenschönhausen, wird er für diese Zeit ebenso freigestellt wie für das Training oder die Spiele mit Alba. "Das ist das Gute an der Sportschule", sagt Mattisseck. "Die Lehrer schicken mir die Materialien dann zu, damit ich den Stoff nacharbeiten kann." Auch bei der Nationalmannschaft wird es daher nicht ohne Lernen gehen. Die Prüfungen kommen näher und es gibt noch viel zu tun, nicht nur in den Leistungskursen Sport und Englisch. Die schulischen und sportlichen Verpflichtungen unter einen Hut zu bringen, sei zwar schwer und anstrengend. "Ich mache das aber für Dinge, die ich sehr gerne mag", sagt Mattisseck.

Der Spaß am Basketball ist ihm bei jedem Training, bei jedem Spiel anzusehen. Einen Tag vor Heiligabend warf er Alba mit fünf Dreiern und 15 Punkten gegen Bayern München ins Pokal-Halbfinale. Kurz darauf waren einige arrivierte Profis von ihren Verletzungen zurück und Mattisseck spielte wieder in der dritten Liga bei Kooperationspartner Lok Bernau. Nun wird er aufgrund von Verletzungsproblemen auf den Guard-Positionen – für Stefan Peno ist die Saison wegen einer schweren Knieverletzung vermutlich beendet, Peyton Siva und Joshiko Saibou stehen gerade erst vor ihrer Rückkehr in den Kader – erneut bei den Profis gebraucht. Dieses Hin und Her nimmt er erstaunlich locker. Und für seine 19 Jahre wirkt er schon sehr reif – auf und abseits des Parketts.

Daher macht sich auch Mattissecks Vereinstrainer vor dem Bundesliga-Spiel der Berliner am Sonntag in Bonn (18 Uhr, live bei "Magentasport") keine großen Sorgen, dass ihm die Nominierung zu Kopf steigen könnte. "Wenn du unter den 16 Spielern im Nationalteam bist, ist das für dich persönlich eine sehr wichtige Sache, trotzdem musst du auf dem Boden bleiben", sagt Aito Garcia Reneses. "Ich denke, Jonas wird das schaffen, denn er ist ein sehr cleverer Junge." Wichtig sei vor allem, dass er sich nicht zu viel Druck mache. Talente in Mattissecks Alter könnten nicht immer gut spielen, diese Konstanz komme erst mit viel Arbeit und Erfahrung. "Er muss einfach in jedem Spiel seine gesamte Energie einbringen."

Dass sich Mattisseck in etwas mehr als einem Jahr seit seinem Debüt für Albas Profiteam im Januar 2018 schon so gut entwickelt hat, wäre ohne Reneses wohl nicht vorstellbar. Der spanische Trainer gilt nicht umsonst als einer der besten Talentförderer der Basketballwelt und die Fortschritte von Spielern wie Mattisseck, Franz Wagner, Tim Schneider oder Peno sind Zeugnis seiner Arbeit. "Es ist unglaublich, wie sehr er uns hilft, wie er uns keinen Druck macht und uns alles beibringt, damit wir unsere Leistung bringen können", sagt Mattisseck über Reneses. Wenn Jonas Mattisseck in der Schule nur halb so gute Lehrer hat wie beim Basketball, sollte beim Abitur eigentlich nichts schiefgehen.

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