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Allein gegen Alle. Das klappte bei Lionel Messi diesmal nicht so richtig.

© Reuters

Barcelona-Star Lionel Messi: Der Spaziergänger von Westend

Im Finale der Champions League gegen Juventus Turin verschafft sich Lionel Messi gehend und nicht sprintend Raum. Im entscheidenden Moment macht der Argentinier dann aber Ernst.

Kurz vor dem Halbzeitpfiff landete er im Torlinienaus, überschlug sich einmal und musste doch lächeln. Lionel Messi, der beste aktive Fußballer des Planeten, der zu gerne das Spiel Mann gegen Mann sucht, hatte sich soeben mit fünf Gegenspielern angelegt und auf engstem Raum zu einem seiner oft unwiderstehlichen Slalomdribblings angesetzt. Es sollte dieses Mal nicht ganz aufgehen, der Platz war etwas zu kurz, oder Messi zu schnell. Man konnte es aber auch anders sehen – auch im Fallen zeigt Messi Leichtigkeit.

Diese Berliner Nacht hat viele wunderbare und großartige Fußballer auf dem Rasen des Olympiastadions zusammengeführt – und eben diesen einen brillanten. Der 27 Jahre alte Argentinier, vierfacher Weltfußballer, überstrahlt sie alle. Auch deswegen konnte er nach einem aufregenden Spiel mit seinem FC Barcelona nach 2006, 2009 und 2011 auch zum vierten Mal den wichtigsten europäischen Vereinspokal gewinnen.

Es ist eine helle Freude, den nur 1,69 Meter großen Messi am Ball zuzuschauen. Doch wenn er nicht den Ball hat, dann zeigt sich seine eigentliche Größe. Manches Mal steht er einfach so herum, wie angewurzelt auf einen Fleck, oder aber er spaziert ein bisschen über das Grün. Das kann minutenlang so gehen, irgendwo auf halbrechts in der Hälfte des Gegners.

Ohne Ball wird Messi ganz selten sprinten. Um sich eventuell für ein Anspiel anzubieten. Das muss er nicht. Messi verschafft sich im Spaziergang seinen Raum. Und wenn er dann den Ball irgendwoher bekommt, dann kann er aus dem Stand so selten erlebt beschleunigen, sich, den Ball oder das ganze Spiel.

Lionel Messi überzeugt diesmal nicht als Torschütze, sondern mit kleinen Einlagen

Als Messi in diesem Finale das erste Mal an den Ball kam, sollte wenig später das 1:0 fallen. Dicht an der rechten Außenlinie den Ball annehmend, drehte er seinen Körper in Richtung Feldmitte, dann passte er aus dem Fußgelenk rüber auf die andere Seite zu Jordi Alba. Zwei Stationen weiter war Ivan Rakitic freigespielt, der die Führung erzielte. Es waren gerade mal drei Minuten gespielt.

Viele können solche Pässe, die im Handstreich den ganzen Laden durcheinander bringen, nicht spielen, schon gar nicht in der Häufigkeit wie Messi. Er sieht sich eben nicht zwangläufig am Ende der offensiven Verwertungskette, sondern kann auch andere glänzen lassen. „Wenn Leo in Form ist, kann man ihn nicht verteidigen“, hatte gerade erst wieder sein früherer Trainer Pep Guardiola erzählt, der mit seinem FC Bayern im Halbfinale an Messi und Kollegen gescheitert war. Sagenhafte 58 Tore hat Messi allein in dieser Spielzeit erzielt. Er ist Rekordtorschütze der Primera Division (286) und der Champions League (77 Tore in 98 Spielen).

Irgendwann Mitte der zweiten Halbzeit machte Messi mal kurz Ernst

An diesem Abend sind es vor allem die kleinen Einlagen des Lionel Messi, die dieses Champions-League-Finale so bereichern und oft ein Raunen von den Rängen hervorrufen. Irgendwann Mitte der zweiten Halbzeit, Juventus war der Ausgleich gelungen und etwas im Aufwind, da machte Messi mal kurz Ernst. Auf Höhe der Mittellinie nahm er den Ball an sich und stürmte los aufs Tor von Gianluigi Buffon. Messi ließ dabei zwei, drei Turiner stehen und schoss. Buffon konnte den Ball nicht festhalten, schließlich war Luis Suarez im Nachschuss erfolgreich.

Barcelona führte wieder, erneut hatte Messi das Tor eingefädelt. Dann nahm er sich wieder eine kleine Auszeit, ging spazieren und schaute sich das Treiben der anderen beinahe teilnahmslos an. Als wäre nichts passiert.

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